Stromunfall: Badewanne mit Elektrogerät
Jo Kirchherr / Westend61
06.05.2021

Elektrogeräte im Badezimmer

Im Badezimmer verwenden wir eine Vielzahl an technischen Hilfsmitteln, die ganz selbstverständlich zu unserem Alltag gehören: Rasierapparat, Föhn, Glätteisen, elektrische Zahnbürste, Beleuchtung und vieles mehr. Das alles benötigt Elektrizität. Durch den technologischen Fortschritt und aktuelle Trends wie beispielsweise Smart Home kommen immer mehr strombetriebene Geräte hinzu, auch im Badezimmer. 

Worauf müssen Sie beim Umgang mit elektrischen und elektronischen Geräten im Badezimmer achten?

Für die Elektroinstallation in Feuchträumen und Badezimmern gelten spezielle gesetzliche Bestimmungen. Darunter fällt auch die Installation von FI-Schutzschaltern, also Fehlerstrom-Schutzschaltern bzw. RCD (engl. Residual Current Protective Device).Diese Schutzschalter verhindern gefährlich hohe Fehlerströme und unterbrechen den Stromkreislauf, sobald ein elektrisches Gerät beispielsweise mit Wasser in Kontakt kommt und dabei ein Fehlerstrom erkannt wird. Wenn auch der Haartrockner einen eigenen, integrierten FI-Schutzschalter besitzt, dann bedeutet dies eine zusätzlich erhöhte Sicherheit bei der Verwendung des Gerätes im Badezimmer. Trotzdem gilt: Benutzen Sie in der Badewanne niemals ein an eine Steckdose angeschlossenes elektrisches oder elektronisches Gerät!

Die Nutzung von elektrischen und elektronischen Geräten ist für uns im Alltag eine Selbstverständlichkeit – aber Vorsicht im Bad!

Wir leben in einer Zeit, in der die Mediennutzung eine Selbstverständlichkeit ist. Durch die Digitalisierung verfügen immer mehr Geräte über eine eigene Internetverbindung. Das eröffnet neue Möglichkeiten, Filme oder die Lieblingsserie auch außerhalb des Wohnzimmers zu schauen. Wir raten Ihnen aber dringend davon ab, Kleingeräte wie Tablets oder Handys mit in die Badewanne zu nehmen. Eine luxuriöse Lösung des Problems wäre hier ein fest installierter Fernseher im Bad. Allerdings gelten dabei feste Bestimmungen: Der Fernseher muss wasserfest sein und der hohen Raumfeuchtigkeit sowie den Temperaturschwankungen standhalten. Verwenden Sie Geräte, die für den Gebrauch in Badezimmern gekennzeichnet sind. Viele Modelle sind zwar gegen Spritzwasser geschützt, vertragen aber keine hohe Luftfeuchtigkeit.Deshalb ist es so wichtig, sich beim Umgang mit strombetriebenen Geräten genau an die geltenden Vorschriften zu halten, damit es nicht zu Unfällen mit Elektrizität kommt. Das gilt vor allem deshalb, weil das Badezimmer ein Feuchtraum ist und die Kombination von Strom und Wasser ein hohes Risikopotenzial aufweist.Dabei spielen die Schutzarten der elektrischen Geräte eine wichtige Rolle.

Haartrockner gehören zur Schutzart IPX0. Das bedeutet: Kein Schutz vor Wasser

VDE-GS-Zeichen

Änderung der GS-Spezifikationen für Haartrockner

Der Haartrockner ist ein normales Verbraucherprodukt. Er wird allgemein als Gerät der Schutzklasse II ausgeführt und vorrangig in Räumen mit Waschbecken, Badewanne und/oder Dusche angewandt. Wenn ein Föhn das VDE und das GS-Prüfzeichen sowie das Zeichen der Schutzklasse II „doppelte Isolierung“ (Doppelquadrat) trägt, wird dem Verbraucher/Anwender damit ein hohes Maß an Sicherheit geboten und angezeigt. Diese Sicherheit ist aber nur dann gegeben, wenn der Föhn „bestimmungsgemäß“, das heißt an den Orten und unter den Bedingungen eingesetzt wird, für die er konstruiert und hergestellt wurde. Die Sicherheit ist im Gegensatz dazu nicht gegeben, wenn er an Orten und unter Bedingungen verwendet wird, denen er nicht gewachsen ist, beispielsweise in einer mit Wasser gefüllten Badewanne. 

Was bedeutet Schutzart?

Elektrische Betriebsmittel wie Lampen, Elektrogeräte oder auch Installationsmaterial müssen jederzeit zuverlässig funktionieren. Und zwar unter den unterschiedlichsten Bedingungen. Um eine klare Aussage darüber zu erhalten, gegen welche Einflüsse ein Produkt geschützt ist, wurden die Schutzarten eingeführt. In den jeweiligen Kategorien ist genau definiert, inwieweit das unerwünschte Eindringen von Fremdkörpern und Feuchtigkeit in das Geräte-Innere unterbunden wird.

Die wohl bekannteste Schutzart ist die IP-Schutzart (IP-Code), wie z.B. IP44. Die Abkürzung "IP" steht für „International Protection“. Die IP-Schutzart gibt nicht nur an, für welche Umgebungsbedingungen elektrische Geräte geeignet sind. Der Code definiert auch, wie gut der Mensch gegen potenzielle Gefahren bei ihrer Benutzung geschützt ist. Die erste Kennziffer bzw. Ziffern-/Buchstaben-Kombination steht für den Schutzgrad des Gehäuses gegen Berührung.

Gleichzeitig gibt diese Kennziffer Auskunft über den Schutz gegen Fremdkörper. Die zweite Kennziffer bzw. Ziffern-/Buchstaben-Kombination steht für den Schutzgrad des Gehäuses gegen Feuchtigkeit bzw. eindringendes Wasser. Wenn bei der IP-Schutzart eine der beiden Ziffern nicht angegeben werden soll oder muss, wird anstelle der Ziffer ein „X“ gesetzt. Die Ziffer 0 steht für „kein Schutz“.

Zusätzlicher Schutz durch den FI-Schalter

Montage von Schaltschraenken
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Bei einem funktionstüchtigen elektrischen Gerät weisen die elektrischen Ströme innerhalb des Hin- wie auch Rückleiters immer die gleiche Stärke auf. Entsteht ein Zwischenfall – der Föhn fällt in die Wanne – entwickelt sich eine Differenz vom zu- und abfließenden Strom und der FI-Schalter in der Elektroinstallation unterbricht die Stromzufuhr blitzschnell komplett. Fällt der Föhn mit FI-Schalter in die Wanne, müssen lediglich 30 Milliampere Differenz entstehen, um das Ausschalten zu bewirken. Einige FI-Schalter haben eine Reaktionszeit, die sogar unter 40 Millisekunden liegt. Klassische Sicherungen führen erst beispielsweise bei Kurzschlüssen zu einer Abschaltung des Stroms.

Seit 1984 sind innerhalb von Neubauten die FI-Schutzschalter in Bädern erst Pflicht geworden. Seit Anfang des Jahres 2009 muss bei allen Neubauten die Überwachung aller Steckdosen-Stromkreise mittels FI-Schalter überwacht werden. Am sichersten ist es aber – und dazu raten wir ausdrücklich – elektrische und elektronische Geräte ganz konsequent von Dusche und Badewanne fernzuhalten. Denn auch ein in den Föhn integrierter FI-Schalter kann keinen völligen Schutz vor einem tödlichen Stromschlag bieten.  

Kontakt
Dr.-Ing. Klaus Kreß