Der Mitte der 1950er Jahre auf dem Heidelberger Königstuhl von der Deutschen Bundespost errichtete Fernmeldeturm der Bauart »FTZ Typ C« dokumentiert die erste große Phase des Ausbaus eines Richtfunknetzes in der Bundesrepublik in den 1950er Jahren.
Beschreibung
erbaut: 1954-55
Bauher: Deutsche Bundespost
Der Richtfunkturm auf der im Osten von Heidelberg gelegenen Erhebung des Königstuhls wurde Mitt der 1950er Jahre von der Deutschen Bundespost als sogenannter Fernmeldetypenturm errichtet. Die Typisierung der Fernmeldetürme wurde eingeführt, um beim Aufbau eines leistungsfähigen Richtfunknetzes seit Beginn der 1950er Jahre in möglichst kurzer Zeit kostengünstig eine größere Zahl von Richtfunkstellen errichten zu können. Außer dem eigentlichen Zweck, großflächige Richtantennen und Richtfunkgeräte in größerer Höhe aufzustellen, übernahmen die Türme vielfach auch die Funktion, als Antennenträger für Fernsehrundfunk und Hörfunk im UKW-Bereich sowie für den öffentlichen und nichtöffentlichen beweglichen Landfunkdienst zur Verfügung zu stehen. Da die Türme in der Regel an landschaftlich exponierten Stellen platziert wurden und somit einen Blickfang bildeten, war bei der Gestaltung außer auf technische Erfordernisse auch auf eine möglichst verträgliche Einfügung in das Landschaftsbild Rücksicht zu nehmen.
Bei dem auf dem Königstuhl erstellten Richtfunkturm handelt es sich um ein Exemplar der dritten Generation von Typentürmen der ersten Ausbaustufe des Richtfunknetzes in den 1950er Jahren, die als »FTZ Typ C« bezeichnet wurde. Diese Türme wurden als zylindrische Stahlbetontürme mit einem äußeren Schaftdurchmesser von 7 m entworfen, die mit drei oder vier Plattformen zur Aufstellung der Antennen ausgerüstet wurden. Die Betriebsgeschosse lagen unterhalb der untersten Plattform im Schaftinnern. Der Heidelberger Turm gehört dabei zu einer Serie von leicht abgewandelten Türmen der Bauart »FTZ Typ C«, bei der der Schaftdurchmesser um 50 cm auf 7,50 m vergrößert worden war. Dies war auf die technischen Erfordernisse der Einführung der 4-GHz-Technik - statt der bisherigen 2-GHz-Technik - zurückzuführen, die mehr Platz für die Unterbringung der Richtfunkgeräte in den Betriebsgeschossen erforderte. Nachträglich wurde auf den Richtfunkturm eine Fernsehrundfunk-Antenne aufgesetzt.
Derzeit nicht klar ist die Funktion des am Fuße des Turms befindlichen, mit Bruchsteinmauerwerk verkleideten und eher im Stil der 1930er Jahre erscheinenden zweigeschossigen Gebäudes. Möglicherweise handelt es sich um ein Betriebsgebäude zur Unterbringung der Sendetechnik im Zusammenhang mit der Fernsehsignalausstrahlung und möglicherweise ist die für ein Technikgebäude ungewöhnliche Gestaltung ein Zugeständnis an den als Ausflugsort sehr beliebten Heidelberger „Hausberg”, an dessen Fuß das Heidelberger Schloss liegt und der durch eine Standseilbahn erschlossen wird.
Informationsstand: 09.08.2017
Schlagworte: Sendeanlagen; Informations- und Kommunikationstechnik (IKT); Nachrichten- und Kommunikationstechnik; Fernseh- / Fernmeldetürme
Stichworte: Deutsche Bundespost; Richtfunkturm; Königstuhl; Heidelberg; Fernmeldetypenturm; Typisierung; Fernmeldeturm; Richtfunknetz; Richtantenne; Richtfunkgerät; Antennenträger; Fernsehrundfunk; Hörfunk; UKW; Öffentlicher beweglicher Landfunkdienst; ÖBL; Nichtöffentlicher beweglicher Landfunkdienst; Landschaftsbild; FTZ Typ C; Stahlbetonturm; Antennenplattform; Betriebsgeschoss; 4-GHz-Technik; Fernsehrundfunk-Antenne; Betriebsgebäude; Bruchsteinmauerwerk
Quelle(n)
- Arwed Hoyer / Werner Teutschbein, Fernmeldetürme und andere Antennenträger in Stahlbeton-Ausführung; in: Jahrbuch des elektrischen Fernmeldewesens 20(1969), S. 366-407