Industrie 4.0 Practice Summit

Über 50 Experten und Industrie-Entscheider trafen sich beim Industrie 4.0 Practice Summit, um sich über agile Standardisierung, Open-Source-Ansätze sowie die Begleitforschung zu informieren und auszutauschen.

| Arndt Zimmermann/VDE
22.06.2017 Veranstaltungsrückblick

Industrie 4.0 Practice Summit: Offene und global anerkannte Standards für die digitale Transformation der Industrie

Den lauter werdenden Ruf nach einer agileren Standardisierung für das Industrie-4.0-Umfeld hat der VDE-Industrie-4.0-Practice-Summit aufgegriffen: Vom 19. bis 20. Juni 2017 trafen sich in Würzburg über 50 Experten und Industrie-Entscheider, um sich über agile Standardisierung, Open-Source-Ansätze sowie die Begleitforschung zu informieren und auszutauschen. Wie der Titel verrät, standen Demonstrationen von Use Cases und Open-Source-Projekten im Vordergrund des Praxis-Gipfels. In der begleitenden Ausstellung wurden neue Technologien, Innovationen und Geschäftsmodelle nicht nur vorgestellt, sondern auch auf den Prüfstand gestellt. Organisiert wird der Industrie 4.0 Summit vom Technologieverband VDE und dem Standardization Council Industrie 4.0.

Use Cases und Open Source für eine agilere Standardisierung und Normung

Eröffnungs-Keynote Kegel und Pichler

„Wir haben den Erkenntnisgewinn hinter uns. Jetzt müssen wir in die praktische Anwendung von Industrie 4.0 gehen", Dr. Gunther Kegel, VDE-Präsident (r.) und Reinhold Pichler, Geschäftsführer des Standardization Council Industrie 4.0 (l.).

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„Die Entwicklung und Einbindung offener und zugänglicher Projekte wie Open AAS sind die zentralen Herausforderungen und Ansätze, denen wir uns stellen müssen“, betonte VDE-Präsident Dr. Gunther Kegel, Vorsitzender der Geschäftsleitung von Pepperl + Fuchs, in seiner Eröffnungs-Keynote. Normung allein reiche jedoch nicht aus. Es benötige zusätzlich Anwendungsbeispiele und Vorgaben zur Implementierung. Diese werden derzeit in Projekten erarbeitet. Ein Beispiel ist OpenAAS: eine durchgängige Open-Source-Lösung der Verwaltungsschale. In der Praxisausstellung konnten sich die Teilnehmer live am Open AAS Demonstrator demonstrieren lassen, wie die Industrie-4.0-Verwaltungsschalen über Service-orientierte Dienste kommunizieren.

Semantik als Herausforderung für die weitere Entwicklung

Nur wenn Systeme die gleiche Sprache sprechen, können sie miteinander kommunizieren – eine Voraussetzung für das Gelingen von Industrie 4.0. Dies verdeutlichte auch Constantin Hildebrandt vom Institut für Automatisierungstechnik der Helmut-Schmidt-Hochschule in Hamburg. Zusammen mit ecl@ss und der Plattform Industrie 4.0 arbeitet die Hochschule im vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) geförderten Projekt SemAnz40. Darin wird gezeigt, wie sich mit in der DKE-Normungs-Roadmap Industrie 4.0 empfohlenen Standards Anwendungsfälle von Industrie 4.0 mit eindeutiger Datensemantik realisieren lassen. SemAnz40 liefert eine semantische Basis für die privatwirtschaftliche Entwicklung von Produkten und Prozessen für Industrie 4.0.

Internationale Standardisierung für Funktechnologien in Industrie 4.0

Praxissausstellung mit Demonstrator

In der Praxisausstellung konnten sich die Teilnehmer live am Open AAS Demonstrator demonstrieren lassen, wie die Industrie-4.0-Verwaltungsschalen über Service-orientierte Dienste kommunizieren.

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„Damit die industriellen Funkkommunikation in Industrie 4.0 funktioniert, braucht es ein umfassendes Maßnahmenpaket“, betonte Milan Popovic, Leiter des DKE-Arbeitskreises Funktechnologien Industrie 4.0. Die von VDE-Experten skizzierten Anforderungsprofile künftiger Funktechnologien und deren Installation, Handhabung und Wartung müssen so einfach wie möglich sein. Nur so lasse sich laut Popovic die Akzeptanz für den Umstieg auf Industrie 4.0 gewinnen. Allerdings seien die Innovationszyklen von Kommunikationssystemen meist deutlich kürzer als die von Fertigungsanlagen. Deshalb müssen international akzeptierte standardisierte Lösungen entwickelt werden. Nur so lasse sich die Investitionssicherheit für die Industrie verbessern. Aktuelle Programme wie das BMBF-Schwerpunktprogramm „Zuverlässige Drahtlose Kommunikation in der Industrie“ (ZDKI) entwickeln zukunftsfähige Lösungen domänenübergeifend und veranschaulichen die Bedeutung von Kooperation und Kollaboration für die Weiterentwicklung von Funktechnologien. VDE|DKE ist bei ZDKI für die Begleitforschung zuständig.


Die international harmonisierte Standardisierung ist wichtig, damit Märkte nicht fragmentiert und global adressiert werden, so die weiteren Handlungsempfehlungen des Positionspapiers. In der Session zu Normung verwies Yves Leboucher, zuständig für die Internationale Zusammenarbeit des Standardization Council 4.0, auf die Bedeutung der internationalen Kooperation in diesem Kontext: „Internationale Zusammenarbeit soll als Katalysator für internationale Standardisierung genutzt werden und die in Deutschland entstandenen Konzepte und Leitthemen zu Industrie 4.0 frühzeitig im Dialog mit den wichtigsten Industriestaaten internationalisieren.“

Investitionssicherheit der Industrie sichern

International akzeptierte standardisierte Lösungen müssen entwickelt werden, um die Investitionssicherheit für die Industrie zu sichern und zu verbessern. Diese Forderung unterstützten auch die Teilnehmer des Industrie 4.0 Practice Summit: Ohne offene und global anerkannte Standards wird die digitale Transformation der Industrie nicht gelingen. „Gerade für die mittelständischen Unternehmen sind sie Voraussetzung für entschlossene Investitionen in die digitalen Themen“, so VDE-Präsident Kegel.

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