In der modernen Medizin gewinnen Konzepte künstlicher Intelligenz stetig an Bedeutung. "Kognitive Systeme" sind dafür ein Beispiel. Sie sollen die Prozesse der Anamnese und Differentialdiagnose verbessern. Sie verstehen natürliche Sprache, können logische Schlüsse ziehen und lernen aus der Interaktion mit Daten und Benutzern. Sie ermöglichen es, die digitale Datenflut effizienter zu nutzen und neue Erkenntnisse aus großen, polystrukturierten und mehrdeutigen Informationsmengen zu ziehen.
Ein Beispiel ist die Diagnose von seltenen Erkrankungen. Eine Krankheit gilt als selten, wenn weniger als eine von 2000 Personen davon betroffen ist. In Europa sind etwa 30 Millionen Menschen von ca. 7000 bekannten seltenen Erkrankungen betroffen. Am Zentrum für unerkannte und seltene Erkrankungen der Uniklinik in Marburg befasst man sich damit seit vielen Jahren. Die betroffenen Patienten haben zumeist eine lange Leidensgeschichte und unzählige Arztbesuche hinter sich. Damit verbunden sind große Mengen an krankheitsbezogenen Informationen wie Labortests, klinischen Berichten, Arzneimittelverschreibungen, radiologischen Untersuchungen und Pathologie-Berichten. Um die Auswertung dieser Informationsflut zu beschleunigen und insgesamt zu verbessern, bedient man sich in einem Pilotprojekt der Hilfe von IBM's Watson-System. Das kognitive System soll hier auch helfen, das sich exponentiell vermehrende medizinische Wissen besser zu nutzen, und den Patienten eine evidenzbasierte und individuell optimierte Behandlung zukommen zu lassen.