Das Kraftwerk Laufenburg ist besonders interessant, da es den Fortschritt im Bau von Wasserkraftwerken vor dem Ersten Weltkrieg dokumentiert. Es wurde erstmals nicht parallel zum Fluss mit Wasserzuführung durch einen Werkskanal errichtet, sondern als Flusskraftwerk in einer Linie mit der Wehranlage quer zum Flusslauf.
Beschreibung
erbaut: 1909-14 / 1929-60, 1988-94 (erste und zweite Modernisierung)
Bauherr: Kraftwerk Laufenburg AG
Planung / Entwurf: Ingenieure Gruner und Natter
Betreiber: Energiedienst Holding AG
Die Kraftwerk Laufenburg AG wurde 1908 als Aktiengesellschaft schweizerischen Rechts gegründet, um die Wasserkräfte des Hochrheins am Ausgang der Stromenge unterhalb von Laufenburg zu nutzen. Die günstigen Stauverhältnisse ließen ein Bruttogefälle von mehr als 11,50 m entstehen. So konnte die damals beachtliche Leistung von 40 MW mit nur 10 Generatoren erzeugt werden. Es war damals das Leistungsstärkste Kraftwerk in Europa. Die ursprüngliche Jahresproduktion lag bei 310 Mio. kWh. Wegen der im Vergleich zu den Vorgängerwerken Rheinfelden sowie Augst und Wyhlen relativ kleinen Zahl von Maschinen war es möglich, das Maschinenhaus erstmals quer über den Rhein zu bauen, ohne die Hochwasserabführung zu gefährden. Neben dem auf der schweizerischen Seite stehenden Maschinenhaus wurde das Wehr mit vier Öffnungen (Fotos 5 und 6) errichtet. Drei der Öffnungen befinden sich, zusammen mit einer Schifffahrtsschleuse (Fotos 7 und 8) sowie zwei Fischtreppen, auf der deutschen Seite.
Das Kraftwerk wurde in neoklassizistischen Formen mit gebrochener, durch ein Gesims verbundener Giebelkontur errichtet (Fotos 1 bis 4). Im gleichen Stil wurden in der Nachbarschaft des Kraftwerks auch das ehemalige Verwaltungsgebäude (Foto 17) sowie Wohnhäuser für die Angestellten erbaut (Foto 18). Durch die erste Modernisierungsmaßnahme in den Jahren zwischen 1929 und 1960 wurde die installierte Turbinenleistung auf 99 MW erhöht, die maximale Generatorenleistung auf 81 MW. Eingebaut wurden 10 horizontal gelagerte Francis-Doppelzwillingsturbinen. Die mittlere Jahreserzeugung lag bei etwa 500 Mio. kWh, wobei im Winter 210 Mio. kWh und im Sommer 290 Mio. kWh erreicht wurden. Durch eine zweite, 1994 abgeschlossene Modernisierung wurde die installierte Leistung nochmals erhöht auf jetzt 106 MW Turbinenleistung und 94 MW Generatorleistung. Eingebaut wurden zehn moderne Maschinensätze mit Straflo-Turbinen. Damit kann eine mittlere Jahreserzeugung von 700 Mio. kWh erzielt werden.
Mit der Installation der neuen Turbinen hat sich auch das Erscheinungsbild des Kraftwerks auf der Einlaufseite geändert. Vor den Turbineneinläufen wurde eine Rechenanlage eingebaut, um das vom Rhein mitgeführte Treibgut abzufangen. Die Rechenanlage wird regelmäßig automatisch von zwei Rechenreinigungsmaschinen gesäubert (Fotos 10 und 11). Damit die Turbinen einmal jährlich für Revisionsarbeiten nach vorheriger Entleerung geöffnet werden können, besteht die Möglichkeit, mittels eines Montagekrans (Foto 10, im Hintergrund) vor und hinter der Turbine Dammtafeln einzusetzen, so dass die Turbinenkammern jeweils wasserdicht abgeschlossen sind. (Fotos 12 und 13)
Die Spannung an den Generatoren beträgt jeweils 10,5 kV. Sie wird noch im Maschinenhaus auf die Übertragungsspannung von 110 kV herauftransformiert und dann in das europäische Verbundnetz eingespeist. Die Hälfte der erzeugten Energie wird in die Schweiz, die andere Hälfte nach Deutschland geliefert. Die Bedeutung des grenzüberschreitenden Austauschs elektrischer Energie kann man anhand der Hochspannungsfreileitungen ermessen, die unmittelbar unterhalb des Kraftwerks den Rhein kreuzen (Fotos 14 bis 16).
Aus Anlass des 100-jährigen Jubiläums des Kraftwerks machte die Energiedienst Holding AG den Übergang über das Stauwehr für die Öffentlichkeit zugänglich, so dass nun ein grenzüberschreitender Rheinrundweg möglich ist, der durch die Gemeinden Laufenburg (Schweiz), Laufenburg (Baden) und Murg führt.
Informationsstand: 02.11.2016
Schlagworte: Elektrizitätserzeugung; Laufwasserkraftwerke; Stromerzeugung; Energie; Energy
Stichworte: Kraftwerk Laufenburg AG; Energiedienst Holding AG; Ingenieure Gruner und Natter; Laufenburg; Wehranlage; Schifffahrtsschleuse; Fischtreppe; Neoklassizismus; Francis-Doppelzwillingsturbine; Kaplan-Rohrturbine; Straflo-Turbine
Quelle(n)
- Volker Rödel, Reclams Führer zu den Denkmalen der Industrie und Technik in Deutschland. Bd. 1. Alte Länder, Stuttgart 1992
- Kraftwerk Laufenburg (Hrsg.), Die Grenzkraftwerke am Hochrhein, Laufenburg [Schweiz] 1986
- Hinweistafeln am Objekt