Dr. Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung
Dass die Jamaika-Sondierungen im vergangenen November am Ende geplatzt sind, hat an einer Vielzahl von Themen gelegen. An einem aber sicherlich nicht: dem Thema Digitale Bildung. Ähnlich verhält es sich nun bei den GroKo-Gesprächen. Selbst wenn bei Redaktionsschluss das Ergebnis noch nicht feststand, so ist dennoch klar, dass auch diese nicht an der Digitalen Bildung scheitern würden. Denn eines machten alle Parteien von links nach rechts bereits vor der Bundestagswahl deutlich: In Deutschlands Schulen besteht dringend Handlungsbedarf, eine technische Modernisierung hat oberste Priorität.
Es sei wichtig, sowohl in die Hard- und Software der Bildungseinrichtungen als auch in deren Internetanbindung zu investieren, wurde unisono gefordert. Und natürlich müsste man auch die Lehrkräfte entsprechend qualifizieren. Was man eben so sagt, vor einer Wahl.
Und nach der Wahl? Um die Parteien an ihre Versprechen zu erinnern, platzierte die Bertelsmann Stiftung bereits im November eine Studie zur IT-Ausstattung an Schulen. „Rund 2,8 Milliarden Euro würden jährlich anfallen, wenn alle Grund- und weiterführenden Schulen mit lernförderlicher Computertechnik ausgestattet werden“, schreibt die Stiftung. Hinzu kämen die Kosten für die Anbindung der Schulen an die Versorgung mit schnellem Internet und die Weiterbildung der Lehrer. „Die Digitalisierung der Schulen braucht jetzt einen Kraftakt. Bund, Länder und Kommunen müssen sich in der neuen Legislaturperiode zügig darauf verständigen, Schulen beim Lernen mit digitalen Medien dauerhaft und auskömmlich zu unterstützen“, so Dr. Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung.
Zumindest bei den Jamaika-Sondierern waren die Worte auf fruchtbaren Boden gefallen. Schnell hatte man sich darauf geeinigt, bis 2025 mehr als zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Bildung aufwenden zu wollen. Weitere 3,5 Prozent sollten in Forschung und Entwicklung investiert werden. So viel zu dem geplatzten Traum. Doch auch wenn zu Redaktionsschluss noch nicht feststand, mit welchen Prozentzahlen die neue Regierung operieren würde, spricht einiges dafür, dass auch diese es sich zur Aufgabe machen wird, „das Land zur führenden Bildungsnation“ machen zu wollen, wie es überall vollmundig heißt.