Das 1943 als zweites Kraftwerk im Rahmen des Schluchseewerk-Projektes in Betrieb genommene Pumpspeicherkraftwerk Witznau dokumentiert zusammen mit dem Kraftwerk Häusern die eingespielte Verbundwirtschaft innerhalb der Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerk AG (RWE), die durch den Parallelbetrieb zwischen den rheinischen und westfälischen Braun- und Steinkohlekraftwerken, dem Speicherwasserkraftwerk der Vorarlberger Illwerke AG, dem Rheinkraftwerk Albbruck-Dogern am Hochrhein und den Pumpspeicherkraftwerken der Schluchseewerk AG ermöglicht wurde.
Beschreibung
erbaut: 1938-43
Bauherr: Schluchseewerk AG
Das Pumpspeicherkraftwerk Witznau wurde als zweites Kraftwerk („Mittelstufe”) im Rahmen der Verwirklichung des Schluchseewerk-Projektes etwa auf halber Höhe zwischen den Kraftwerken Häusern und Waldshut angelegt. Zwar wurde mit dem Bau noch 1938 begonnen, nach Kriegsbeginn kamen die Bauen jedoch nur noch unter großen Schwierigkeiten voran. Erst 1943 wurde der erste Maschinensatz, bestehend aus Turbine und Generator, angeliefert. Die erste Pumpe konnte erst nach Kriegsende 1946 installiert werden. Der zweite Maschinensatz kam 1950 hinzu.
Die Anlage wurde als Kombination von Krafthaus und Sperrmauer errichtet, die die Schwarza zum Witznau-Stausee aufstaut, der als Oberbecken des Kraftwerks Waldshut fungiert. Das Kraftwerk Witznau erhält sein Betriebswasser aus dem Schwarza-Becken am Kraftwerk Häusern, mit dem es über einen 9,3 km langen Druckstollen verbunden ist. Die mittlere Fallhöhe beträgt 250 m. Das Kraftwerk ist mit vier vertikal angeordneten Maschinensätzen aus Francis-Spiralturbinen und Synchron-Motorgeneratoren ausgerüstet. Im Turbinenbetrieb stehen 4 x 55 MW, also insgesamt 220 MW, zur Verfügung, der Pumpenbetrieb erfordert 4 x 32 MW, also zusammen 128 MW. Das Kraftwerk kommt auf eine mittlere Jahreserzeugung von 230 Mio. kWh.
Das Maschinenhaus ist auf die dreigeschossig mit Bruchsteinen verkleidete und mit rechteckigen Fenstern versehene Sperrmauer aufgesetzt. Das mehrgeschossige Krafthaus ist durch schmale hochrechteckige, in die verputzte Wandfläche eingeschnittene Fenster gegliedert. Der auf der Auslaufseite dem Krafthaus vorgesetzte Anbau ist neueren Datums. Der Verwaltungstrakt ist an das Maschinenhaus im rechten Winkel parallel zur Straße angesetzt. Der Netztransformator und die Freiluft-Schaltanlage sind auf die Krone der Sperrmauer aufgesetzt (Fotos 5 und 6).
Informationsstand: 02.11.2016
Schlagworte: Elektrizitätserzeugung; Pumpspeicherkraftwerke; Stromerzeugung; Energie; Energy
Stichworte: Schluchseewerk AG; Mittelstufe; Schluchseewerk-Projekt; Zweiter Weltkrieg; Krafthaus; Sperrmauer; Schwarza; Witznau-Stausee; Schwarza-Becken; Kraftwerk Häusern; Kraftwerk Waldshut; Bruchsteinverkleidung; Putzbau; Freiluftschaltanlage
Quelle(n)
- Volker Rödel, Reclams Führer zu den Denkmalen der Industrie und Technik in Deutschland. Bd. 1. Alte Länder, Stuttgart 1992
- Rudolf Fettweis, Das Schluchseewerk; in: Elektrotechnische Zeitschrift 50(1929), Heft 8, S. 267-268
- Jörg Schlaich / Matthias Schüller, Ingenieurbauführer Baden-Württemberg, Berlin 1999
- Thomas Herzig, Energiespeicherung im großen Stil. Die Pumpspeicherkraftwerke der Schluchseewerk AG; in: Hans-Joachim Braun (Hrsg.), Technische Netzwerke und Energiespeicher. Ausgewählte Vorträge der Jahrestagungen der Georg-Agricola-Gesellschaft 2012 in Berlin und 2013 in Mannheim. (Die Technikgeschichte als Vorbild moderner Technik, Bd. 36), Freiberg 2014, S. 107-130