Strommasten und Windräder in Abenddämmerung
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04.05.2017 Hessischer Landtag Wiesbaden

Energiewende in Hessen – Energiewende 4.0

Unter dem Titel „Energiewende 4.0“ spielt der Titel des vierten Parlamentarischen Abends der VDE-Landesvertretung Hessen bewusst auf den Begriff Industrie 4.0 an: Ähnlich wie bei Industrie 4.0 ist die Ausgestaltung der Energiewende erst am Anfang – auch wenn die Erzeugung von Strom aus  erneuerbaren Energien bereits Erfolge verzeichnet: In Hessen ist die installierte Leistung aus Erneuerbaren deutlich höher als die aus konventionellen Kraftwerken. Die hohe Volatilität der Stromerzeugung aus Wind und Sonne erfordert jedoch eine schnellere Netzregelung. Voraussetzung dafür ist die Digitalisierung.

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2015-05-03 - PA 2017 Energiewende 4.0 - Artikel - Bild

Erdkabel

| Ingenieurbüro Feldwisch

Über die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Energiewirtschaft, die Energiewende in Hessen und die Folgen der Erdverkabelung für Böden diskutierten Vertreter der VDE-Landesvertretung Hessen mit Vertretern der Fraktionen im hessischen Landtag. Der Parlamentarische Abend fand am 3. Mai 2017 in Wiesbaden statt.

Digitalisierung als Wegbereiter der Energiewende

Dass durch die Energiewende Handlungsbedarf besteht, verdeutlichte Prof. Dr. Ingo Jeromin, Vorsitzender der VDE-Landesgruppe Hessen: Bei mittlerweile gut 100 GW installierter Leistung aus erneuerbaren Energien und einem Anteil von 30 % an der Bruttostromerzeugung komme das Netz an seine Leistungsgrenze. „Mit der Digitalisierung lässt sich der Netzausbau verzögern, langfristig kommen wir aber nicht um ihn herum“, so Jeromin.

Wie die Digitalisierung Energieversorgungsunternehmen beeinflusst, erläuterte Dr. Michael Fiedeldey, Geschäftsführer der Stadtwerke Bamberg: Der Rollout intelligenter Messsysteme (Smart Meter) sei für Stadtwerke nicht kostendeckend und bringe sie in Erklärungsnot: „Unsere Kunden fragen uns, welchen Mehrwert ein um 100 bis 150 Euro teurerer digitaler Zähler ihnen bringt. Zurzeit haben wir darauf keine Antwort. Denn: Die Geschäftsmodelle hinter dem Smart Metering fehlen noch.“ Bei der Digitalisierung gehe es vor allem um gelebte Kundenbeziehungen. Bei den Stadtwerken Bamberg können Kunden etwa über einen QR-Code an jeder Straßenlaterne defekte Leuchten per Smartphone melden. „Die Digitalisierung ist kein Geschäftsmodell, sondern Mittel zum Zweck – und der Zweck bestimmt wiederum den Grad der Digitalisierung“, so Fiedeldey abschließend.

Auswirkungen der Erdverkabelung auf den Boden

Viele Leitungsbauvorhaben werden mittlerweile mit Erdkabeln geplant. Welche Auswirkungen die Erdverkabelung bei Höchstspannungsleitungen auf den Boden hat, zeigte Dr. Norbert Feldwisch vom Ingenieurbüro Feldwisch. Als Beispiel diente die HGÜ-Leitung Alegro: Für einen 35 Kilometer langen Abschnitt, bei dem Erdkabel verlegt werden, müssen 450.000 Kubikmeter Boden ausgehoben werden – bei einer Freileitung wären es 50.000 Kubikmeter. „Der Planungsaufwand für Erdkabel und die Auswirkungen für den Boden sind deutlich größer als bei Freileitungen“, betont Feldwisch. Zudem sei noch nicht geklärt, wie sich die Erwärmung der Kabel auf den Boden und die Lebewesen in der Erde auswirkt und bis zu welchem Grad die Flächen  im Nachhinein wieder landwirtschaftlich genutzt werden können.

„Die Frage, die mich und viele Kollegen umtreibt, ist, ob wir derzeit nicht schon wieder in überholte Technologien investieren, anstatt in Innovationen“, betonte Wolfgang Greilich, Vizepräsident des Hessischen Landtags. In seinem Grußwort richtete er den Wunsch an den VDE, die hessische Politik auch weiterhin mit technologsicher Expertise zu unterstützen.

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