01.06.2013 Mitgliederinformation

Energieversorgung kontrovers

Die Energiewende ist beschlossen, die möglichen Wege zu diesem Ziel sind vielfältig und werden nicht nur in Politik und Medien sondern auch in der Fachwelt kontrovers diskutiert. Dies zeigt sich auch in den sehr unterschiedlichen Meinungen, die in Leserbriefen an die ETG dargelegt werden.

Auch als Ergebnis der ETG-Mitgliederbefragung 2012 sollen daher in der neuen Rubrik „Energieversorgung kontrovers“ persönliche Standpunkte und Meinungen von ETG-Mitgliedern (und die es werden wollen) zu Fragen der künftigen Energieversorgung zur Diskussion gestellt werden.

K1 Energiewende - kompakt

Dr. Franz Hein, mpc management coaching

Momentan erlebe ich das Thema Energiewende als ein Thema, das zum Wahlkampf taugt, das für Profilierungen hergenommen wird und mit dem der politische Gegner angegriffen werden kann. Was für ein um sich greifender Irrsinn. Wo bleibt der gemeinsame Wille, eine ungeheure Herausforderung gemeinsam auch zu stemmen?

Mit der nachfolgenden Ausarbeitung habe ich versucht, vielleicht als einsamer Rufer in der Wüste, auf die Wirklichkeit hinzuweisen. Es erscheint mir notwendig, andere, mit der doch sehr komplexen Materie nicht so vertraute Menschen, so kurzgefasst wie möglich und trotzdem einigermaßen vollständig über die erforderlichen Maßnahmen und Betrachtungsweisen zur Energiewende unterrichten zu können.

Wesentliche Bestandteile des recht komplexen Themas „Energiewende“ werden je Zeile aufgeführt, ausgenommen der Aufbau des Energieversorgungssystems, hier als „(Energie-)Maschine“ bezeichnet. Das Wort „Maschine“ soll verdeutlichen, dass das Gesamtsystem in aller erster Linie aus technischen Komponenten besteht, die in ihrem Wirken physikalischen Gesetzen unterliegen. Diese Komponenten stellen nur dann mit hoher Verfügbarkeit die Energieversorgung der Menschen sicher, wenn sie – besonders im Stromnetz – in Echtzeit richtig auf automatisch erkannte Zustände wie auf Anforderungen reagieren und dann mit hoher Verlässlichkeit ständig bestimmungsgemäß wirken.

Energiewende aus Systemsicht

Wir stehen vor einem die gesamte Menschheit betreffenden Umbruch in der Energieversorgung Das rechtzeitige Gelingen dieses Umbruches ist das Wesentliche, alles andere ist nachrangig Der Umbruch ist ein regelrechter Kultursprung für die Menschheit, eine vollkommene Umwälzung Das gesamte Energieversorgungssystem ist in erster Linie als „(Energie-)Maschine“ anzusehen Die „(Energie-)Maschine“ besteht aus „Ernte“-Maschinen, aus Energiebevorratungen (Speicher für die „Ernte“), aus Transport und Verteilung (Logistik) sowie aus „Nutzungs“-Maschinen Diese „(Energie-)Maschine“ muss die Menschen ständig mit dem „Lebensmittel“ Energie versorgen Das ständige Versorgen erfordert eine umfangreiche Energiebevorratung (überall, auch lokal) Der Betrieb der „(Energie-)Maschine“ erfordert umfassenden Durchblick an jeder Stelle Eine informatorische Vernetzung aller Komponenten, deren Betreiber und Nutzer ist notwendig Vorgänge in der „(Energie-)Maschine“ bedürfen einer gezielt eingehaltenen Nichtgleichzeitigkeit Die Energienutzer sind die eigentlichen Verantwortlichen für die „(Energie-)Maschine“ Den Energienutzern stehen Assistenzsysteme zur Wahrnehmung ihrer Verantwortung zur Verfügung Die Energienutzer bedienen sich der Dienstleistungsunternehmen der Energiebranche Die Energienutzer haben sich einem einheitlich angewendeten Verhaltenscodex zu unterwerfen Dieser Verhaltenscodex für den online-Betrieb, für die Nutzung und für das Investieren gilt überall Der ständigen Verfügbarkeit der Energieversorgung kommt die höchste Priorität zu Die energetische Vernetzung dient in erster Linie der gegenseitigen Hilfestellung Die informatorische Vernetzung dient in erster Linie der Beherrschung des Gesamtsystems Die energetischen wie informatorischen Vernetzungen sollen möglichst weiträumig ausgeprägt sein Die Energienutzer beteiligen sich an den Infrastrukturen der „(Energie-)Maschine“ Die Beteiligungen sind finanzieller Art, die in der Regel auch messtechnisch umgesetzt werden Für den online-Betrieb sind Führungsgrößen, Parametrierungen und Messgrößen auszutauschen Für die Nutzung sind Prognosewerte und Fahrpläne als Energiemengen (kWh/15 Min) auszutauschen Für das Investieren sind Wirkungsgrade und Langzeitverhalten maßgebend, weniger die Kosten Bewertungen der Infrastrukturen richten sich nach dem Wirkungsgrad, nicht nach der Investition Das Stromnetz und das Gasnetz sind mit allen Komponenten als Energienetz zusammenzufassen Das Stromnetz mit Kurzfristspeicherungen dient vornehmlich der online-Versorgung mit Energie Das Gasnetz mit Langfristspeicherungen dient vornehmlich der Langzeit-Versorgung mit Energie Die Energiebevorratung ist über das Gesamtsystem mit ausreichender Vorhaltung zu sichern Nutzungsentgelte richten sich nach „physikalischer Nähe“, max. Leistungsbedarf und Zeitverhalten Prognosen gründen auf online erfasste repräsentative Querschnitte aller Energienutzer und -quellen Die Prognosedaten sind zu anonymisieren, um Verhaltensbeobachtungen auszuschließen Die Einzeldaten von Energiebezug, - speicherung und –nutzung gehören dem Energienutzer Das Mitwirken der Energienutzer bei Systemdienstleistungen und/oder Prognosen wird honoriert Abrechnungen erfolgen lokal anhand der dort gemessenen Größen und der übermittelten Preise Sämtliche Marktbeteiligte erbringen in allererster Linie Dienstleistungen für die Energienutzer In Dienstleistungsketten finden Aggregationen zur Erzielung umfassenderer Einheiten statt Eine mehr genossenschaftlich ausgerichtete Beteiligung sorgt für Nähe von Besitz und Nutzung Die „(Energie-)Maschine“ bedarf der ständigen Überwachung, eines Ausbaues und der Erneuerung Ausbau- und Erneuerungsmaßnahmen sind längerfristig in eine Kreislaufwirtschaft überzuführen Letztlich soll die „(Energie-)Maschine“ wie ein Katalysator wirken, der Sonnenenergie umwandelt