Kraftwerk Oberhavel_Bild 2
2013 Norbert Gilson
25.02.2020

Kraftwerk Oberhavel

Papenberger Weg, 13587 Berlin-Hakenfelde

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VDE Ausschuss Geschichte der Elektrotechnik
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Obwohl das 1963 in Betrieb genommene Kraftwerk Oberhavel zusammen mit dem Kraftwerke Reuter das Rückgrat der West-Berliner  Elektrizitätsversorgung in den Zeiten des Inselbetriebs seit 1951 gebildet hat, war ihm eine nur knapp 40-jährige Betriebszeit bis zur Stilllegung im Jahre 2020 beschieden.


Beschreibung


erbaut: 1959-63
abgerissen: 2005-09


Das Kraftwerk Oberhavel wurde im Norden von Hakenfelde zwischen Niederneuendorfer Allee, Papenberger Weg, der Havel und dem von der Havel abgehendenTeufelsseekanal errichtet. Es war der erste Neubau eines Kraftwerks der Berliner Kraft- und Licht (Bewag)-AG nach dem Zweiten Weltkrieg. Erforderlich wurde der Bau des mit zwei 100 MW-Blöcken ausgestatteten Grundlastkraftwerks, weil sich West-Berlin seit 1952 im »Inselbetrieb« autark mit elektrischer Energie versorgen musste. Die Kraftwerksfeuerung wurde mit Benson-Kesseln mit Schmelzfeuerung ausgerüstet, die mit Gemischen von Stein- und Braunkohlenstaub oder zur Hälfte auch mit Schweröl betrieben werden konnten. Außerdem erhielt das Kraftwerk eine Kompaktwarte, die seitdem bei allen Bewag-Kraftwerken eingerichtet wurde.

Das Kraftwerk Oberhavel lag in unmittelbarer Nachbarschaft des bereits 1914 von der Städt. und Kreis-Kraftwerk Spandau GmbH in Betrieb genommenen Kraftwerks des zu dieser Zeit noch selbständigen Stadtkreises Spandau, der erst 1920 nach Groß-Berlin eingemeindet wurde. Zur Versorgung dieses Kraftwerks wurde gleichzeitig der Teufelsseekanal angelegt, über den die Binnenschiffe die erforderliche Steinkohle herantransportierten. Während des Ersten Weltkrieges wurde das Kraftwerk 1916 erweitert, um genügend Kapazität für die Stromversorgung der Industriebetriebe bereit stellen zu können, die ihre Energieversorgung in den Kriegsjahren verstärkt auf Elektrizität umstellten. 1929 übernahm die Berliner Städtische Elektrizitätswerke AG (Bewag) die Betriebsführung. Nach Inbetriebnahme des Kraftwerks Oberhavel blieb das Kraftwerk Spandau mit einer Leistung von 16 MW weiterhin in Betrieb.

Das Kraftwerk Oberhavel war seit seiner Inbetriebnahme 1963 gemeinsam mit dem Kraftwerk Reuter (bis 1953 als Kraftwerk West bezeichnet) der Hauptträger der West-Berliner Elektrizitätsversorgung. Mitte der 1970er Jahre nahmen Pläne Gestalt an, das Kraftwerk durch einen Neubau im Spandauer Forst jenseits der Niederneuendorfer Allee zu erweitern. Nach Protesten von Bürgerinitiativen wurde das Neubauprojekt schließlich gerichtlich gestoppt. Stattdessen wurde das Heizkraftwerk Reuter-West zwischen Spree und Nonnendammallee neu errichtet.
1984 wurde das Kraftwerk Oberhavel noch mit einer Rauchgasentschwefelungsanlage ausgerüstet, die 1989/90 um eine Entstickungsanlage ergänzt wurde. Zu dieser Zeit hatte das Kraftwerk wegen des inzwischen vollzogenen Anschlusses Berlins an das Verbundnetz seine frühere große Bedeutung eingebüßt. Im Februar 2002 wurde der Betrieb eingestellt und die Anlagen zwischen 2005 und 2009 abgerissen.

Das Grundstück ist seitdem eine Brache. Nicht bekannt ist, ob es sich bei einem am Rande der Brache am Havelufer gelegenen, im Zerfall begriffenen (Sommer 2013) Gebäude um ein Relikt des alten Kreiskraftwerks von Spandau handelt. Nördlich des Brachengeländes befindet sich heute noch das Mitte der 1920er Jahre errichtete Umspannwerk Teufelsbruch.

Informationsstand: 31.12.2013
Schlagworte: Elektrizitätserzeugung; Stromerzeugung; Energie; Energy
Stichworte: Berliner Kraft- und Licht (Bewag)-AG; Kraftwerk Oberhavel; Bewag; Grundlastkraftwerk; Inselbetrieb; Stadtkreis Spandau; Teufelsseekanal; Rauchgasentschwefelungsanlage; Entstickungsanlage; Kreiskraftwerk Spandau; Städt. und Kreis-Kraftwerk Spandau GmbH; Berliner Städtische Elektrizitätswerke AG

Quelle(n)

  • Bewag Aktiengesellschaft (Hrsg.), Kraftwerke in Berlin. Das Erbe der Elektropolis, Berlin 2003
  • de.wikipedia.org/wiki/Berlin-Hakenfelde
  • Zwei Kraftwerke weniger; in: Industrie-Kultur, 3/2006, S. 44

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