Das für die Osram GmbH KG errichtete Bürohaus am Berliner Ernst-Reuter-Platz entstand im Zusammenhang mit der städtebaulichen Neugestaltung dieses zentralen Verkehrsknotenpunkts im Stadtteil Charlottenburg und zeugt von der auch nach dem Zweiten Weltkrieg anhaltenden Bedeutung der Elektroindustrie in Berlin, die mit zwei weiteren Verwaltungsbauten für Telefunken und IBM an diesem Platz vertreten war.
Beschreibung
erbaut: 1956-57
Architekt: Bernhard Hermkes
Das Bürohaus für die Osram GmbH KG entstand im Rahmen der Neugestaltung des Ernst-Reuter-Platzes in Nachbarschaft zur Firmenzentrale der Telefunken GmbH. Das Gebäude wurde als Stahlbetonskelettbau als Rahmenkonstruktion errichtet. Die Innenkonstruktion besteht aus zwei Kernen. Der eine wird über ein repräsentatives Treppenhaus mit Aufzügen und angeschlossenen Sanitäreinrichtungen erschlossen, der andere über ein nachgeordnetes Treppenhaus, das als Fluchtweg und für Anlieferungen dient.
Mit dem Neubau dokumentierte das Unternehmen Mitte der 1950er Jahre auch seine Absicht, trotz der Verlegung eines Teils der Verwaltung nach Heidenheim und dann nach München, weiterhin in Berlin präsent zu bleiben. So wurde 1971/72 auf dem Grundstück an der Nonnendammallee eine neue große Lampenfabrik errichtet, deren Glaswerk mit einer Investitionssumme von 6 Mio. DM zum modernsten Röhrenglaswerk Europas ausgebaut wurde. Hier konzentrierte sich nun die Herstellung von Leuchtstoff- und Hochdruck-Entladungslampen. Mit Hilfe der elektronischen Datenverarbeitung weitgehend automatisiert, spielte sich der Produktionsfluss vom Ausgangsmaterial bis zum Endprodukt unter einem Dach ab. Eine weitere zukunftsweisende Investition war der Neubau eines Zentrallagers auf dem Gelände des Werkes Spandau, das 1981 in Betrieb genommen wurde. Das Zentrallager war für die Versandbereitstellung von Vor- und Fertigerzeugnissen für Kundenaufträge im In- und Ausland konzipiert und erlaubte eine erhebliche Senkung der Lagerabwicklungskosten.
Als sich die Nachfrage nach hochwertigen Entladungslampen in den 1980er Jahren verstärkte, fiel die Entscheidung, die Produktionsstandorte in Berlin neu zu ordnen. In Spandau wurde nun ein Neubau geplant, der außer der seit 1935 im »Osram Werk B« im Berliner Wedding angesiedelten Glühlampenproduktion vor allem die Herstellung der neuen Entladungslampen aufnehmen sollte. Seit Ende der 1980er Jahre kamen von hier Halogen-Metalldampflampen, Quecksilberdampf-Kurzbogenlampen sowie Entladungslampen für Film, Fernsehen, Bühne und für die Kinoprojektion. Produziert wurde in staubarmen Fertigungsräumen in einer zweistöckigen Halle mit einer Grundfläche von 8.200 qm.
Auch zu Beginn des 21. Jahrhunderts blieb die Orsam-Produktionsstätte in Berlin ein Standort mit hoher Innovationskraft. Bis 2005 wurden hier vor allem die Kapazitäten für Keramiklampen, Xenon-Scheinwerferlampen und für Videoprojektionslampen erweitert.
Informationsstand: 22.07.2015
Schlagworte: Elektroindustrie; Geschichte der Elektro- und Informationstechnik; Gebäudetechnik + Hausgeräte + SmartDevices; Lichttechnik und Beleuchtung
Stichworte: Bernhard Hermkes; Bürohaus; Osram GmbH KG; Ernst-Reuter-Platz; Nonnendammallee; Lampenfabrik; Glaswerk; Röhrenglaswerk; Leuchtstofflampe; Hochdruck-Entladungslampe; Zentrallager; Entladungslampe; Glühlampenproduktion; Halogen-Metalldampflampe; Quecksilberdampf-Kurzbogenlampe; Kinoprojektionslampe; Keramiklampe; Xenon-Scheinwerferlampe; Videoprojektionslampe; Stahlbetonskelettbau
Quelle(n)
- Anneliese Burghart (u.a.): 100 Jahre Osram - Licht hat einen Namen, München 2006
- Inken Baller u.a. (Red.), Ausstellungskatalog zum 100. Geburtstag von Bernhard Hermkes. „Facetten eines Lebens”, 1903 - 1995, Cottbus 2003
- Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, Denkmaldatenbank, Eintrag 09020532