ESA/NASA
14.08.2019 Kurzinformation

Frauen in der Raumfahrt - "Die Zeit ist reif"

Die Astrophysikerin Dr. Suzanna Randall könnte 2020 die erste deutsche Astronautin sein, die ins Weltall fliegt – dank der privaten Initiative „Die Astronautin“. Bevor die 39-Jährige tatsächlich abheben kann, muss jedoch noch viel Geld gesammelt werden.

Kontakt

VDE dialog - Das Technologie-Magazin

Suzanna Randall

| Anja Rottke / VDE

Warum braucht man eine private Initiative, um eine Frau ins All zu bringen?

Suzanna Randall: Um eine Deutsche ins All zu bringen! Bei der NASA wird schon darauf geachtet, dass 50 Prozent der Kandidaten Frauen sind. Und mit der Französin Claudie Haigneré und der Italienerin Samantha Cristoforetti gab es immerhin auch schon zwei europäische ESA-Astronautinnen. Dass das in Deutschland anders ist, und bislang noch keine einzige Frau dabei war, ist natürlich sehr, sehr schade.

Nur „schade“?

Suzanna Randall: Es macht mich auch etwas wütend, wenn ich sehe, dass nichts dafür getan wird, dass auch Frauen ihre Chance bekommen. Es wird ja nicht aktiv verhindert, aber eben auch nicht proaktiv gefördert. Und das ist meiner Ansicht nach wichtig, um Diversität zu erlauben und zu nutzen. Als Jugendliche war ich noch total gegen eine Frauenquote, meinte, dass Frauen es auch so schaffen würden. Aber inzwischen glaube ich, dass wir eine Zeit lang solche Initiativen brauchen, bis sich Frauen auch auf solchen Positionen etabliert haben.

Wie wichtig sind dafür weibliche Role Models?

Suzanna Randall: Sie sind ganz entscheidend. Wenn man als Mädchen immer nur den (männlichen) Astronauten vor Augen hat, kommt man gar nicht auf die Idee, dass man das vielleicht auch machen könnte. Für mich war zum Beispiel Sally Ride, die erste US-Amerikanerin im Weltraum, ganz prägend. Bei Ulf Merbold, der im gleichen Jahr ins All flog, habe ich dagegen nie gedacht: So könnte ich werden.

Was fasziniert Sie am Weltall?

Suzanna Randall: Ich glaube, das ist dieses Unendliche, diese Unvorstellbarkeit. Der Weltraum – das ist für mich das ultimativ Unbekannte. Diese Weite hat mich immer gereizt, das Neue erforschen und einfach einen Schritt weitergehen, hinaus aus dem, was man kennt. Als Astronomen beobachten wir ja immer von Weitem. Das ist natürlich auch sehr interessant. Aber als Astronautin hat man eben die Möglichkeit, die Erde von außen zu betrachten und einfach mal einen ganz anderen Blickwinkel darauf zu haben.

Wie schätzen Sie die Chancen ein, dass dieser Traum Wirklichkeit wird und die Initiative Erfolg hat?

Suzanna Randall: Die Zeit ist auf jeden Fall reif dafür. Wir brauchen mit circa 50 Millionen Euro eine Menge Geld, das Teuerste ist der Flug zur ISS. Hier ändert sich gerade der Markt zu unseren Gunsten, da private Anbieter wie SpaceX und Boeing die derzeitige Monopolstellung der Russen aufbrechen. Wir sind mit vielen Firmen und Investoren im Gespräch und ich bin sehr zuversichtlich, dass das etwas werden wird.

Der Beitrag ist im VDE dialog – Das Technologie-Magazin, Ausgabe 4/2018, erschienen. 

Das könnte Dich auch interessieren