Fernsprechamt Moabit_Bild2
2016 Norbert Gilson
13.04.2022

Fernsprechamt Moabit

Lübecker Straße 1-2, 10559 Berlin-Moabit 

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VDE Ausschuss Geschichte der Elektrotechnik
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Das 1912 in Betrieb genommene Fernsprechamt 2 dokumentiert den Aufschwung des Fernsprechverkehrs vor dem Ersten Weltkrieg und für die 1930er Jahre die Umrüstung des Berliner Fernsprechbetriebs von der Handvermittlung auf den Selbstwähldienst. Eine Besonderheit war die Einrichtung eines öffentlichen Fernsehsaals 1936, in dem die Übertragungen von den Olympischen Spielen gezeigt wurden. 

Beschreibung


erbaut: 1909-12 / 1934 (Umbau)
Architekten: Louis Ratzeburg, Otto Spalding / Robert Gaedicke

In den 1890er Jahren war der Fernsprechverkehr in Berlin bereits so stark angewachsen, dass eine Unterbringung der Vermittlungsstellen in freien Räumen der bestehenden Postämter nicht mehr möglich war, so dass Erweiterungsbauten und Neubauten fällig wurden. So wurde das in Moabit gelegene Postamt »NW 21« 1894 um das Fernsprechamt 2 (später Fernsprechamt Moabit) erweitert. Wenige Jahre nach der Wende zum 20. Jahrhundert war dieses Gebäude auch schon wieder zu klein. An seiner Stelle wurde nach den Plänen von Louis Ratzeburg und Otto Spalding der heute noch bestehende größere Neubau errichtet und 1912 in Betrieb genommen.

Im Erdgeschoss des Neubaus wurde die Paketpost untergebracht, darüber die Diensträume und Fernsprecheinrichtungen. Der durch hohe Fenster und Dachgauben besonders gut belichtete Vermittlungssaal war im obersten Geschoss angeordnet und reichte bis in den Dachstuhl hinein. Die Ziegelfassade ist durch Lisenen gegliedert und wird durch verschiedene Schmuckverbände belebt. Auch die Ausführungen der Schlussstein, Sohlbänke, Sockel und Gesimse in Sandstein tragen zur aufgelockerten Gestaltung der Fassade bei.

1934 wurde das Gebäude nach Plänen von Robert Gaedicke umgebaut, um die bisherige Handvermittlungsstelle in ein Selbstanschlussamt umzuwandeln. In dem nun leer stehenden Vermittlungssaal wurde 1936 eine öffentliche „Fernseh-Großbildstelle” mit 230 Plätzen eingerichtet, in der die Fernsehübertragungen aus dem Olympia-Stadion gezeigt wurden.

Das an der Ecke Turmstraße / Lübecker Straße gelegene Postamt »NW 21« wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und 1951 nach Plänen von Hans Gerds wieder aufgebaut (Foto 3). Beide Gebäude stehen heute unter Denkmalschutz.
 
Informationsstand: 09.08.2017
Schlagworte: Fernsprech- / Vermittlungsämter; Informations- und Kommunikationstechnik (IKT); Nachrichten- und Kommunikationstechnik
Stichworte: Moabit; Louis Ratzeburg; Otto Spalding; Robert Gaedicke; Fernsprechverkehr; Vermittlungsstelle; Postamt NW 21; Fernsprechamt 2; Paketpost; Fernsprecheinrichtung; Vermittlungssaal; Lisene; Ziegelfassade; Sandstein; Handvermittlungsstelle; Selbstanschlussamt; Fernseh-Großbildstelle; Fernsehübertragung; Olympia-Stadion; Hans Gerds

Quelle(n)

  • Thorsten Dame, Elektropolis Berlin. Architektur- und Denkmalführer, Berlin 2014
  • Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hg.): Berlin und seine Bauten. Teil X. Band B, Anlagen und Bauten für den Verkehr, (4) Post- und Fernmeldewesen, Berlin 1987
  • Landesdenkmalamt Berlin, Denkmaldatenbank, Nr. 09050312
  • Norbert Hummelt, Amtshandlungen der Stunde null. Aus den Akten: Die Post- und Fernmeldeämter in Berlin und Mitteldeutschland bei Kriegsende 1945; in: Das Archiv. Magazin für Kommunikationsgeschichte, 2016, Heft 1, S. 13-27

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