Die später als »Block A« bezeichnete erste Ausbaustufe des Kernkraftwerks Gundremmingen war das erste kommerziell betriebene Kernkraftwerk in der Bundesrepublik. Bei der Inbetriebnahme war das mit einem Siedewasserreaktor ausgestattete Kraftwerk das weltweit leistungsstärkste Kernkraftwerk dieser Bauart.
Beschreibung
erbaut: 1962-66 (Block A) / 1976-84 (Blöcke B und C)
Bauherren: Rheinisch-Westfälisches Elektrizitätswerk AG (RWE) / Bayernwerk AG
Betreiber: Kernkraftwerk Gundremmingen GmbH
Das Kernkraftwerk Gundremmingen ging 1966 als erstes kommerzielles Kernkraftwerk Deutschlands in Betrieb. Der später als »Block A« bezeichnete Siedewasserreaktor hatte eine elektrische Leistung von 250 MW und war damals das weltweit leistungsstärkste Kernkraftwerk dieser Bauart. Die Anlage war als Demonstrationskraftwerk für die zivile Nutzung der Kernenergie in Deutschland gebaut worden und die aus dem Betrieb gewonnenen Erfahrungen trugen erheblich zur Weiterentwicklung der Reaktortechnik bei.
Nach einem wetterbedingten Kurzschluss im Hochspannungsnetz außerhalb der Anlage Anfang 1977 führte ein Fehler in der Regelung der Turbine zu einem erheblichen Schaden. Durch Ansprechen eines Sicherheitsventils kam es zu einem Dampfaustritt in den Sicherheitsbehälter. Es wurden zwar keine radioaktiven Stoffe nach außen freigesetzt und eine Gefahr für Mensch und Umwelt hatte es durch diesen Störfall nicht gegeben. Trotzdem fiel 1980 der Entschluss, den Block A aus wirtschaftlichen Gründen endgültig stillzulegen, auch weil zu dieser Zeit die Blöcke B und C als Großkraftwerke bereits im Bau waren. Die Stromerzeugung der Anlage hatte sich bis dahin im elfjährigen Leistungsbetrieb auf insgesamt 13,8 Milliarden Kilowattstunden belaufen, bei einer Verfügbarkeit von knapp 80 Prozent.
1983 wurde die Genehmigung zum Abbau von Block A Anlage erteilt und seit 1985 wird die Anlage zurückgebaut. Die Niederdruckturbine vom Block A ist heute als Exponat vor dem Informationszentrum aufgestellt.
Im Jahre 1976 begann der Bau der beiden Blöcke B und C mit jeweils 1.344 MW Leistung. Nach achtjähriger Bauzeit gingen die Kraftwerksblöcke vom Typ des Siedewasserreaktors 1984 ans Netz. Bauherren waren damals die RWE Energie AG und die Bayernwerk AG. Die heutige Betreibergesellschaft, die Kernkraftwerk Gundremmingen GmbH, gehört zu 75% der RWE Power AG, Tochtergesellschaft der Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerk AG, und zu 25% der PreussenElektra GmbH, einer 100%-igen Tochtergesellschaft der E.ON SE. Seit 1984 erzeugt das Kraftwerk jährlich rund 21 Milliarden kWh Strom. Dies entspricht etwa einem Viertel der gesamten Stromerzeugung in Bayern.
Als Brennstoff werden Urandioxid und Mischoxid eingesetzt, die Anzahl der Brennelemente pro Block beträgt 784 mit einem Brennstoffgewicht von jeweils rund 136 t. Die Dampftemperatur beträgt 286 °C, der Wirkungsgrad liegt bei 35%. Zur Kühlung der beiden Blöcke wird das Wasser der knapp einen Kilometer vom Standort entfernt fließenden Donau genutzt. Um die Wärmebelastung des Flusses nicht über das verträgliche Maß hinaus zu erhöhen, sind zwei 160 m hohe Naturzug-Nasskühltürme vorhanden. Die beiden Reaktoren sind die letzten in Deutschland noch in Betrieb befindlichen Siedewasserreaktoren. Block B wurde zum 31. Dezember 2017 abgeschaltet, Block C folgt zum 31. Dezember 2021.
Informationsstand: 10.02.2018
Schlagworte: Elektrizitätserzeugung; Atomkraftwerke; Stromerzeugung; Energie; Energy
Stichworte: Rheinisch-Westfälisches Elektrizitätswerk AG; RWE; Bayernwerk AG; Kernkraftwerk Gundremmingen GmbH; Gundremmingen; Siedewasserreaktor; Demonstrationskraftwerk; Kurzschluss; Sicherheitsventil; Dampfaustritt; RWE Energie AG; Betreibergesellschaft; RWE Power AG; PreussenElektra GmbH; E.ON SE; Urandioxid; Mischoxid; Naturzug-Nasskühlturm
Quelle(n)
- www.kkw-gundremmingen.de/kkwp.php (abgerufen am 13.11.2017)
- Informationszentrale der Elektrizitätswirtschaft e.V. (Hrsg.), Von Augsburg bis Oberstdorf. Tips für Technik-Trips (TechnikTouren, Nr. 27), Ostfildern o.J.
- Christian Jaletzke [u.a.], 75 Jahre Bayernwerk AG, o.O. 1996