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08.09.2016 Brüssel

Cyber-Sicherheit und Europas Rolle im Zeitalter der Digitalisierung

Veranstaltung von VDE und Infineon Technologies in Brüssel

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8.9.2016 Cybersecurity
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BRÜSSEL, 8. September 2016. EU-Kommissar Günther H. Oettinger sieht Europas Industrie gut aufgestellt, sich der wachsenden Herausforderung der Cyber-Sicherheit zu stellen. Doch nur in enger europäischer Kooperation zwischen Politik, Wirtschaft und Verwaltung sei die enorme Herausforderung auch im Alltag des wachsenden Datenverkehrs zu bewältigen: „Wir brauchen Teamwork auf europäischer Ebene, wenn wir in der großen und wachsenden Weltmarktkonkurrenz eine Rolle spielen wollen“, sagte der für Digitale Wirtschaft und Gesellschaft zuständige Kommissar in Brüssel bei einer vom VDE und der Infineon Technologies AG organisierten Expertendiskussion in der EU-Vertretung des Landes Nordrhein-Westfalen.

Bei der von Europa angestrebten Schaffung einer Digitalen Wirtschaft sei neben dem Kommunikationsstandard 5G kein Thema so bedeutend wie die Gewährleistung der Cyber-Security, sagte Oettinger. Datenschutz sei immer zentral gewesen, man müsse ihn jedoch rational und nicht emotional diskutieren. Datensicherheit werde angesichts eines täglich gewaltigen Anstiegs der Datenmenge – etwa in der Energie- und Wasserversorgung oder in der Gesundheit – immer wichtiger und spiele eine entscheidende Rolle für das Funktionieren des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens.

8.9.2016 Cybersecurity
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Zeitverzug beim gebotenen gemeinschaftlichen Handeln könne sich Europa nicht erlauben. Denn in den Unternehmen und bei den Bürgern sei das Internet der Dinge längst Realität. Oettinger zeigte sich erfreut, dass die für die Umsetzung der Richtlinie zur Netz- und Informationssicherheit (NIS) wichtige EU-Agentur für Netz- und Informationssicherheit (ENISA) auf die Expertise aus der Privatwirtschaft zurückgreifen könne. Mit Blick auf das wichtige Thema der Zertifizierung von Cybersecurity-Systemen sei eine enge Zusammenarbeit mit der Wirtschaft geboten. Einmal etabliert, könne ein europäisches Zertifizierungssystem einen weltweiten Maßstab setzen.

Oettinger: Investitionspotential für Cyber-Sicherheit rund zwei Milliarden Euro

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Oettinger sieht für die kommenden Jahre in der Datensicherheit ein Investitionsvolumen von rund zwei Milliarden Euro: jeder Euro, den öffentliche Stellen investierten, würde schätzungsweise durch einen dreifachen Betrag von Seiten der Industrie ergänzt.

Infineon-Chef und Mitglied im VDE-Präsidium Dr. Reinhard Ploss teilte die Haltung Oettingers und begrüßte die eingeleiteten Initiativen. Europa habe die Kompetenzen Cyber-Sicherheit zu gewähren. „Europa kann im Zeitalter der Digitalisierung auch eine enorme Rolle bei der Standardsetzung zur Datensicherheit spielen“, erläuterte Ploss.

In der Podiumsdiskussion waren sich die Experten einig, dass Datensicherheit längst nicht mehr ein Problem sei, das sich auf Software beschränken lasse. Der Leiter der Fraunhofer-Einrichtung für Mikrosysteme und Festkörper-Technologien (EMFT), Mitglied im VDE-Präsidium sowie Moderator der Veranstaltung, Prof. Dr. Christoph Kutter, wies darauf hin, dass sich das Problem der Datensicherheit auch zunehmend bei der Hardware stelle.

Atos SE-Technikchef Philippe Vannier erläuterte die rasante Entwicklung von Hochleistungsrechnern. Diese führe dazu, dass im Jahr 2020 mindestens 15 Milliarden Objekte miteinander verbunden seien. Damit existiere keine Alternative zur Entwicklung von Datensicherheitslösungen. Insbesondere bei der Verfolgung von Angriffen auf Datensysteme durch Hacker gebe es derzeit noch Aufholbedarf.

Im Kampf gegen die Cyber-Kriminalität will Europa alle Kräfte bündeln

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Auch Dr. Paul Timmers, Direktor für digitale Gesellschaft in der Generaldirektion CONNECT der EU-Kommission, ging auf die vielfältigen Hackeraktivitäten ein, die es notwendig machten, ein geeignetes Sicherheitssystem zu entwerfen. Hier sieht der EU-Spitzenbeamte die europäische Industrie gefordert, Initiativen zum Umgang mit dem „Internet der Dinge“ zu ergreifen.

VDE-Vorstandsvorsitzender Ansgar Hinz betonte, dass für all dies in Gesellschaft und Wirtschaft das Bewusstsein für Datensicherheit und Datenschutz geschärft werden müsse: „Cyber-Sicherheit muss Bestandteil des täglichen Handelns werden.“ Die Datenwelt werde zwar nicht immer komplizierter, jedoch komplexer. Daher bestehe die Aufgabe darin, Komplexität zu managen, und abgestimmte Standards für verschiedene Sicherheitsebenen zu etablieren.

Auch der Europaabgeordnete Dr. Paul Rübig sprach sich für ein beherztes europäisches Vorgehen sowie Sicherheitsvorkehrungen aus, die möglichst bei allen Anwendungen eingesetzt werden könnten. Der Österreicher verwies auf den Forschungs- und Beratungsbedarf im Hinblick auf die politische und rechtliche Behandlung der neuen Technologien.

Einig waren sich die Diskutanten in der Forderung, nicht auf Datensicherheitsnetzwerke von außen zu warten, sondern selbst tätig zu werden. Denn bei Angeboten aus Amerika, Russland oder Asien könne Europa nicht mitgestalten, sondern lediglich zustimmen oder ablehnen, hieß es in der lebhaften Diskussionsveranstaltung, die von mehr als 130 interessierten Teilnehmern aufmerksam verfolgt wurde.

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