Kann ein Windkraftrad trotz Blitzschutzanlage vom Blitz getroffen werden?
Das Blitzschutzsystem ist nicht dafür da, einen Blitz abzuweisen, sondern dem einschlagenden Blitz einen oder möglichst viele Pfade anzubieten, auf denen er ohne Gefährung von Personen oder Anlagen in die Erdungsanlage abfließen kann. Ein Blitzschutzsystem für Windkraftanlagen soll also alle möglichen Einschlagsorte an einer solchen Anlage (das sind i.d.R. die Rotorblätter und die Gondel) schützen.
Ist der Aufenthalt in der Nähe von Windenergieanlagen bei Gewitter gefährlich?
Zum einen ist klar, dass bei einem nahen Gewitter keiner freiwillig einen Spaziergang macht. Zum anderen ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Blitz in die Windkraftanlage einschlägt, neben der eine Person sich gerade aufhält, relativ gering. Trotz allem ist der Blitz als der stärkste elektromagnetische Impuls nicht zu unterschätzen. Daher sind auch schon Schäden an Windkraftanlagen mit Blitzschutzsystem vorgekommen. Dabei könnten z.B. Beschädigungen der Rotorblätter (hörbar) oder der Ausfall der Steuerelektronik (entweder ungeregelte Rotation oder Stillstand der Blätter) vorkommen. Daher empfiehlt es sich, bei einem Gewitter sich nicht ausgiebig in der Nähe von Windenergieanlagen aufzuhalten.
Es heisst, dass auch nach einem Gewitter man sich mindestens eine Stunde lang keinem Windkraftrad nähern soll. Stimmt das?
Jeder Schaden sollte direkt oder kurz nach einem Blitzeinschlag auftreten und an den o.g. Zeichen erkennbar sein. Daher gibt es keinen Grund, eine längere Zeit nach einem Gewitter abzuwarten.
Besonders gefährlich soll es sein, wenn die regennassen Rotorblätter knistern und zischen. Darf man sich dann der Anlage nicht nähern oder diese berühren?
Mit Knistern und Zischen sind Entladungsgeräusche gemeint, die auftreten, wenn sich elektrische Ladungen in der Luft über metallische Verbindungen "entladen". Bei relativ hohen Windkraftanlagen kann dies bei aufziehendem Gewitter auftreten. Zur Sicherheit (wegen eines möglichen Blitzschlags) sollte man sich dann dem Turm nicht nähern.
Welcher Mindestabstand zu einem Windkraftrad sollte eingehalten werden?
Der flächenmäßig größte Schaden dürfte bei einem massiven Defekt der Rotorblätter auftreten, beispielsweise dass ein Teil des Rotors sich löst sich und davon fliegt. Man sollte daher einen größtmöglichen Abstand (hundert Meter und mehr) einhalten.
Der Sicherheitsabstand auf Grund der möglichen elektrischen Blitzentladung beträgt 20-30 m, kann aber bei geeigneten Erdungsmaßnahmen des Anlagenbauers im Einzelfall wesentlich geringer sein bzw. bei persönlichen Vorbelastungen (z.B. Herzschrittmacher) wesentlich größer sein.