Konzeptionelles Denken zeichnete Kittler bei der Gestaltung der elektrischen Anlagen aus. Er behielt dabei das Gesamtsystem und das Zusammenwirken der Einzelkomponenten im Blick. Bei dem spezifischen Know-how über die Leistungsfähigkeit der Einzelkomponente war das Wissen des Herstellers natürlich größer. Kittler schickte demzufolge auch die entsprechenden Anfragen zu den Anbietern, wenn Detailfragen zum Leistungsprofil der Komponenten aufkamen. Seine Planungsmaxime war stets der möglichst unkomplizierte Aufbau einer Anlage. Den unterschiedlichen Lichtbedarf in Abhängigkeit von der Tageszeit löste er bevorzugt durch Maschinen unterschiedlicher Leistung und umging den Parallelbetrieb mehrerer Dynamomaschinen.
Das "Darmstädter Modell"
Allein zwischen Dezember 1888 und Mai 1889 war Kittler mit 34 Elektrifizierungsprojekten für Industrie und Kommunen befaßt. Kittler sichtete und prüfte die Angebote, die nach der Ausschreibung der Projekte bei seinen Auftraggebern eingingen. Dabei gab er Empfehlungen ab, überließ die endgültige Entscheidung aber stets seinen Kunden. War aber der ausgehandelte Preis in seinen Augen zu hoch, bemühte sich Kittler meist erfolgreich um niedrigere Einkaufspreise.
Konzeptionelles Denken zeichnete Kittler bei der Gestaltung der elektrischen Anlagen aus. Er behielt dabei das Gesamtsystem und das Zusammenwirken der Einzelkomponenten im Blick. Bei dem spezifischen Know-how über die Leistungsfähigkeit der Einzelkomponente war das Wissen des Herstellers natürlich größer. Kittler schickte demzufolge auch die entsprechenden Anfragen zu den Anbietern, wenn Detailfragen zum Leistungsprofil der Komponenten aufkamen. Seine Planungsmaxime war stets der möglichst unkomplizierte Aufbau einer Anlage. Den unterschiedlichen Lichtbedarf in Abhängigkeit von der Tageszeit löste er bevorzugt durch Maschinen unterschiedlicher Leistung und umging den Parallelbetrieb mehrerer Dynamomaschinen.
Das "Darmstädter Modell"
Mit dem Begriff des "Darmstädter Modells" hat Wolfgang König, Berliner TU-Professor für Technikgeschichte, die Leistungen Erasmus Kittlers als Hochschullehrer und Elektrifizierungsberater umschrieben (Technikgeschichte Band 54, Heft 1, 1987, VDI Verlag). Durch die Berufung Kittlers nach Darmstadt und seine Pionierleistungen war die Technische Hochschule in Darmstadt mit Elektrotechnik als eigener Fachabteilung den Technischen Hochschulen anderer Städte weit voraus. Erst 1895 fand sich in Karlsruhe die zweite Technische Hochschule, welche der Elektrotechnik eine eigenständige Abteilung zugestand. Dies erschien damals aber nicht weiter verwunderlich, da führende Köpfe der Zeit (darunter Werner von Siemens) die Elektrotechnik als reine Hilfswissenschaft bzw. Zusatzdisziplin für andere Studiengänge betrachteten. Insbesondere einer Abtrennung der Elektrotechnik vom Maschinenbau wurde heftig widersprochen.
Kennzeichnend für das "Darmstädter Modell" waren der Praxisbezug der Lehre. Kittlers Erfahrungen außerhalb der Hochschule als Projektleiter, Gutachter und Berater für unterschiedlichste Elektrizitätsprojekte fanden Eingang in die Darmstädter Elektrotechnikausbildung. An den Elektrifizierungsprojekten Kittlers arbeiteten Studenten höherer Semester und Assistenten mit. Das Ergebnis war ein Technologietransfer durch Personen, der einen permanenten Austausch zwischen Industrie und Hochschule sicherstellte.
Entsprechend dieser Schule waren die Darmstädter Absolventen bestens für die Aufgaben der Industrie gerüstet. Die Projektarbeit Kittlers betraf Bereiche, die in der Folgezeit außerordentliche Zuwachsraten verzeichneten. Um die Jahrhundertwende waren die meisten der ausgebildeten Elektroingenieure mit der Projektarbeit für elektrische Anlagen beschäftigt. Sie taten das als sogenannte "Zivilingenieure", die in Ingenieurbüros beratend tätig waren. Weitere Arbeitsfelder fanden sie als Beschäftigte der aufstrebenden elektrotechnischen Industrie oder als Angestellte in Betreiber- und Überwachungsfunktion innerhalb der Anlagen selbst.
Das "Darmstädter Modell" der praxisorientierten Ausbildung und die langjährige Alleinstellung der damaligen TH Darmstadt in der Elektrotechnik sicherte den Absolventen den Eingang in die leitenden Positionen der aufstrebenden Elektroindustrie. Der Werdegang der Schüler Kittlers macht das deutlich.
Die Schüler Kittlers
Die Schüler von Erasmus Kitller in der Elektrotechnik und schrieben ein bedeutendes Stück Technikgeschichte. So gelang es dem aus Petersburg stammenden Michael von Dolivo Dobrowolsky, Kittlers Inhalte mit seinen eigenen Erfindungen und Entwicklungen in die Praxis umzusetzen. Es sind die Jahre, in denen Wechselstrom und Gleichstrom noch miteinander um die beste Verteilungsform der elektrischen Energie konkurrierten. Dolivo Dobrowolsky machte dem Wechselstrom den Weg frei: Als Chefelektriker bei AEG in Berlin gelang ihm 1889 die Erfindung des Drehstrommotors.
Als weiterer Schüler Kittlers entwickelte Waldemar Petersen die nach ihm benannte Petersenspule. Diese erste Erdschlußlöschspule erhöhte die Betriebssicherheit der Energieversorgung. 1911 trat Petersen eine außerordentliche Professur für Hochspannungstechnik an. In dieser Disziplin wurde Darmstadt zum führenden Lehrstuhl. Bei der AEG in Berlin wurde er 1926 als technischer Generaldirektor in den Vorstand berufen.
Die Elektrifizierung
Auch wenn das elektrische Licht vom Preis nicht mit der Gasbeleuchtung konkurrieren konnte, lagen seine Vorteile auf der Hand: Die Luft blieb unverbraucht, denn keinerlei Sauerstoff wurde verbrannt, weder Ruß noch Abgase belasten die Umgebung. Ein Brand- und Explosionsrisiko wie beim Gaslicht war auszuschließen. Das teurere elektrische Licht verdrängte das Gaslicht zunächst aus den Repräsentationsbauten und von öffentlichen Plätzen. Schließlich verschwand das Gaslicht aus ganzen Kommunen. Elektrisches Licht wurde zu einem Symbol für den Fortschritt in Städten und Gemeinden.