Fernsehturm Hornisgrinde_Bild1
2016 Norbert Gilson
07.04.2021

Fernsehturm Hornisgrinde

Hornisgrindestraße, 77887 Sasbachwalden 

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VDE Ausschuss Geschichte der Elektrotechnik
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Der Senderstandort auf der Hornisgrinde im Nordschwarzwald ist seit den frühen 1950er Jahren von besonderer Bedeutung für den Aufbau des UKW-Rundfunks in der Bundesrepublik und für den Beginn des Austauschs der europäischen Fernseh- und Hörfunkprogramme im Rahmen der »Eurovision«.

Beschreibung


erbaut: 1971-72
Architekten: Architekturbüro Heinle, Wischer & Partner
Bauherr: Südwestfunk (Baden-Baden)

Der frühere Südwestfunk nutzte die Hornisgrinde, den höchsten Berg des Nordschwarzwalds, bereits seit 1951 als Senderstandort, nachdem in der Bundesrepublik der UKW-Rundfunk eingeführt worden war. Ab 1954 wurde von hier aus auch das Erste Fernsehprogramm der ARD ausgestrahlt. Der Senderstandort auf der Hornisgrinde hatte auch eine wichtige Funktion für das im Januar 1954 gestartete Eurovisions-System, mit dem es technisch möglich wurde, auf den Bildschirmen aller westeuropäischen Länder gleichzeitig dasselbe Fernsehprogramm zu senden. Bis Mitte der 1970er Jahre waren 44 Sender in acht Ländern durch ein Richtfunkverbindungsnetz von 70.000 km Länge miteinander verbunden, an das bei Eurovisionssendungen 1.400 Fernsehstationen in 18 Ländern angeschlossen werden konnten. Die Hornisgrinde diente dabei als Richtfunkbrücke nach Frankreich.

Als Antennenträger wurde Anfang der 1950er Jahre zunächst zwei Stahlgittermasten aufgestellt. 1971 wurde mit dem Bau des heutigen, 206 m hohen Stahlbetonturms begonnen, der 1972 fertig gestellt werden konnte. Der Stahlbetonschaft verjüngt sich von unten nach oben in der Konturlinie einer Parabel. Das Fundament besteht aus einer in 5,60 m Tiefe platzierten Kreisringplatte von 22,50 m Durchmesser, das mit Hilfe von 24 bis zu 12 m tief reichenden Felsankern gegen Abheben bei Wind gesichert ist. Im Höhenbereich zwischen 58 und 75 m waren am Schaft ursprünglich fünf Kreisplatten als Plattformen für die Aufstellung der Richtfunkantennen angebaut. Die Plattformen sind im Schaft eingespannt. Inzwischen wurden oberhalb der bauzeitlichen Plattformen drei weitere installiert. Infolge der heute leichteren Ausführung der Richtfunkantennen konnten sie aus Stahlträgern konstruiert werden. Oben auf dem Schaft sitzt ein 56 m hoher Antennenmast in Stahlfachwerk-Ausführung, der zum Witterungsschutz mit einem Polyestermantel umgeben wurde.

Der Sendeturm Hornisgrinde ist außer dem Stuttgarter Fernsehturm der wichtigste Sender des Südwestrundfunks (SWR), der 1998 als Rechtsnachfolger von Süddeutschem Rundfunk und  Südwestfunk entstand. Zahlreiche SWR-Sendeanlagen beziehen ihre Programme per Richtfunk oder Ballempfang vom Sender Hornisgrinde. Der Sender dient außerdem zur Vernetzung der beiden SWR-Funkhäuser Baden-Baden und Stuttgart über den Merkurturm in Baden-Baden und den Stuttgarter Fernsehturm. Zusätzlich nutzen mehrere Mieter den Sendeturm für ihre Funkdienste.

Informationsstand: 09.08.2017
Schlagworte: Sendeanlagen; Informations- und Kommunikationstechnik (IKT); Nachrichten- und Kommunikationstechnik; Fernseh- / Fernmeldetürme
Stichworte: Architekturbüro Heinle, Wischer & Partner; Südwestfunk; Hornisgrinde; Nordschwarzwald; UKW-Rundfunk; Fernsehprogramm; ARD; Eurovisions-System; Richtfunkverbindung; Eurovisionssendung; Richtfunkbrücke; Frankreich; Antennenträger; Stahlgittermast; Stahlbetonturm; Kreisringfundament; Kreisringplatte; Felsanker; Kreisplatte; Richtfunkantenne; Antennenmast; Stahlfachwerkantenne; Witterungsschutz; Südwestrundfunk; SWR; Süddeutscher Rundfunk; Ballempfang; SWR-Funkhaus; Baden-Baden; Stuttgart; Merkurturm

Quelle(n)

  • Willi Paul, Technische Sehenswürdigkeiten in Deutschland. Band III. Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Baden-Württemberg, München 1978
  • Jörg Schlaich / Matthias Schüller, Ingenieurbauführer Baden-Württemberg, Berlin 1999
  • de.wikipedia.org/wiki/SenderHornisgrinde (abgerufen am 05.05.2017) 

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