Die Anfang der 1920er Jahre im Zuge des Aufschwungs des öffentlichen Rundfunks in Berlin gegründeten Ideal-Werke waren unter ihrem späteren Namen Blaupunkt Apparatebau GmbH ein Synonym für Qualitätsproduktion auf dem Markt für Rundfunkgeräte und -zubehör, insbesondere auch von Autoradios.
Beschreibung
erbaut: 1935-36
Bauherr: Ideal-Werke AG
Als der öffentliche Rundfunk in Deutschland noch in den Anfängen steckte, wurde im November 1923 die Ideal Radio Telefon- und Apparatefabrik GmbH gegründet. Der neue Betrieb hatte seinen Sitz zunächst in Bollersdorf (heute Oberbarnim, Landkreis Märkisch-Oderland), wo mit fünf Mitarbeitern anfangs Fernsprechapparate und Zubehörteile hergestellt wurden. Einige Zeit später erfolgte die Verlegung der Produktion in die Köpenicker Straße nach Berlin. Bis 1926 kam die Fabrikation von Rundfunkgeräten, Lautsprechern und entsprechenden Bauelementen hinzu. Im Dezember 1926 nahm die Firma den neuen Namen Idealwerke Gesellschaft für drahtlose Telephonie mbH an, ein Jahr später wurde sie in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und hieß nun Ideal-Werke AG für drahtlose Telephonie. In Berlin-Hohenschönhausen wurde eine neue Fabrikationsstätte bezogen. Inzwischen war die Zahl der Mitarbeiter auf rund 1.000 angewachsen.
Schrittweise, zunächst aus Gründen einer vorhandenen Lizenzbindung an Telefunken getarnt über eine Holdinggesellschaft, übernahm die Robert Bosch AG seit 1930 einen Teil des Aktienkapitals, bis die Ideal-Werke AG schließlich 1933 offiziell ein hundertprozentiges Tochterunternehmen von Bosch wurde. Unmittelbar nach dieser Übernahme fiel die Entscheidung, für die Ideal-Werke AG eine neue, nach modernsten Gesichtspunkten gestaltete Produktionsstätte zu errichten. Auf einem freien, 32.000 qm großen Gelände in Berlin-Wilmersdorf entstanden eine große Produktionshalle sowie ein Büro- und Verwaltungsgebäude. Anfang 1936 konnte der Neubau bezogen und die Produktion unverzüglich aufgenommen werden, um die inzwischen stark gestiegene Nachfrage nach Rundfunkgeräten befriedigen zu können.
Mit dem „Autosuper AS 5“ stellten die Ideal-Werke 1932 das erste in Europa entwickelte Autoradio für Mittel- und Langwellenempfang vor. Wie das Auto selbst war auch das Radio ein Luxusartikel, der zu einem Preis von 465 Reichsmark zu haben war. Ein Opel-Mittelklassewagen kostete beispielsweise 1934 etwa 2.650 Reichsmark. Mitte Dezember 1938 erfolgte eine Kapitalerhöhung auf 10 Mio. Reichsmark bei gleichzeitiger Umwandlung der Aktiengesellschaft in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung und Umbenennung in Blaupunkt-Werke GmbH. Der Name rührte daher, dass die von den Ideal-Werken vertriebenen Detektorapparate ursprünglich mit Kopfhörern geliefert wurden, die bei besonders guter Qualität einen blauen Punkt als Prüfsiegel erhalten hatten.
Durch einen britischen Luftangriff wurde das Wilmersdorfer Werk Anfang März 1943 schwer beschädigt. Der Großteil der Fertigung wurde anschließend nach Reichenberg im Sudentenland und nach Berlin-Treptow verlegt. In den letzten Kriegstagen wurden sämtliche Ausweichstandorte von der Roten Armee besetzt und fielen dadurch als Reparationsgut in die Verwaltung der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD). Trotz der Zerstörungen ist das Erscheinungsbild der Anlage bis heute weitgehend erhalten geblieben. An den Werkseingang mit einem eingeschossigen Pförtnerhäuschen mit Flachdach schließt sich das lang gestreckte, zweigeschossige, von einem Walmdach abgeschlossene Verwaltungsgebäude an. Die Fassaden sind mit roten Klinkern verkleidet. Die mit Sheddächern versehene Produktionshalle zeigt sich ebenfalls sachlich und funktional gestaltet.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Fertigung von Rundfunkgeräten weitgehend zugunsten von Rüstungsaufträgen eingestellt. Unter anderem produzierten die Blaupunkt-Werke in Zusammenarbeit mit der Berliner Fernseh AG die Zielfernsehkamera für die Gleitbombe »Henschel Hs 293 D« sowie Komponenten für Lenkwaffen. Infolge des Vorrückens sowjetischer Truppen wurde eine Fertigungsstätte in Küstrin im Januar 1945 zu der im Hildesheimer Wald angesiedelten Trillke-Werke GmbH, einem Ende der 1930er Jahre zur Fertigung von Wehrmachtsgerät gegründeten Tochterunternehmen der Robert Bosch AG, verlagert. Ende 1945 wurde Hildesheim dann zum Firmensitz der dort neu gegründeten Blaupunkt-Apparatebau GmbH.
Informationsstand: 10.02.2018
Schlagworte: Elektroindustrie; Geschichte der Elektro- und Informationstechnik; Gebäudetechnik + Hausgeräte + SmartDevices; Haushaltsgeräte; Informations- und Kommunikationstechnik (IKT); Nachrichten- und Kommunikationstechnik
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Quelle(n)
- Thorsten Dame, Elektropolis Berlin. Architektur- und Denkmalführer, Berlin 2014
- Karl Hilpert, Die Rundfunk-Industrie, dargestellt am Beispiel der Blaupunkt-Werke GmbH, Berlin-Wilmersdorf. (Deutsche Großbetriebe, Bd. 43), Leipzig 1939