Leerer Prozessorsockel
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23.10.2017 Pressemitteilung

VDE fordert Stärkung des Mikroelektronik-Standorts Deutschland

Deutschland hat das Potenzial zum Marktführer in der Digitalisierung. Erfolg abhängig vom „magischen Sechseck" aus Mittelstand, Cyber Security, Mikroelektronik, Sensorik, 5G und Ingenieurnachwuchs. Weiteres Muss: europäische Kryptographiechips ohne fremde Hintertür.

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Durch die Digitalisierung erlebt die Mikrosystemtechnik einen Wachstumsboom und Deutschland hat das Potenzial, zum Weltmarktführer in der Digitalisierung zu werden. „Es sind die Millionen drahtlos vernetzten Sensoren und Mikrosysteme, die hinter den Kulissen im Internet of Things (IoT) die Regie führen, und die kommen nun mal aus Deutschland bzw. Europa“, erklärt Ansgar Hinz, CEO des VDE. Allerdings vermisst der Technologieverband eine deutsch/europäische Industrialisierungsstrategie, allen voran die systematische Stärkung der Mikroelektronik über die gesamte lnnovationskette hinweg: Angefangen mit einer umfassenden IKT-Infrastruktur und Cyber-Security-Strategie, die besonders den Mittelstand berücksichtigt, und einen schnellen 5G-Rollout. „Mikroelektronik schafft - etwa über Kryptographie-Chips - die Basis für zuverlässige und sichere Kommunikation und ist im Verbund mit smarter mikrosystemtechnischer Sensorik der Key Enabler für Industrie 4.0, Autonomes Fahren, Smart Cities und Smart Energy - und damit ein wesentlicher Schlüssel für die digitale Souveränität. Gleichzeitig kann Cyber Security Made in Germany zum Exportschlager avancieren“, ergänzt Dr. Gunther Kegel, VDE-Präsident.


Mehr Sensorik!


Sensoren zählen zu den wichtigsten Enablern des IoT. So kann die Nachfrage nach Sensoren von jetzt 10 Milliarden auf 100 Billionen bis 2030 steigen – ein enormes Wachstumspotenzial für den Mittelstand. „Gerade für Industrie 4.0 lautet deswegen die große Aufgabe, aus dem Messfühler Sensor einen Datengenerator zu machen, der seine Daten kompatibel für alle denkbaren Anwendungen bereitstellt. Das geht nur über Vernetzung, horizontal, vertikal und entlang des Lebenszyklus. Datengenerierung und Konnektivität allein reichen als Geschäftsmodelle in einer digitalen Welt nicht mehr aus: Die intelligente Nutzung der Daten bringt die Wertschöpfung“, erklärt Ansgar Hinz. Dazu brauche es eine neue Generation von IT-Infrastruktur und Kommunikationsstandards wie 5G.


Mehr Sicherheit!


Der Erfolg der Digitalisierung steht und fällt mit IT-Security. Lediglich eins von zehn VDE-Mitgliedsunternehmen hält Deutschland in Sachen Cyber Security für gut gerüstet. Der Technologieverband empfiehlt daher der neuen Bundesregierung die zügige Umsetzung einer umfassenden Cyber-Security-Strategie: vor allem Chips ohne „Backdoors“, Kryptographie-Chips und -Module zur Absicherung der Datenkommunikation und End-to-End-Security. „Und diese Chips sollten aus Deutschland bzw. Europa kommen. Gerade eigene Kryptochips sind hier ein wichtiger Aspekt, um fremde Backdoors in die eigene Industrie 4.0-Umgebung von Beginn an zu vermeiden“, warnt VDE-CEO Hinz. Zudem sei gerade Cyber Security für Deutschland eine große Wachstumschance, wenn wir es schaffen aus unserer kritischen Haltung zum Datenschutz heraus Geschäftsmodelle zu generieren und schnell zu vermarkten.


Mehr Chips, mehr Grips!


Für eine erfolgreiche Digitalisierung und eine europäische Re-Industrialisierungsstrategie 4.0 bedarf es laut VDE einer Art „Magischen Sechsecks" mit den Eckpunkten Mittelstand, Cyber Security, Mikroelektronik, Mikrosystemtechnik/Sensorik, IKT-Infrastruktur und Nachwuchspotenzial. Dreh- und Angelpunkt sei dabei der Mittelstand: „Unsere Hidden Champions sind der Wirtschafts- und Innovationsmotor Nummer 1. Wenn er ins Stottern kommt, setzen wir unsere gewohnte Pole Position in vielen Anwendungsfeldern aufs Spiel“, erklärt VDE-Präsident Kegel. Dass die Politik bis 2020 Fördermittel in Höhe von 1 Milliarde Euro bereitstelle, die zusätzliche Investitionen der Industrie von 2,3 Milliarden Euro stimulieren sollen, seien wichtige Schritte in die richtige Richtung. Aber aus VDE-Sicht viel zu kurz gesprungen, gerade mit Blick auf hochsubventionierte Standorte in Asien. Denn auf dem Welthalbleitermarkt fällt Europa erstmals unter 10 Prozent, das jährliche Wachstum wird deutlich unter dem Niveau von China bleiben. „Bis 2021 werden Europa und Amerika weiter Anteile an Asien verlieren, wo sich jetzt schon mehr als zwei Drittel des Welthalbleitermarkts konzentrieren“, sagt Kegel. Lediglich diskrete Leistungshalbleiter und Smart-Power-ICs hielten noch dagegen.

„Letztendlich hängen wir jedoch am Tropf der Köpfe. Neben Chips brauchen wir auch mehr Grips“, sind sich Hinz und Kegel einig. Nämlich die laut VDE-Erhebungen nötigen 10.000 neuen IngenieurInnen der Elektro- und Informationstechnik pro Jahr. Und die fielen nicht vom Himmel. „Mit Wettbewerben wie INVENT a CHIP erreichen wir mehrere tausend junge Menschen. Aber wir alle – Gesellschaft, Wirtschaft, Politik – müssen noch weit mehr tun, damit unsere Wirtschaft nicht ins Hintertreffen gelangt“, ergänzen sie.

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