HspL Teufelsbruch - Werderstraße_Bild 1
2013/14 Norbert Gilson
25.02.2020

Hochspannungsleitung Teufelsbruch-Werderstraße

Papenberger Weg, 13587 Berlin-Hakenfelde
Werderstraße, 13587 Berlin-Hakenfeld

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VDE Ausschuss Geschichte der Elektrotechnik
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Das Teilstück der 110-kV-Freileitung zwischen dem Umspannwerk Teufelsbruch und der Werderstraße ist ein bedeutendes Dokument des Umbaus der innerstädtischen Elektrizitätsversorgung Berlins. Nach dem 1924 begonnenen Aufbau der 30 kV-Ringleitung zur Speisung der großen Abspannwerke wurde am Ende der 1920er Jahre zum Zwecke der Kraftwerkskupplung ein neuer 100-kV-Ring geschaffen, der auch der Einspeisung der als Fernstrom bezogenen elektrischen Energie diente.

Beschreibung


erbaut: 1928 / spätere Modernisierungen

Die Freileitung zwischen dem Umspannwerk Teufelsbruch und dem Endmast an der Werderstraße ist Teil der ursprünglich 1928 errichteten 100 kV-Freileitung zwischen Teufelsbruch und der Schaltanlage des Kraftwerks Moabit.

Zur Zeit des Baus der Leitung waren die Planungen schon mehr als 15 Jahre alt. Bereits 1911 wurden bei den Berliner Elektricitäts-Werken (BEW) und bei der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft (AEG) Überlegungen angestellt, die Stromversorgung Berlins und größerer Teile Brandenburgs durch Fernstrombezug aus einem neuen Großkraftwerk im mitteldeutschen Braunkohlerevier zu verstärken. Über eine rund 130 km lange 110 kV-Fernleitung sollte die elektrische Energie aus dem bei Zschornewitz geplanten Kraftwerk bis nach Berlin übertragen werden. In umfangreichen Arbeiten wurde die Freileitungstrasse vorbereitet.

Kurz nach Beginn des Ersten Weltkriegs Anfang August 1914 wurde die ursprüngliche Zweckbestimmung des neuen Kraftwerks über den Haufen geworfen. Unter der Leitung von Georg Klingenberg, Leiter des Kraftwerksressorts der AEG, wurde das Kraftwerk nun umgeplant für die Versorgung eines in unmittelbarer Nachbarschaft bei Piesteritz neu errichteten Stickstoffwerks für die Sprengstoffherstellung. In der Zeit von Februar bis November 1915 wurde das Kraftwerk Zschornewitz in einer ungewöhnlichen kurzen Bauzeit hochgezogen und Ende November 1915 mit einer Leistung von 128 MW in Betrieb genommen.

Nachdem die Stickstofffabrik 1917 durch eine heftige Explosion weitgehend zerstört worden war, knüpfte man wieder an die ursprünglichen Pläne an. Die schon vor dem Krieg begonnene Trassierung für die Freileitung zwischen dem Kraftwerk Zschornewitz und der Übergabestation am Kraftwerk Rummelsburg wurde in nur wenigen Monaten fertig gestellt. So konnte 1918 die Belieferung Berlins mit Fernstrom beginnen.

1921 wurde diese Hochspannungsleitung um eine zweite ergänzt. Die neue Leitung führte vom Kraftwerk Trattendorf (heute Stadtteil von Spremberg) der Elektrowerke AG (EWAG) bis zur Schaltstation Friedrichsfelde auf der Rummelsburger Straße in Berlin. Schließlich kamen in den Jahren 1925 bis 1928 noch zwei weitere 100-kV-Freileitungen für die Fernstromversorgung von Berlin hinzu. Die eine, 1925 errichtet, führte von Zschornewitz über Brandenburg an der Havel bis zum neu erbauten Umspannwerk Teufelsbruch. Die andere, drei Jahre später verlegte Freileitung kam von Trattendorf, führte über Fürstenwalde und endete ebenfalls im Umspannwerk Teufelsbruch.

Im Zuge des Ausbaus des innerstädtischen Versorgungsnetzes verband die Berliner Städtische Elektrizitätswerke AG das Umspannwerk Teufelsbruch mit den Schaltanlagen bei den Kraftwerken Charlottenburg und Moabit über eine 100-kV-Freileitung. In Teilabschnitten blieb diese 1928 errichtete Freileitung bis 2014 erhalten. Die ursprüngliche Trassenführung zwischen Teufelsbruch und Charlottenburg wurde später an der Werderstraße in Spandau verändert, als das 1932 in Betrieb genommene Kraftwerk West (später Kraftwerk Reuter) in die Leitungsführung einbezogen wurde.

Der Freileitungsmast am Papenberger Weg (Foto 1) und der Endmast an der Werderstraße (Fotos 4 und 5), an dem die Freileitung in eine Kabelstrecke zum Kraftwerk Reuter übergeht, sind neueren Datums. Bei dem letzten Abspannmast vor dem Endmast am Abzweig Werderstraße / Elkartweg (Fotos 2 und 3) handelt es sich dagegen noch um einen Originalmast aus der Bauzeit der Leitung.

Zwischen dem Kraftwerk Reuter und der Schaltanlage Moabit waren noch zwei weitere Freileitungsabschnitte vorhanden.

Informationsstand: 31.12.2014
Schlagworte: Elektrizitätsübertragung / -verteilung; Hochspannungsmast / -leitung; Energy; Energie; Energienetze
Stichworte: Berliner Elektricitäts-Werke; BEW; Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft; AEG; Fernstrombezug; Fernstromlieferung; Großkraftwerk; Mitteldeutsches Braunkohlerevier; Kraftwerk Zschornewitz; Zschornewitz; Erster Weltkrieg; Georg Klingenberg; Piesteritz; Stickstoffwerk; Sprengstoffherstellung; Städtische Elektrizitätswerke Berlin; Kraftwerk Trattendorf; Trattendorf; Elektrowerke AG; EWAG; Berliner Städtische Elektrizitätswerke AG; Kraftwerk West; Kraftwerk Reuter; Abspannmast

Quelle(n)

  • Heinrich Tepasse, Stadttechnik im Städtebau Berlins. 20. Jahrhundert. Kompendium Stadttechnikgeschichte: Wasser und Abwasser, Gas, Strom und Fernwärme, Berlin 2006

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