Wasserkraftwerk Reckingen_Bild1
2016 Norbert Gilson
24.01.2022

Wasserkraftwerk Reckingen

Kraftwerkstraße 24, 79790 Küssaberg 

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VDE Ausschuss Geschichte der Elektrotechnik
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Das Kraftwerk Reckingen, mit dessen Energie bis zur Stilllegung 1993 zum großen Teil die Produktionsanlagen der Lonza-Werke in Waldshut beliefert wurden, dokumentiert in besonderer Weise den Zusammenhang zwischen dem Ausbau der Hochrheinkraftwerke und der Ansiedlung von Betrieben der Chemieindustrie zwischen Waldshut und Basel.

Beschreibung


erbaut: 1938-41
Bauherr: Kraftwerk Reckingen AG


Im März 1926 verliehen die zuständigen schweizerischen und deutschen Behörden die Rechte, den Abschnitt des Hochrheins bei Reckingen für die Errichtung einer Wasserkraftwerkanlage zu nutzen. Gut zwei Jahre später wurde im Dezember 1928 die Kraftwerk Reckingen AG als deutsche Aktiengesellschaft gegründet. Aktionäre waren die Baseler Lonza AG und die in Waldshut ansässige Lonza-Werke GmbH. Mit dem Bau des Kraftwerkes wurde die Motor-Columbus AG in Baden (CH) beauftragt.

Erst 1938 wurde der Bau des Kraftwerks rund 700 m oberhalb des Bahnhofes der schweizerischen Gemeinde Rekingen in Angriff genommen. Das Kraftwerksgebäude (Fotos 1 bis 5) befindet sich auf badischer Seite. Das Kraftwerk wurde als Flusskraftwerk mit zugehörigem Stauwehr (Fotos 6 bis 11) mit drei jeweils 20 m breiten Wehröffnungen, verschließbar durch 12 m hohe Doppelschützen, angelegt. Das nutzbare Gefälle schwankt je nach Wasserstand zwischen 7,40 m und 9,50 m. Die Maschinenausrüstung bestand aus zwei Kaplan-Turbinen von jeweils 19,5 MW Leistung mit den zugehörigen Generatoren (elektrische Gesamtleistung 38 MW). Eine der Turbinen wurde 2013 ersetzt. Der andere Maschinensatz verfügt noch über die bauzeitliche, von Escher, Wyss & Cie. gelieferte Turbine. Die mittlere Jahresproduktion an elektrischer Energie beträgt 234 Mio. kWh, wobei die Produktion in den wasserarmen Zeiten des Winters mit 98 Mio. kWh und des Sommers mit 136 Mio. kWh deutlich unter dem Durchschnitt liegt. Die Transformatoren mit den zugehörigen Leistungsschaltern und Wandlern sind auf der Auslaufseite direkt vor dem Kraftwerksgebäude angeordnet (Fotos 12 und 13). Auf einer Brücke vor der Schaltanlage befindet sich noch ein Montagekran von 35 t Tragkraft (Foto 14), gebaut 1941 von der Eisenbau Wyhlen AG.

Um das vom Rhein mitgeführte Treibgut, das nicht in die Turbinen gelangen darf, zurückzuhalten, ist vor den Turbineneinläufen jeweils ein Rechen aus Stahlstäben eingebaut. Die Rechen werden regelmäßig automatisch von zwei noch bauzeitlichen Rechenreinigungsmaschinen (Fotos 15 und 16) gereinigt.

Das Kraftwerk Reckingen lieferte die Energie ursprünglich in die Produktionsanlagen der Lonza-Werke GmbH in Waldshut. Nachdem die dortige Produktion im Jahre 1993 stillgelegt worden war, erfolgte die Aufteilung des Aktienkapitals zu 50% an die Badenwerk AG - heute EnBW Energie Baden-Württemberg AG -, zu 30 % an das Aargauische Elektrizitätswerk, die heutige AEW Energie AG, sowie zu 20 % an die Nordostschweizerische Kraftwerke AG (NOK), die heutige Axpo Power AG. Die erzeugte Energie steht jeweils zur Hälfte den deutschen und schweizerischen Eigentümern zu. Der von beiden Generatoren mit 11 kV erzeugte Strom wird von den zugehörigen Transformatoren auf die erforderlichen Netzspannungen der Abnehmer transformiert. Ein 11/50-kV-Transformator mit einer Leistung von 26 MVA dient zur Einspeisung der Energie in das mit 50 kV betriebene Freileitungsnetz der  Axpo Power AG. Der andere Transformator, gebaut von der Trafo-Union (Foto 17), setzt die Spannung auf 110 kV herauf und speist die Energie heute über die zugehörigen Leistungsschalter und Wandler (Foto 18, Leistungsschalter links) in das Hochspannungsnetz der Netze BW GmbH, einer Tochtergesellschaft der EnBW Energie Baden-Württemberg AG, ein. Die vom Kraftwerk Reckingen ausgehende 110-kV-Freileitung (Fotos 19 bis 21) ist noch bauzeitlichen Ursprungs. Der erste Abspannmast hinter der Kraftwerksschaltanlage (Foto 19) trägt noch die Nummerierung »KWR 1«, wobei »KWR« für die  Kraftübertragungswerke Rheinfelden AG steht.
 
Informationsstand: 02.11.2016
Schlagworte: Elektrizitätserzeugung; Laufwasserkraftwerke; Stromerzeugung; Energie; Energy
Stichworte: Kraftwerk Reckingen AG; Lonza AG; Lonza-Werke GmbH; Motor-Columbus AG; Flusskraftwerk; Stauwehr; Doppelschütz; Kaplan-Turbine; Escher, Wyss & Cie.; Rechen; Rechenreinigungsmaschine; Badenwerk AG; EnBW Energie Baden-Württemberg AG; Aargauisches Elektrizitätswerk; AEW Energie AG; Nordostschweizerische Kraftwerke AG; NOK; Axpo Power AG; Netze BW GmbH; Eisenbau Wyhlen AG; Montagekran; Transformator; Leistungsschalter; Wandler; Schaltanlage; Trafo-Union AG; 110-kV-Freileitung; Kraftübertragungswerke Rheinfelden AG; KWR

Quelle(n)

  • Kraftwerk Laufenburg (Hrsg.), Die Grenzkraftwerke am Hochrhein, Laufenburg [Schweiz] 1986
  • Hinweistafel am Objek

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