Das Gehirn der künstlichen Intelligenz
VDE-Präsident Dr. Gunther Kegel plädierte für mehr Innovationsfinanzierung.
| Hannibal / VDEIn seiner Einleitung wies Prof. Dr. Marc Weber vom Karlsruher Institut für Technologie als Moderator der Veranstaltung mit rund 200 Teilnehmern auf den Widerspruch hin, dass Künstliche Intelligenz und Maschinelles Lernen einerseits immer weitere Anwendungsfelder eroberten. Dazu zählte er beispielhaft selbstlernenden Roboter und Sprachassistenzsysteme, Vorhersagen der Entwicklungen der Finanzmärkte oder das autonome Fahren, bis hin zur medizinischen Diagnose und der Datenanalyse und Mustererkennung. Doch andererseits finde die wichtigste materielle Basis der Künstlichen Intelligenz, die Mikroelektronik, so gut wie keine öffentliche Beachtung. Dabei würden durch die technologischen Fortschritte der Mikroelektronik, ihre zunehmende Miniaturisierung und die Entwicklung von immer leistungsfähigeren Prozessoren, Sensoren und mikroelektronischer Systeme, die Erfolge der KI erst möglich gemacht. „Wir stehen“, so Webers Einschätzung, „sowohl bei den Anwendungen wie bei den technologischen Grundlagen der KI noch am Anfang eines langen Weges mit spannenden Zukunftsperspektiven zur Entwicklung und Optimierung neuartiger Rechnerstrukturen und Produkte“.
Die beiden Präsidenten der veranstaltenden Organisationen VDE und ZVEI gingen auf die volkswirtschaftliche Bedeutung der Mikroelektronik sowie die forschungspolitischen Erfordernisse im KI-Bereich ein.
"Die Mikroelektronik ist die Schlüsseltechnologie für die Künstliche Intelligenz, aber Europa hält nur einen geringen Teil an diesem Weltmarkt“, erklärte ZVEI-Präsident Michael Ziesemer. „Wir müssen aufpassen, nicht in technologische Abhängigkeiten zu geraten“, so seine Warnung. Besonders bei den KI-Anwendungen in der Industrie müsse Europa „eine führende Rolle anstreben“. Der Schlüssel, um das zu erreichen, liege in „einer gemeinsamen europäischen Strategie und in transnationalen Projekten“. Das verlange auch einen stärkeren Einsatz Deutschlands aufgrund seiner vorhandenen Kompetenz. Ziesemer: „Schließlich verstehen die deutschen Unternehmen industrielle Wertschöpfung besser als alle anderen auf der Welt.“
VDE-Präsident Dr. Gunther Kegel plädierte für mehr Innovationsfinanzierung. In Deutschland investierten Staat und Wirtschaft zwar jährlich rund 100 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung. Doch im Vergleich zu den amerikanischen Tech-Giganten wie Amazon und Google sei dies noch wenig. Europa könnte ein Hebel sein, regte Kegel an: „Wenn die EU nur ein Prozent mehr in F&E investiert, dann hätten wir auf einen Schlag 158 Milliarden Euro mehr zur Verfügung“. Notwendig sei aber auch, die Mittel „fokussierter“ in prioritären Bereichen einzusetzen. Deutschland müsse etwa „sein Defizit in Bereich Intellectual Property abbauen“, forderte der VDE-Präsident.