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2013 Norbert Gilson
19.08.2020

Reichspostzentralamt

Ringbahnstraße 128-132, 12103 Berlin-Tempelhof

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VDE Ausschuss Geschichte der Elektrotechnik
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Das Reichspostzentralamt dokumentiert den Beginn eines neuen Entwicklungsabschnitts im Postwesen. Nachdem 1920 die auf verschiedene Dienststellen verstreuten Arbeitsbereiche der Telegrafie- und Funktechnik in einem eigenen Reichsamt zusammengefasst worden waren, erhielt diese technische Postbehörde, jetzt als Reichspostzentralamt bezeichnet, in der Mitte der 1920er Jahre ein neues, eigenes Dienstgebäude. Auch die Weiterentwicklung der Fernsehtechnik durch die Forschungsanstalt der Deutschen Reichspost, dem Vorläufer des Fernmeldetechnischen Zentralamtes, spielte sich am Ende der 1930er Jahre an der Berliner Ringbahnstraße ab.

Beschreibung


erbaut: 1925-28
Architekten: Edmund Beisel (Vorentwurf), Karl Pfuhl

Zum 1. Oktober 1920 wurden verschiedene Arbeitsbereiche der Telegrafie und des Funks in der Reichspost zum Telegraphentechnischen Reichsamt zusammengefasst, das dem Reichspostministerium unterstellt war. Um für die neue Dienststelle eine Unterkunft zu schaffen, wurde ein rund 44.000 qm großes Grundstück vom ehemaligen Heeres-Proviantamt erworben. Die Bauarbeiten für den Neubau begannen im Mai 1925, drei Jahre später war das Gebäude bezugsfertig. Gleichzeitig erhielt die Behörde die Bezeichnung »Reichspostzentralamt«.

Den ersten Entwurf für den Neubau stellte Postbaurat Edmund Beisel auf, anschließend übernahm Postbaurat Karl Pfuhl als Bauleiter die weitere Bearbeitung des Bauentwurfs. Die 172 m lange Front des fünfgeschossigen Stahlskelettbaus zur Ringbahnstraße hin wurde vollkommen symmetrisch angelegt mit einem zurückgesetzten Haupttrakt und zwei Seitenflügeln. Das Gebäude wurde mit blauroten Klinkern verkleidet, die Bauornamentik ist im Stil des Expressionismus gehalten. Der Haupttrakt ist von zwei sechsgeschossigen Turmbauten flankiert, die durch eine umlaufende Spitzbogenattika abgeschlossen werden. Die ursprünglich vorhandenen hölzernen Turmaufsätze, hinter denen sich die Antennen verbargen, sind nicht erhalten. Stattdessen sind die Türme heute mit Mobilfunkantennen besetzt.

Der Bau beherbergte verschiedene Labors und Versuchsabteilungen, die insbesondere die Aufgabe hatten, die Fortschritte in der Bauelemente- und Funktechnik für die Anwendung im Telegrafen- und Fernsprechbetrieb nutzbar zu machen. Auf dem Grundstück wurde ab 1937 auch die in diesem Jahr gegründete Forschungsanstalt der Deutschen Reichspost untergebracht, die sich hauptsächlich mit der Entwicklung des Fernsehens befasste. 1943 verlegte diese Behörde ihren Sitz nach Kleinmachnow.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Behörde zunächst nach Frankfurt und dann nach Darmstadt verlegt, wo sie seit 1949 unter dem Namen Fernmeldetechnisches Zentralamt (FTZ) arbeitete. Mit der Privatisierung des Postwesens ging das FTZ in der Deutschen Telekom AG auf. Verschiedene Abteilungen des Unternehmens sind heute weiterhin im ehemaligen Reichspostzentralamt untergebracht.

Informationsstand: 31.12.2014
Schlagworte: Telekommunikationseinrichtungen; Informations- und Kommunikationstechnik (IKT); Nachrichten- und Kommunikationstechnik
Stichworte: Edmund Beisel; Karl Pfuhl; Telegrafie; Funk; Reichspost; Telegraphentechnisches Reichsamt; Reichspostministerium; Heeres-Proviantamt; Reichspostzentralamt; Funktechnik; Telegrafentechnik; Fernsprechtechnik; Fernsprechbetrieb; Fernmeldetechnisches Zentralamt; FTZ; Forschungsanstalt der Deutschen Reichspost; Deutsche Telekom AG
 

Quelle(n)

  • Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hg.): Berlin und seine Bauten. Teil X. Band B, Anlagen und Bauten für den Verkehr, (4) Post- und Fernmeldewesen, Berlin 1987
  • Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, Denkmaldatenbank, Eintrag 09055126,T,001

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