In den Schwerpunktbereichen Wissenschaft, Bildung, qualitätssichernde Prüfung, Standardisierung und Anwendung möchten wir gemeinsame Ziele fördern und die deutsch-chinesische Zusammenarbeit ausbauen – vor allem in zukunftsweisenden Technologien wie Nachhaltige Energiesysteme, Cyber Security oder Smart Mobility. Erste gemeinsame Projekte starten wir zusammen im Segment Energy und Smart Mobility. Denn hier setzt die Expertise unserer beider Organisationen an: bei der Integration und Standardisierung von Erneuerbaren Energiesystemen, bei Grid Codes, der Netzregelung und Speichersystemen.
Das Besiegeln einer solchen Partnerschaft – gerade auch mit einem chinesischen Unternehmen – ruft erfahrungsgemäß immer auch Kritiker auf den Plan. Diese führen zum Beispiel an, dass State Grid jüngst durch das Bundeswirtschaftsministerium der Einstieg beim Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz verwehrt wurde. Allgemein wird zu bedenken gegeben, dass China Partikularinteressen verfolge.
Selbstverständlich tut China das – denn China hat eine klare Vision. Und alles, was die Regierung unternimmt, hat auch eine gesamtstrategische Komponente. Es liegt mir fern, alles chinesische Handeln gut zu heißen. Was ich jedoch von unserer deutschen Politikkompetenz erwarte, ist genau das: eine klare Vision für den Wirtschaftsstandort Deutschland – verbunden mit einer innovativen Zukunftsstrategie, die dann auch schnell und konsequent umgesetzt wird.
Investitionen in technologische Kompetenz und internationale Präsenz
Als Technologieorganisation und in Verantwortung für Mitglieder, Mitarbeiter und satzungsgemäße Aufgaben muss der VDE seine Zukunft sichern. Dazu gehören massive Investitionen in die technologische Kompetenz sowie Präsenz dort, wo die Zukunftsmusik spielt. Und viele Notenzeilen in der Partitur „Zukunft“ werden nun einmal in China komponiert. Man kann das – wie viele es tun – ignorieren, den Kopf in den Sand stecken oder eben dabei sein und mitgestalten.
Der VDE hat sich klar für Letzteres entschieden. Das erfordert aber auch, dass eine Organisation, wie die unsere, weiter international ausgebaut wird – nur so lässt sich mitgestalten. Das wiederum strahlt auf die Position des VDE in Deutschland und Europa positiv zurück. Ein Verschließen vor den Realitäten hilft uns nicht weiter, denn die Silicon Valleys der Zukunft werden nicht mehr – oder nicht mehr ausschließlich – in den USA entstehen.
Chancen internationaler Zusammenarbeit
Politisch und diplomatisch kann und will ich die Entscheidung der Bundesregierung im Fall 50Hertz nicht kommentieren. Als Ingenieur und Techniker möchte ich aber einige nachdenkenswerte Beispiele nennen:
- Ja, wenn es um kritische Infrastrukturen im europäischen Gesamtverbund geht, müssen derartige Entscheidungen gut reflektiert werden.
- Auch und gerade Informationssicherheitsaspekte müssen Berücksichtigung finden.
- Jedoch, die erste wirkliche Ultra-Hochspannungs-Gleichstrom-Strecke (UHVDC) mit über 3.400 Kilometer Länge wird in China realisiert.
- Eines der größten, Dispatch-Center der Welt ist in China, bei State Grid, installiert.
- Das erste E-Mobility-, Monitoring- und Datenmanagement-Center für eine staatenweite E-Mobility-Flotte ist in China operativ.
- Die quantitativ höchste erzeugte „Menge“ an regenerativer Energie wird in Chinas Netzte eingespeist.
Das alles ist kein Lobgesang auf China, sondern unterstützt die strategische Marschrichtung des VDE:
Wir sind überall dort, wo Innovation und Technologie ist. Wo der VDE ist, ist Zukunft – vernetzt, digital, elektrisch.
Ein Beitrag von Ansgar Hinz