Zusammenfassung der Vortragsblöcke
In 8 Vortragsblöcken wurden mit 34 Referaten die inhaltlichen Schwerpunkte des Tutorials thematisiert und diskutiert.
Der Einführungsblock gab einen Überblick über die aktuell gültigen und in Bearbeitung befindlichen technische Anschlussregeln für Verteilnetze mit den Aktivitäten des FNN. In einem weiteren Beitrag wurde das Ergebnis der gemeinsamen Taskforce von ETG, FNN und ITG zu „Schutz- und Automatisierungstechnik in aktiven Verteilungsnetzen“ vorgestellt. Aus Sicht der Leistungselektronik wurde für die Netzfachleute beschrieben: „Was hätten Sie schon immer gerne über Leistungselektronik gewusst?“. Der Einführungsblock wurde vom Tagungsleiter moderiert.
Der 2. Sitzungsblock befasste sich mit übergreifenden Schutzthemen:
- Der „alte“ Kurzschlussstrom im „neuen“ Drehstromnetz,
- Risiko des Versagens von Abgangsschutzeinrichtungen im Verteilungsnetz durch den Einfluss von Wechselrichtern,
- Anforderungen an Schutzsysteme für zukünftige Stromnetze,
- Erfahrungen mit HGÜ-Anlagen bei Netzstörungen.
Der Block wurde von Dr. Gernot Druml, Sprecher Automation GmbH, Linz/Österreich moderiert.
Der 3. Sitzungsblock bestand aus zwei parallel durchgeführten Teilblöcken Block 3a „Spezielle Schutzthemen“ und Block 3b „Kommunikation“.
Im Block „Spezielle Schutzthemen“ wurden folgende Themen behandelt:
- Auswirkungen der „erweiterten RESPE“ (eRESPE) auf die Erdschlusseingrenzung
- Korrekte Messung der KS-Reaktanz durch einen Distanzschutz bei Zwischeneinspeisung mit Netzstromrichtern
- Adaptiver Leitungsschutz
- Schutz und Betrieb von Phasenschiebertransformatoren
- Schutz problematischer Drei-Enden-Topologien
Der Block wurde von Johannes Arnold, Siemens AG, Nürnberg moderiert.
Im Block „Kommunikation“ wurden Themen der technischen Kommunikation behandelt:
- IEC 61850 – Aktivitäten in der IEC TC57
- IEC 61850 – FNN-Hinweis aus Anwendersicht
- Der Austauschbarkeit einen Schritt näher durch IEC 61850 Flexible Product Naming
- Testszenarien in Anlagen mit IEC 61850 – ein Bericht aus DKE 952.0.10
- ISMS für Energienetzbetreiber nach dem IT-Sicherheitsgesetz
Der Block wurde von Thomas Rudolph, Schneider Electric GmbH, Seligenstadt moderiert.
Der 4. Sitzungsblock befasste sich mit „Leittechnik: Netzdienlichkeit und Sicherheit“ mit folgenden Referaten:
- Netzleittechnik und Flächenautomatisierung: Stand und Weiterentwicklung der Funktionalität (ETG Taskforce)
- Smarte Netzleittechnik für die Energiewende – Beispiele aus der Praxis
- Smart Grid in der Schweiz – Smart Grid / Metering für die Steuerung von Erzeugern und Verbrauchern
- Security Assessment und System Optimization
Der Block wurde von Dr. Ralf Thomas, IDS-Gruppe Holding GmbH, Ettlingen moderiert.
Der 5. Sitzungsblock umfasste unter dem Titel „Systemdienstleistungen: Frequenz, Wirkleistung“ folgende Referate:
- Systemdienstleistungen als Voraussetzungen des sicheren System- und Netzbetriebes
- Betrieb von Inselnetzen im Verteilnetz?
- Frequenz Onshore / Offshore – Bedeutung für die Netzstabilität
- EEG-Zubau – Neue Randbedingungen für den Netzwiederaufbau
Der Block wurde von Dr. Walter Sattinger, swissgrid ag, Laufenburg/Schweiz moderiert.
Der 6. Sitzungsblock führte das Thema Systemdienstleistungen fort unter dem Titel „Systemdienstleistungen: Spannung, Blindleistung“:
- Statische Spannungshaltung im HöS- und HS-Netz unter Berücksichtigung zunehmend dezentraler Erzeugungsanlagen
- Spannungshaltung im Schweizer Übertragungsnetz – finanzieller Anreiz für Kraftwerks- und Verteilnetzbetreiber
- Vorbeugende Maßnahmen zur Vermeidung von Spannungsproblemen in Übertragungs- und Verteilnetzen
- Transientes Verhalten konventioneller Kraftwerke bei hoher Windenergieeinspeisung
Der Block wurde von Eckard Quitmann, ENERCON GmbH, Bremen moderiert.
Der 7. Sitzungsblock enthielt einige konkrete Anwendungsbeschreibungen unter dem Titel „Projekte“:
- Optimaler Schutz für die stationäre Blindleistungsbereitstellung
- Höchste Verfügbarkeit der Energieversorgung in einem Versandzentrum durch ein 30-ms-Schnellumschaltsystem
- Umsetzung eines Netzsystemschutzes (SIPS) auf den Kanalinseln
- Leittechnische Lösung im Verbundkraftwerk Prignitz
- GRID4EU: Erfahrungen mit einem System zur autonomen Netzführung in der Mittelspannung
Der Block wurde von Dr. Stefan Federlein, ABB AG, Ratingen moderiert.
Workshops und Postersession
Fünf parallele Workshops widmeten sich den folgenden Themen.
Der Workshop „Schutz in aktiven Netzen“ wurde von Berthold Wührmann, Amprion GmbH, Dortmund geführt. Folgende Themen wurden diskutiert:
- Bidirektionale Blindleistungsflüsse über Umspanntransformatoren
- Spannungsschutz an Generatoren
- Herausforderungen für die AC-Schutztechnik beim Betrieb von AC/DC-Hybridtrassen
Der Workshop „Messwandler und Schutz“ wurde von Wolf Fischer, Stromnetz Berlin GmbH moderiert. Folgende Themen wurden diskutiert:
- Alternative Messwerterfassung für moderne Schaltanlagen basierend auf nicht-konventionellen Wandlern
- Neue Anforderungen an Messwandler –TABs und Normen
- Praxisvergleich von P, PR und TPZ Stromwandlerkernen
- IEC/TR 61869-100 Anwendung von Stromwandlern im Netzschutz
Den Workshop „Dezentrale Erzeuger – Umsetzung von Schutz- und Leitkonzepten“ moderierte Prof. Michael Igel, Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes, Saarbrücken. Folgende Themen wurden diskutiert:
- Simulation des Echtzeitverhaltens eines Distanzschutzes in Netzen mit dezentralen Erzeugungsanlagen
- Bewertungsmöglichkeiten aktueller Schutzkonzepte im Zuge der Zertifizierung / Lesson learned Zertifizierung
- Auswirkung von Parkregelungskonzepten auf die Netzstabilität
Den Workshop „Möglichkeiten und Risiken bei WAN- und LAN-Kommunikation zukünftiger Schutz- und Leittechniksysteme“ begleitete federführend Torsten Porath, Westnetz GmbH, Dortmund.
Bei den Möglichkeiten wurden diskutiert:
- IP-Kommunikation erfüllt die Anforderungen der Schutz- und Leittechnik (Bsp. Signalvergleich über MPLS oder Schutz-AUS über Goose)
- Standardisierte Schnittstellen erhöhen die Unabhängigkeit von Lieferanten und Erneuerungszyklen
- Nutzung der IP-Infrastruktur für unterschiedliche Anwendungen reduziert Aufwand und Kosten
- Durchgängigkeit vom Prozess bis zur Netzleitebene reduziert den Engineeringaufwand
Bei den Risiken wurden diskutiert:
- Aufwand für IT-Sicherheit erhöht die Betriebskosten
- Bereichsübergreifender organisatorischer Aufwand zur Sicherstellung von Funktionen
- Patchmanagement und Komplexität der Technik beeinträchtigt die Funktion
- Internationale Weiterentwicklung der Standards und Normen verlässt die Abwärtskompatibilität
- Geringe Lebenszyklen der IT-Welt führen zu hohem Austauschbedarf
Den Workshop „Cyber Security – wie verwundbar sind die Stromnetze?“ moderierte Dr. Richard Marenbach, OMICRON electronics Deutschland GmbH, Erlangen.
Die Diskussion in diesem Workshop umfasste Zertifizierung eines ISMS (praktische Umsetzung, Mindestumfang, Verfahren der Risikobewertung, Umsetzungsfristen), Zusammenhang IT-Sicherheitskatalog und ISO 2700x, Umgang mit Stationsautomatisierungssystemen in Altanlagen und mit Windows XP, Viruserkennung vs. Whitelist-Methode.
In der Postersession wurden 41 Poster ausgestellt, diese vertieften die Vortrags- und Workshopthemen mit weiteren sehr interessanten Gesichtspunkten.
Unterlagen
Den Tagungsteilnehmern wurden die Tagungsunterlagen auf einem USB-Stick übergeben. Die Unterlagen wurden nach der Tagung auf der Internetseite zur Verfügung gestellt.
Bei Fragen zur Tagung oder zu den Tagungsunterlagen wenden Sie sich bitte an die ETG-Geschäftsstelle etg@vde.com oder an Herrn Henry.Lang@vde.com.
Ausblick
Das nächste Tutorial Schutz- und Leittechnik wird voraussichtlich im Februar 2018 stattfinden. Weit über 200 ausgefüllte Feedbackbögen wurden mit interessanten Anregungen versehen; auf Basis der Feedbackbögen und der aktuellen Themen wird in 2 Jahren wieder eine sehr interessante Tagung vorbereitet werden. Themen der Energiewende werden auch das nächste Tutorial wesentlich bestimmen.