IAEW
29.09.2022

Prof. Dr. sc. Andreas Ulbig

RWTH Aachen, Leiter Institut für Elektrische Anlagen und Netze, Digitalisierung und Energiewirtschaft (IAEW)

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Meine Zielvorstellungen

Durch den Umbau des Energiesystems mit den Zielen von Dekarbonisierung, Nachhaltigkeit und – aktuell wie lange nicht – Versorgungssicherheit ergeben sich neue technische und gesellschaftliche Herausforderungen aber auch Chancen für den Energiesektor.

Die Balance zu finden zwischen zunehmend fluktuierender, erneuerbarer Stromerzeugung einerseits und steigendem Verbrauch durch Elektrifizierung des Wärme- und Mobilitätssektors andererseits wird immer herausfordernder. Durch die Volatilität der erneuerbaren Stromerzeugung wird mehr Flexibilität im Stromnetz benötigt, durch die Elektrifizierung des Wärme- und Mobilitätsbereichs ist prinzipiell auch mehr Flexibilität vorhanden. Für die effiziente Koordinierung dieser Flexibilitäten als Teil eines aktiven Verteilnetzbetriebs braucht es allerdings Netztransparenz und Steuerbarkeit. Die Digitalisierung der Netze und die Sektorkopplung zwischen Strom-, Wärme- und Gasnetzen sowie dem Mobilitätssektor erlaubt größere Freiheitsgerade im Betrieb und erschließt Effizienz- und Optimierungspotenziale. In diesem Zusammenhang wird auch Cyber Security, also der Schutz vor und die Abwehr von Angriffen auf die IT-Systeme, die die Stromnetze steuern, immer wichtiger.
In all diesen Bereichen entstehen aktuell neue Lösungen für die Energienetze – als Konzepte an Hochschulen aber auch zunehmend in Form kommerziell verfügbarer Produkte. Erfreulicherweise haben sich hier in den letzten Jahren auch junge Startup-Firmen als Innovationstreiber hervorgetan. Gerade im Bereich Digitalisierung der Netze hat Deutschland trotz hervorragender Hochschulen, wenn es um die Vermittlung von praktisch nutzbarem technologischen Know-how geht, und innovativer Unternehmen im Mittelstand und in den Konzernen, einigen Nach- und Aufholbedarf im Vergleich zu den europäischen Nachbarn im Norden wie im Süden. Dass Energietechnik und Digitalisierung mittlerweile nicht mehr voneinander zu trennen sind, zeigt sich zum Beispiel bei den Schnelladestationen an der Autobahn. Mit dem Laden des E-Autos klappt es nur dann problemlos, wenn im Hintergrund auch wirklich alle digitalen Prozesse störungsfrei ineinandergreifen. 

Durch die zahlreichen neuen Technologietrends – von Erneuerbaren Energien über Batteriespeicher bis hin zu Data Analytics und Künstlicher Intelligenz – und den damit verbundenen neuen Möglichkeiten in vielen Bereichen, bleibt die Energietechnik auch weiterhin ein spannendes Betätigungsfeld für junge Absolventinnen und Absolventen der Ingenieurwissenschaften. 
Die ETG bündelt mit ihren mehr als 9.000 Mitgliedern die energietechnische Fachkompetenz in Deutschland und ist somit prädestiniert, um die Antworten auf die technischen Herausforderungen der Energiewende zu formulieren und die sich ergebenden Chancen auch voll zu nutzen. Sie liefert so einen bedeutenden Beitrag zur Umsetzung der Energiewende.
Ich sehe meine Aufgabe in der ETG darin, 

  • den Know-how-Transfer aus der Forschung an den Hochschulen in die industrielle Praxis weiter zu intensivieren. Studien zur Energiewende allein bringen uns noch nicht ans Ziel. Die konkrete Umsetzung der Energiewende muss mit Wissenstransfer aus den Hochschulen weiterhin unterstützt werden. Gerade Energietechnik-Startups geben mittlerweile wichtige Impulse und erhöhen so auch die Attraktivität für Nachwuchskräfte, sich beruflich im Energiebereich zu engagieren.
  • die Nachwuchsgewinnung für VDE und ETG zu stärken. Hierfür braucht es attraktive und kontinuierlich aktualisierte Angebote für StudentInnen und AbsolventInnen der technischen Hochschulen. 
  • technologische Veränderungen proaktiv zu begleiten. Technische Normen und Standards bleiben weiterhin wichtig. Die Diskussionen um passende E-Auto Ladestecker (Hardware) und reibungslos funktionierende Ladeprozesse via Plug & Charge (Software) zeigen dies.
  • neue technische Lösungen im Bereich Digitalisierung der Gesellschaft fortwährend zu erklären. Gerade wenn es um sensible Themen wie Datenschutz und Datennutzung geht, muss Vertrauen geschaffen und so Bedenken genommen werden.

Auch beim Thema Regulatorik und den konkreten Zielbildern für die Digitalisierung der Netze und die Umsetzung von SmartGrid-Konzepten kann sich die ETG mit ihrer großen Fachkompetenz proaktiv einbringen. Aufgrund meines internationalen Werdegangs werde ich bei meinem Engagement für die ETG immer auch die Außenperspektive in die Diskussionen mit einbringen.

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