Professor Depenbrock (rechts) in Diskussion während der Konferenz ISNCC 2008

Professor Depenbrock (rechts) im Fachgespräch mit Professor Czarnecki (links) in 2008

| Volker Staudt
25.02.2019 Kurzinformation

Prof. Dr.-Ing. Manfred Depenbrock

Am 30. Januar 2019 ist Professor emer. Dr.-Ing. Manfred Depenbrock gestorben, nachdem er noch am 11. Januar in guter Gesundheit seinen neunzigsten Geburtstag feiern konnte.  Hier finden Sie einen kurzen Überblick über seinen beruflichen Werdegang.

Aus Bielefeld gebürtig, studierte er an der TH Hannover elektrische Energietechnik. 1954 begann er sein Berufsleben in der Gleichrichterabteilung der Brown Boveri & Cie. in Mannheim und stieg zum Leiter der Zentralen Entwicklung für Elektronik auf; 1962 wurde er extern an der TH Hannover promoviert. 1968 nahm er den Ruf an die neu gegründete Ruhr-Universität Bochum an und baute den Lehrstuhl für Erzeugung und Anwendung Elektrischer Energie auf; 1994 wurde er emeritiert.

M. Depenbrock leistete wesentliche Beiträge zur Entwicklung der Leistungselektronik, besonders für die moderne Bahnantriebstechnik. Seine grundlegenden Arbeiten zum Blindleistungsbegriff wurden nicht zuletzt durch die ETG-Blindleistungstagung 1977 prägend, sie haben sich praktisch bei der dynamischen Blindleistungskompensation bewährt und sind weltweit unter dem Schlagwort Fryze-Buchholz-Depenbrock- (FBD-) Methode anerkannt. Aus ihnen ging in den siebziger Jahren der Vierquadrantsteller als der weltweit eingesetzte Netzstromrichter für Triebfahrzeuge mit Drehstromantriebstechnik am Wechselstromfahrdraht hervor.

1984 entwickelte M. Depenbrock für umrichtergespeiste Hochleistungs-Drehfeldantriebe die Direkte Selbstregelung (DSR). Sie leitet die Schaltbefehle des Pulswechselrichters direkt aus den Werten von Statorfluss und Drehmoment ab, die ein Rechnermodell aus den elektrischen Klemmengrößen der Maschine bildet. Aus ihr ging die Indirekte Statorgrößen-Regelung (ISR) für die in den neunziger Jahren die GTO-Wechselrichter ablösenden IGBT-Wechselrichter hervor, die die Robustheit des direkten Statorgrößen-Regelungsansatzes mit den im Bahnbereich besonders geschätzten Vorzügen der Pulsweitenmodulation vereint. Sie bildete die Basis für das seit 2000 in Nahverkehrstriebwagen eingesetzte Verfahren zum drehgeberlosen Betrieb der Drehstromfahrmotoren.

Professor M. Depenbrock blickte auf über 65 viel beachtete Veröffentlichungen und 57 Patenterteilungen sowie 31 „Doktorsöhne“ zurück. Er wirkte als Leiter des ETG-Fachausschusses 5 "Elektronik in der Energietechnik", als Mitherausgeber des (früheren) etz-Archivs (jetzt ETEP), im IEC 22 sowie im UK 331.1 der DKE. Er erhielt die Ehrenringe des VDI wie des VDE, den Heinrich-Hertz-Preis der Universität Karlsruhe und den Ernst-Blickle-Preis der SEW-Eurodrive-Stiftung und ist Fellow des IEEE.
Seine Freunde, Fachkollegen und Schüler erinnern sich Manfred Depenbrocks in Hochachtung und herzlicher Dankbarkeit!

Andreas Steimel

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