Am Beispiel des Tochterunternehmens von Siemens & Halske, das sich zum führenden Hersteller von Kohleprodukten (Kohlestiften, Kohlebürsten Elektroden) für Verwendungen in der Elektrotechnik entwickelte, wird der enorme Umfang der unterschiedlichsten Produktionsbereiche deutlich, die zur Funktionsfähigkeit elektrischer Geräte und Anlagen erforderlich sind.
Beschreibung
erbaut: um 1905 / um 1925, 1955 (Erweiterungen)
Auf dem Gelände, auf dem Siemens & Halske bereits seit 1872 eine Produktionsstätte unterhielt, entstand seit 1907 ein Neubaukomplex, von dem noch das Verwaltungsgebäude (Fotos 1 bis 3) erhalten ist. Der unter dem Namen Gebr. Siemens & Co. firmierende Tochterbetrieb von Siemens & Halske stellte Kohlestifte für Bogenlampen und Kohlebürsten für Maschinen, seit 1904 auch Siliziumkarbid-Heizstäbe her. Mit diesem Produktionsprogramm gehörte das Unternehmen im Ersten wie auch im Zweiten Weltkrieg zu den kriegswichtigen Betrieben. 1918 zählte das Unternehmen mehr als 2.000 Beschäftigte. 1925 wurde das Fabrikareal um ein neues Gebäude für Forschung und Werkzeugbau (Foto 7) erweitert.
1928 fusionierte die Gebr. Siemens & Co. mit den Planiawerken der Rütgerswerke AG, einem führenden Unternehmen der Kohlechemie. Die Beteiligungsgesellschaft erhielt den neuen Namen Siemens-Planiawerke AG. Das neue Unternehmen war der größte europäische Hersteller von Kohleelektroden und anderen amorphen Großkohlen. Außer dem Stammwerk in Lichtenberg verfügte das Unternehmen über Zweigbetriebe in Meitingen (bei Augsburg) und im heutigen polnischen Ricibórz (früher Ratibor, Oberschlesien). Aus der Lichtenberger Produktion kamen weiterhin Elektroden, Kohlestifte, Schweißkohle, Kohlebürsten, Silitprodukte und Messapparate. Zeitweise deckte das Werk rund 70% des europäischen Elektrodenbedarfs.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Unternehmen als sowjetische Aktiengesellschaft zunächst treuhänderisch verwaltet und zum Jahresbeginn 1954 an die DDR übergeben. Der nun in die VEB Elektrokohle Lichtenberg (EKL) umgewandelte Betrieb war der einzige Hersteller für Graphitprodukte in der DDR und wichtiger Zulieferbetrieb für die DDR-Volkswirtschaft. Zeitweise waren hier über 3.000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beschäftigt. Im Zuge des Anfang der 1980er Jahre beginnenden Mikroelektronikprogramms der DDR erhielt der Betrieb die Aufgabe zur Herstellung hochwertiger und hochreiner Kohlenstoffplatten. Die 1980er Jahre waren geprägt von Teilmechanisierungen und Automatisierungen der Fertigungsanlagen.
Auf die frühen 1950er Jahre gehen zwei Erweiterungsbauten zurück. Zum einen wurde ein Forschungsgebäude (Fotos 4 und 6) neu errichtet. Zusätzlich wurde ein zweigeschossiges Kulturhaus erbaut. (Foto 5)
Nach der Wende ging der Betrieb zunächst an verschiedene neue Eigentümer über, 1997 wurde die Großproduktion jedoch eingestellt. Eine Kleinproduktion wurde in Gebäuden im rückwärtigen Gelände (Foto 10) noch weitergeführt. Nach Abriss der Produktionsgebäude und Sanierung der kontaminierten Flächen entstand aus dem ehemaligen Industrieareal 2006 das Asia-Zentrum Dong Xuan.
Der Betrieb ist Gegenstand eines Theaterstückes, das Heiner Müller 1956 zusammen mit Inge Müller schrieb. »Der Lohndrücker« thematisiert die Zustände während einer Ringofenreparatur bei den Siemens-Planiawerken 1949/50. Das Stück wurde von Heiner Müller selbst 1988 am Deutschen Theater in Berlin inszeniert.
Informationsstand: 31.12.2014
Schlagworte: Elektroindustrie; Geschichte der Elektro- und Informationstechnik; Energie
Stichworte: Gebr. Siemens & Co.; Siemens-Planiawerke AG; VEB Elektrokohle Lichtenberg; EKL; Dong Xuan; Heiner Müller; Der Lohndrücker; Rütgerswerke AG; Elektroden; Kohlestifte; Schweißkohle; Kohlebürsten; Silitprodukte; Messapparate
Quelle(n)
- Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Denkmalliste Berlin (Stand: 14.01.2011), Nr. 09040315
- Peter Badel / Holger Herschel / Karl Karau, Von Siemens-Plania zu Dong Xuan, Berlin 2009
- de.wikipedia.org/wiki/ElektrokohleLichtenberg (abgerufen am 27.05.2013)