I. Gegenstand der Studie
Die erfolgreiche Umsetzung des angestoßenen Umbauprozesses des Energieversorgungssystems („Energiewende“), der im Wesentlichen den Ausstieg aus der Kernenergie und die Integration rege-nerativer Energie beschreibt, steht im Vordergrund dieser Studie. Sie baut auf der Energiemarktlibe-ralisierung in Deutschland auf, die auf Vorgaben der Europäischen Union basiert und deutliche Kos-tenreduzierungen aufgrund der Nutzung marktwirtschaftlicher Prinzipien zum Ziel hatte. Mit der Förderung erneuerbarer Energien in Form eines Marktanreizprogrammes (Erneuerbare Energien Gesetz - EEG) wurde der Umstieg auf eine komplett neue Grundlage bei der Energieerzeugung einge-leitet. Das adressiert zudem den Klimaschutz, welcher mit einer Reduktionsvereinbarung der CO2-Emissionen in den meisten Industrieländern einhergeht. Die bisherige Vorrangregelung für die Einspeisung erneuerbarer Energien führte infolge ihres zunehmenden Anteils an der gesamten Energiebereitstellung zu immer häufiger auftretenden Situationen, in denen zusätzlich zur Abregelung von Windkrafteinspeisungen infolge eines Überangebots zusätzlich Energie ins europäische Ausland gegen Zahlungen an die Abnehmer abgegeben werden musste. Der seit einiger Zeit stockende Ausbau des Übertragungsnetzes führt mehr und mehr zu direkten Netzeingriffen und Redispatch-Maßnahmen, welche angrenzende Netze anderer europäischer Staaten von zusätzlichen Lastflüssen aufgrund von Windeinspeisungen im Norden Deutschlands schützen sollen. Die auch weit hinter den Anforderungen an Verstärkung und Umbau zurückbleibende Umgestaltung der Verteilungsnetze schafft zusätzliche Engpässe. Hohe Fluktuationen bei der Einspeisung erneuerbarer Erzeugungsanlagen können aufgrund mangelnder Flexibilitätsoptionen nicht ausgeglichen werden. Flexible Gaskraftwerke werden aufgrund fehlender wirtschaftlicher Rahmenbedingungen abgeschaltet und stehen somit zur Netzstabilisierung nicht mehr oder nur noch teilweise zur Verfügung. Zwangsmaßnahmen wie die Änderung des §13 EnWG führen weg von der angestrebten Liberalisierung der Energiemärkte hin zu immer weiterreichenden Eingriffen der Politik. Eine aktive Beteiligung der Energienut-zer und deren angebotsorientierter Bezug aus dem Netz im Sinne einer Berücksichtigung der jeweils aktuellen Energiesituation findet infolge fehlender informationstechnischer Anbindung und auch fehlenden automatisch reagierenden Einrichtungen bei den Energienutzern noch nicht statt. Dazu fehlt es vor allem an wirtschafts- und energierechtlichen Grundlagen, um vorhandene Flexibilitäten industrieller wie auch anderer Energienutzer einbeziehen zu können. So bevorzugt der „Transmission Code 2007“, Grundlage für die Erzeugung von Regelleistung, aus historischen Gründen vor allem Erzeuger (Gasturbinen) und flächenaufwändige Pumpspeicherkraftwerke. Zusätzlich werden Einverständniserklärungen der zuständigen Bilanzkreisverantwortlichen gefordert, die jedoch aufgrund ihrer direkten Kopplung an Lieferantenbeziehungen jährlich wechseln.