Wasserkraftwerk Langweid_Bild 1
Lechwerke AG
25.02.2020

Wasserkraftwerk Langweid

Lechwerkstraße 19, 86462 Langweid a. Lech

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VDE Ausschuss Geschichte der Elektrotechnik
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Zusammen mit den beiden um die gleiche Zeit errichteten Wasserkraftwerken in Gersthofen und Meitingen repräsentiert das Wasserkraftwerk Langweid den Beginn der flächendeckenden Stromversorgung im bayerischen Schwaben.

Beschreibung


erbaut: 1907-08
Bauherr: Lech-Elektrizitättswerke AG (LEW)
Bauausführung: Elektrizitäts-Aktiengesellschaft vorm. W. Lahmeyer & Co.

Das im Stil des Historismus am Lech errichtete Wasserkraftwerk Langweid nahm 1908 seinen Betrieb auf. Bereits wenige Jahre nach Inbetriebnahme des ersten von der Lech-Elektrizitätswerke AG erbauten Kraftwerks in Gersthofen (1900) hatte die unvermindert anhaltende Nachfrage nach elektrischer Energie den Bau eines weiteren Wasserkraftwerks am Lech möglich gemacht. Nach Entwürfen der Frankfurter  Elektrizitäts-Aktiengesellschaft vorm. W. Lahmeyer & Co. entstand unterhalb von Gersthofen am Lechkanal das neue Kraftwerk in Langweid.

Das Kraftwerk war ausgerüstet mit 4 Francis-Turbinen mit je einem Drehstrom-Synchrongenerator von 900 kW Leistung. Drei der Generatoren wurden von Lahmeyer geliefert, der vierte stammte von der  Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft (AEG). In Langweid kann eine Fallhöhe von 6,80 m ausgenutzt werden bei einer maximalen Durchflussmenge von 125 m³/s. Als Generatorspannung wurde 10,5 kV gewählt. 1938 wurde das Kraftwerk durch Anbau eines neuen Maschinenhauses im neoklassizistischen Stil (Foto 1, links im Bild) erweitert. Hier wurde eine Kaplan-Turbine mit zugehörigem Drehstrom-Synchrongenerator von 2.400 kW Leistung installiert.

Die vier bauzeitlichen Francis-Turbinen wurden 1955/56 erneuert, die Generatoren blieben weiterhin unverändert in Betrieb. Erst in den Jahren von 1992 bis 1994 erfolgte eine umfassende Modernisierung der technischen Anlage. Dabei wurden die in den 1950er Jahren eingebauten Francis-Doppelturbinen durch drei Rohrturbinen von Escher, Wyss & Cie. mit 191 U/min und eine vertikale Kaplan-Turbine mit 150 U/min ersetzt. Die zu den Rohrturbinen gehörigen und mit diesen über ein Kegelradgetriebe gekoppelten Drehstrom-Synchrongeneratoren haben eine Leistung von jeweils 1.630 kW, der mit der Kaplan-Turbine gekoppelte Generator leistet 2.220 kW. Die Generatorspannung von 10,5 kV wurde in Hinblick auf die Einbindung in das Übertragungsnetz beibehalten. Mit dieser Ausstattung erzeugt das Kraftwerk jährlich durchschnittlich 48,9 Mio. kWh elektrische Energie.

Bei dem Umbau wurde einer der historischen Maschinensätze mit der Francis-Doppelturbine von 1956 und dem AEG-Drehstromgenerator von 1907 erhalten. Die Turbine wurde restauriert und begehbar gemacht und bildete den Grundstein für das »Lechmuseum Bayern«, das in dem Kraftwerk eingerichtet wurde.

Informationsstand: 10.02.2018
Schlagworte: Elektrizitätserzeugung; Laufwasserkraftwerke; Stromerzeugung; Energie; Energy
Stichworte: Elektrizitäts-Aktiengesellschaft vorm. W. Lahmeyer & Co.; Escher, Wyss & Cie.; Lech-Elektrizitätswerke AG; LEW; Historismus; Wasserkraftwerk Langweid; Gersthofen; Lechkanal; Langweid; Francis-Turbine; Drehstrom-Synchrongenerator; Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft; AEG; Neoklassizismus; Kaplan-Turbine; Francis-Doppelturbine; Rohrturbine; Escher, Wyss & Cie.; Kegelradgetriebe; Lechmuseum Bayern

Quelle(n)

  • Bernhard Thiem (VDE Südbayern)
  • Georg Respondek, Überblick über die Organisation der Elektrizitätswirtschaft in Bayern; in: Elektrotechnische Zeitschrift 42(19219; Heft 18, S. 464-466
  • Wilhelm Ruckdeschel, Kraftwerke, Mühlen, Wassertürme. Technische Denkmale im Landkreis Augsburg, Augsburg 1998
  • Volker Rödel, Reclams Führer zu den Denkmalen der Industrie und Technik in Deutschland. Bd. 1. Alte Länder, Stuttgart 1992
  • Informationszentrale der Elektrizitätswirtschaft e.V. (Hrsg.), Von Augsburg bis Oberstdorf. Tips für Technik-Trips (TechnikTouren, Nr. 27), Ostfildern o.J.

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