Wendelstein-Zahnradbahn_Bild2
© Bernhard Thiem
01.03.2021

Wendelstein-Zahnradbahn

Sudelfeldstraße 106 (Talstation), 83098 Brannenburg 

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VDE Ausschuss Geschichte der Elektrotechnik

Als erste Hochgebirgs-Zahnradbahn Deutschlands wurde die Zahnradbahn zum Wendelstein in den Jahren 1910 bis 1912 zur Überwindung eines Höhenunterschieds von 1.215 m in schwierigem Gelände angelegt. Sie führt auf einen der schönsten Aussichtsberge Deutschlands. 

Beschreibung


erbaut: 1910-12
Planung: Lokalbahn-AG München
Bauleitung: Obering. Proksch

Auf den 1.838 m hohen Wendelstein, einem beliebten Ausflugsberg in den oberbayerischen Alpen, führt seit 1912 von Brannenburg aus eine elektrisch betriebene Zahnradbahn in Meterspur. Sie ist Deutschlands erste Hochgebirgsbahn und eine von nur noch vier betriebenen Zahnradbahnen in Deutschland. Sie steht unter Denkmalschutz.

Der Bau der Wendelsteinbahn war die Vision von Otto von Steinbeis, einem Industriellen, der außer Forst- und Landwirtschaft im Voralpenland auch Holzeinschlag in Bosnien im großen Stil betrieb und parallel dazu ein ausgedehntes Kleinbahnnetz aufbaute. 1908 veröffentlichte er seine Pläne und am 4. Februar 1910 setzte der bayerische Prinzregent Luitpold seine Unterschrift auf die Konzessions-Urkunde zum Bau der Wendelstein-Zahnradbahn. Noch im gleichen Jahr begann der Bau. Nach den Plänen von Otto von Steinbeis sollte die Zahnradbahn von Anfang an mit elektrischer Energie den Berg bezwingen. Damals ein echtes Novum, da es in der ländlichen Wendelstein-Umgebung zu dieser Zeit noch keine Stromversorgung gab.

Im Brannenburger Ortsteil Hinterkronberg wurde daher 1910 ein Wasserkraftwerk mit zwei Turbinen errichtet. Sie erzeugten den Gleichstrom von 1.500 Volt, den die Zahnradbahn für ihren Antrieb braucht. Das Kraftwerk wurde so konzipiert, dass die Bremsenergie des Zuges bei der Talfahrt per Rückspeisung für die gleichzeitige Bergfahrt des zweiten Zuges ausgenutzt werden konnte. Die Zahnradbahn hat eine Streckenlänge von 7,66 km (davon 6,15 km Zahnstangenstrecke) und überwindet dabei einen Höhenunterschied von 1.217 Meter. Auf der Strecke liegen 7 Tunnel, 8 Galerien, 12 Brücken und zahlreiche Stützmauern.

Von 1987 bis 1991 wurden Anlagen und Züge modernisiert, so dass die Fahrzeit für die Bergfahrt nur noch 25 Minuten und für die Talfahrt nur noch 35 Minuten beträgt. Seitdem können die Züge auch im Halbstundentakt verkehren. Im Untergeschoss des Bergbahnhofs Wendelsteinhaus befindet sich für die Besucher die „Jahrhundertausstellung Wendelsteinbahn” der Wendelsteinbahn GmbH. Eine alte Zuggarnitur der Wendelstein-Zahnradbahn mit Lok 1 und Beiwagen 3 befindet sich heute im Museum »Lokwelt Freilassing«.
 
Informationsstand: 10.02.2018
Schlagworte: Elektrotechnik; Maschinenbau; Mobilität; Bahnen, Elektrofahrzeuge; Mobility
Stichworte: Elektrische Bahnen; Lokalbahn-AG München; Oberingenieur Proksch; Wendelstein; Ausflugsberg; Oberbayern; Alpen; Brannenburg; Zahnradbahn; Meterspur; Hochgebirgsbahn; Otto von Steinbeis; Prinzregent Luitpold; Hinterkronberg; Wasserkraftwerk; Bremsenergie; Rückspeisung; Zahnstangenstrecke; Wendelsteinbahn GmbH; Lokwelt Freilassing

Quelle(n)

  • Bernhard Thiem (VDE Südbayern)
  • Volker Rödel, Reclams Führer zu den Denkmalen der Industrie und Technik in Deutschland. Bd. 1. Alte Länder, Stuttgart 1992

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