Das unmittelbar nach Beginn des Zweiten Weltkriegs nach Plänen von Ernst Ziesel zum Zweck der Produktion von Funk- und Fernmeldetechnik für die Wehrmacht errichtete Gerätewerk der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft (AEG) steht auch für die Einbeziehung der Elektroindustrie in die Rüstungsproduktion.
Beschreibung
erbaut: 1939-41
Architekt: Ernst Ziesel
Auf einem Nachbargrundstück der in der Drontheimer Straße gelegenen Fabrikanlagen der Hydrawerk AG, eines Tochterunternehmens der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft (AEG), ließ die AEG 1939 einen Neubau errichten. Infolge der Kriegsvorbereitungen der NS-Regierung waren die Anforderungen an die Produktion elektrotechnischer Geräte enorm gewachsen, so dass der Erweiterungsbau speziell für die Herstellung von Funk- und Fernsprecheinrichtungen für die Wehrmacht errichtet wurde.
Wegen der Metallkontingentierung konnte das Gebäude nicht als Stahlskelettkonstruktion errichtet werden. Der fünfgeschossige Fabrikbau wurde daher als Massivbau aus rotem Backstein gemauert. Lediglich im Innern wurde die tragende Konstruktion aus Stahlstützen hergestellt. Das Gebäude vermittelt eher den Eindruck eines großen Bürgerhauses als den einer Fabrikanlage. Dies liegt daran, dass Ernst Ziesel hier auf traditionelle architektonische Stilelemente zurückgegriffen und auf moderne Gestaltungsmittel, wie etwa die durchgehenden Fensterbänder, verzichtet hat. Stattdessen wählte er für die Fensteröffnungen Gruppen von relativ kleinen hochrechteckigen Fenstern mit Sprossenteilung. Hinter diesen verbergen sich sowohl Büroräume als auch große Produktionsflächen.
Traditionalistisch wirken auch das Attikageschoss und das große, weit überstehende, mit kleinen Dachgauben versehene Schieferdach. Der in der Mittelachse der Gebäudefront zur Osloer Straße hin angeordnete Haupteingang erhielt eine Werksteinfassung. Bemerkenswert ist auch die mächtige dreigeschossige Brücke (Foto 3), die die Tromsöer Straße überspannt und das Gebäude mit den Anlagen der benachbarten Hydrawerk AG verband.
Nach 1949 bezog die Gerätefertigung von Telefunken das Gebäude. Die Fabrik blieb bis in die 1980er Jahre in Betrieb und wurde dann geschlossen. Die in der ehemaligen Produktionsstätte eingerichteten Gewerberäume werden heute vermietet.
Informationsstand: 31.12.2014
Schlagworte: Elektroindustrie; Geschichte der Elektro- und Informationstechnik; Informations- und Kommunikationstechnik (IKT); Nachrichten- und Kommunikationstechnik
Stichworte: Wedding; Hydrawerk AG; Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft; AEG; Ernst Ziesel; Kriegsvorbereitungen; Funkeinrichtungen; Fernsprecheinrichtung; Wehrmacht; Massivbau; Telefunken
Quelle(n)
- Willi Paul, Technische Sehenswürdigkeiten in Deutschland. Band V. Berlin, München 1980
- Matthias Donath, Architektur in Berlin 1933 - 1945. Ein Stadtführer, Berlin 2004
- Landesdenkmalamt Berlin, Denkmalliste Berlin (Stand: 16.04.2013), Nr. 09030425