Fabriken Ackerstraße (AEG)_Bild 1
2009/13 Norbert Gilson
25.02.2020

Fabriken Ackerstraße (AEG)

Ackerstraße 71-76, 13355 Berlin-Gesundbrunnen

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VDE Ausschuss Geschichte der Elektrotechnik
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Der Baublock an der Ackerstraße im Berliner Wedding ist der älteste erhaltene Produktionsbau der  Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft (AEG). Das Unternehmen war im April 1883 unter dem Namen  Deutsche Edison-Gesellschaft für angewandte Elektricität (DEG) mit einem Aktienkapital von 5 Mio. Mark von Banken und Privatpersonen gegründet worden. Erster Direktor wurde Emil Rathenau, zum Aufsichtsratsvorsitzenden wurde der Bankier Rudolf Sulzbach gewählt. Eine besondere technikhistorische Bedeutung hat der Gebäudeblock mit dem ersten Leiter der Fabrik, dem Elektroingenieur Michael von Dolivo-Dobrowolski, der hier das System des dreiphasigen Wechselstroms (Drehstroms) zur industriellen Reife entwickelte.

Beschreibung


erbaut: 1888-90
Architekt: Paul Tropp (Bauleitung), Franz Schwechten (Fassadengestaltung)

Zum 23. Mai 1887 erfolgt die Umbenennung des im April 1883 als Deutsche Edison-Gesellschaft für angewandte Elektricität (DEG) gegründeten Unternehmens in Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft (AEG). Auslöser dafür waren insbesondere Patentauseinandersetzungen mit den Edison-Gesellschaften und mit Siemens & Halske, die nach langwierigen Verhandlungen und Abschluss neuer Verträge beigelegt werden konnten.

Die ersten Fabrikationsstätten lagen verstreut in Berlin, unter anderem in der Schlegelstraße in Berlin-Mitte. Mit dem auch als »Apparatefabrik« bezeichneten Neubau der Fabriken Ackerstraße entstand die erste große Produktionsstätte der AEG. Leiter der Fabrik wurde der Elektroingenieur Michael von Dolivo-Dobrowolski, der das System des dreiphasigen Wechselstroms (Drehstroms) zur industriellen Reife entwickelte und den weltweit ersten brauchbaren Drehstrommotor konstruierte.

Konstruktiv wurde der Bau als Mauerwerksbau mit Stahlstützenreihen im Gebäudeinnern ausgeführt. Die Gesamtplanung für die Bauausführung lag beim Baubüro der AEG unter Paul Tropp. Für die straßenseitige Fassadengestaltung wählte Franz Schwechten eine in historisierenden Formen streng gegliederte und mit Formsteinen und Terrakottareliefs verzierte Backsteinfassade, die dem Gebäude den Charakter eines Repräsentationsbaus verlieh.

Die Apparatefabrik wurde durch einen 270 m langen Tunnel mit dem östlich anschließenden Produktionsgelände zwischen Hussiten- und Brunnenstraße verbunden. Der Tunnel diente als Test- und Demonstrationsobjekt für eine elektrische Kleinbahn und ist somit der älteste Berliner U-Bahn-Tunnel und eine der ältesten Einrichtungen dieser Art in Europa.

Um 1930 wurden in der Ackerstraße Elektrizitätszähler, Vergaser und Brennstoff-Förderer sowie elektrische Uhren gebaut. Die Fabrikanlage war bis 1978 in Betrieb und wurde damals von der AEG aufgegeben.

Informationsstand: 31.12.2014
Schlagworte: Elektroindustrie; Geschichte der Elektro- und Informationstechnik; Energie
Stichworte: Paul Tropp; Franz Schwechten; Deutsche Edison-Gesellschaft für angewandte Elektricität; DEG; Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft; AEG; Siemens & Halske; Apparatefabrik; Michael von Dolivo-Dobrowolsky

Quelle(n)

  • Volker Rödel, Reclams Führer zu den Denkmalen der Industrie und Technik in Deutschland. Bd. 2. Neue Länder - Berlin, Stuttgart 1998
  • Der AEG-Konzern 1930. Aufbau, Werke und Arbeitsgebiete des AEG-Konzerns. Holdinggesellschaften und Beteiligungen, berlin 1930
  • Jörg Raach, Industriekultur in Berlin. Die 115 wichtigsten Bauten des Industriezeitalters, Berlin 2008
  • Landesdenkmalamt Berlin, Denkmalliste Berlin (Stand: 16.04.2013), Nr. 09030340

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