Wasserkraftwerk Albbruck-Dogern_Bild1
2016 Norbert Gilson
30.03.2022

Wasserkraftwerk Albbruck-Dogern

Bundesstraße, 79774 Albbruck 

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VDE Ausschuss Geschichte der Elektrotechnik

Das in engem Zusammenhang mit dem Bau der Schluchseekraftwerke errichtete Kraftwerk Albbruck-Dogern weist unter den Wasserkraftwerken am Hochrhein die Besonderheit auf, dass es das einzige Kanalkraftwerk am Hochrhein ist. 

Beschreibung


erbaut: 1930-33
Bauherr: Rheinkraftwerk Albbruck-Dogern AG

Ein erstes Konzessionsgesuch für die Ausnutzung der Wasserkraft der Strecke zwischen der Aaremündung und dem Stauende des rheinabwärts gelegenen Kraftwerks Laufenburg wurde bereits 1907 eingereicht, jedoch vom Bezirksamt Waldshut im Einvernehmen mit dem Kanton Aargau abgelehnt. Die Entscheidung über zwei neue, 1916 und 1921 eingereichte Konzessionsgesuche wurde zunächst zurückgestellt, da in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg zunächst die Frage des systematischen und vollständigen Ausbaus der Wasserkräfte am Hochrhein zwischen Konstanz und Basel von den deutschen und schweizerischen Behörden diskutiert und verhandelt wurde. Nachdem gegen Ende des Jahres 1924 die Konzessionsurkunden im Entwurf vorlagen, gestaltete sich jedoch die Suche nach künftigen Abnehmern der erzeugten Energie schwierig. Da der Energiebedarf in der Schweiz durch andere Wasserkraftprojekte bereits gedeckt war, bestand hier kein sonderliches Interesse am Bau eines weiteren Großkraftwerks. Auf deutscher Seite zeigten zwar die Württembergische Landeselektrizitäts AG mit der Stadt Stuttgart sowie die Aluminium Industrie AG Neuhausen (AIAG) verstärktes Interesse, jedoch sprang die AIAG nach kurzer Zeit wieder ab.

Anfang 1926 nahm die Badische Landeselektrizitätsversorgungs-AG (Badenwerk) Kontakt zum Kanton Aargau auf und signalisierte die Bereitschaft deutscher Elektrizitätsversorgungsunternehmen, den dem Kanton Aargau zustehenden Anteil der Dogerner Energie zu übernehmen. Das Badenwerk seinerseits hatte die Reichsbahndirektion Karlsruhe als Großabnehmer für die Dogerner Energie im Blick, da damals die Elektrifizierung des badischen Bahnnetzes in Planung war. Letztlich konkret wurde das Projekt aber erst, nachdem es dem Vorstandsmitglied des Badenwerks, Otto Helmle, und dem Präsidenten der württembergischen Ministerialabteilung für Bezirks- und Körperschaftsverwaltung, Dr. Michel, gelungen war, das Vorstandsmitglied der Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerk AG (RWE), Arthur Koepchen, für das Kraftwerksprojekt zu interessieren. Dem RWE kam das Angebot sehr gelegen, da sich das Dogerner Kraftwerk im Zusammenspiel mit den in Planung befindlichen, nahe gelegenen Schluchsee-Kraftwerken unter anderem für die Lieferung von Pumpenergie nutzen ließe. Voraussetzung war allerdings, dass sich bei den Schweizer Behörden eine Exporterlaubnis für den der Schweiz zustehenden Energieanteil nach Deutschland erreichen ließe. In zähen Verhandlungen mit allen Beteiligten konnten der Kanton Aargau und das Land Baden schließlich eine Übereinkunft erzielen, durch die dem RWE 78% der erzeugten Energie zugesichert werden konnten. Darauf wurde die Verleihung der Konzession in Deutschland im Juni 1927, in der Schweiz erst am 16. September 1929 rechtskräftig. Am selben Tag wurde die Rheinkraftwerk Albbruck-Dogern AG (RADAG) mit Sitz in Waldshut von RWE und Badenwerk gegründet.

Ende 1930 konnte mit den Bauarbeiten begonnen werden. Das Krafthaus wurde nicht quer zum Rhein, sondern an einem vom Rhein abzweigenden 3,5 km langen Werkkanal errichtet. Je nach Wasserführung kann ein Gefälle zwischen 6,50 m und 11 m ausgenutzt werden. Es wurden drei Maschinensätze aus vertikal angeordneten Kaplan-Turbinen mit starr gekuppelten Drehstrom-Synchrongeneratoren installiert. Mit einer Leistungsfähigkeit von jeweils 28 MVA (cos phi = 0,8) konnten die drei Generatoren eine jährliche mittlere Jahresproduktion von 569 Mio. kWh erbringen.

Die Wehranlage mit fünf Wehröffnungen, ausgestattet mit Doppelschützen, wurde unmittelbar nach dem Abzweig des Oberwasserkanals am Rhein auf dem Gebiet der schweizerischen Gemeinde Leibstadt errichtet. In den Jahren von 2007 bis 2009 wurde in das Wehr ein neues Wehrkraftwerk eingebaut, ausgestattet mit einer Kaplan-Rohrturbine von 24 MW maximaler Leistung. Damit steht eine zusätzliche Jahreserzeugung von 122 Mio. kWh elektrische Energie zur Verfügung.
 
Informationsstand: 02.11.2016
Schlagworte: Elektrizitätserzeugung; Laufwasserkraftwerke; Stromerzeugung; Energie; Energy
Stichworte: Württembergische Landeselektrizitäts AG; Badische Landeselektrizitätsversorgung AG; Badenwerk AG; Rheinkraftwerk Albbruck-Dogern AG; RADAG; Bezirksamt Waldshut; Kanton Aargau; Erster Weltkrieg; Konzessionsgesuch; Hochrhein; Aluminium Industrie AG Neuhausen; AIAG; Reichsbahndirektion Karlsruhe; Bahnelektrifizierung; Otto Helmle; Dr. Michel; Rheinisch-Westfälisches Elektrizitätswerk AG; RWE; Arthur Koepchen; Schluchsee-Kraftwerke; Pumpenergie; Exporterlaubnis; Krafthaus; Werkkanal; Kaplan-Turbine; Drehstrom-Synchrongenerator; Wehranlage; Doppelschütz; Leibstadt; Wehrkraftwerk; Kaplan-Rohrturbine

Quelle(n)

  • Kraftwerk Laufenburg (Hrsg.), Die Grenzkraftwerke am Hochrhein, Laufenburg [Schweiz] 1986
  • 50 Jahre Rheinkraftwerk Albbruck-Dogern Aktiengesellschaft Waldshut/Rhein. 1929 - 1979, [Freiburg] 1979
  • Technische Daten. Rheinkraftwerk Albbruck-Dogern und Wehrkraftwerk (Download von www.radag.de)

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