Siemens & Halske AG (Wernerwerk X)_01
2010 Norbert Gilson
08.12.2022

Siemens & Halske AG (Wernerwerk X)

Siemensdamm 50-54, 13629 Berlin-Siemensstadt

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VDE Ausschuss Geschichte der Elektrotechnik
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Der Wernerwerk-Hochbau (auch als »Wernerwerk X« bezeichnet), Ende der 1920er Jahre nach einem Entwurf von Hans Hertlein als zentrales und repräsentatives Verwaltungsgebäude für die  Siemens & Halske AG im östlichen Teil der Siemensstadt erbaut, markiert die Abkehr von Karl Janichs konservativer Formensprache und begründete den Hertlein'schen, der Neuen Sachlichkeit verpflichteten »Siemens-Stil«, der eine neue Ära für die weltweit errichteten Siemensbauten einleitete.

Beschreibung

erbaut: 1928-30, 1936-37
Architekt: Hans Hertlein

Wegen der beengten Raumnot in den beiden Wernerwerken I und II fiel Ende 1927 der Entschluss, ein zentrales Verwaltungsgebäude für die Siemens & Halske AG zu errichten. Nach dem Entwurf von Hans Hertlein entstand in den Jahren von 1928 bis 1930 der Neubau, der auch als »Wernerwerk-Hochbau« bezeichnet wird.
Für die Wahl des Bauplatzes war einerseits die unmittelbare Nachbarschaft zum Wernerwerk I (1982 abgerissen) entscheidend, wo bisher größere Teile der Verwaltung ihren Sitz hatten. Zum anderen lag das Grundstück verkehrsgünstig an der neuen S-Bahnstrecke Jungfernheide - Gartenfeld, direkt am S-Bahnhof »Wernerwerk«.

Der Wernerwerk-Hochbau, bestehend aus mehreren, rechtwinklig zu einander angeordneten und in ihrer Höhe gestaffelten kubischen Baukörpern, wurde als Stahlskelettbau mit Backsteinausmauerung ausgeführt. Die glatte Fassade wird nur durch die teils hoch-, teils querrechteckigen, weiß gestrichenen Stahlsprossenfenster mit Umrahmungen aus braunen Terrakottasteinen unterbrochen. Zusammen mit dem in etwa zeitgleich für die Siemens-Schuckertwerke GmbH entstandenen Schaltwerk-Hochhaus begründete der Wernerwerk-Hochbau den Hertlein'schen, der Neuen Sachlichkeit verpflichteten »Siemens-Stil« und leitete eine neue Ära für die weltweit errichteten Siemensbauten ein. Außer den architektonisch gestalterischen Elementen waren dafür ebenso charakteristisch ein weitgehend rationalisiertes Bauverfahren sowie die sparsame Ausstattung mit Schmuckelementen. Dies veranschaulicht beispielsweise eine Tafel über dem Mitteleingang zur Wartehalle (Foto 4), oben mit den Wappen der Städte Charlottenburg (links) und Spandau (rechts) und darunter mit dem Wappen der Familie Siemens.

Mit der Fertigstellung 1930 war ein Nutzflächenbedarf von 42.000 qm geschaffen, jedoch war in den Planungen bereits eine spätere Erweiterung des Baus in östlicher Richtung auf eine Gesamtfläche von 70.000 qm vorgesehen. Die Entscheidung für diese Erweiterung fiel 1936, sodass der achtgeschossige Südtrakt in östliche Richtung fortgeführt und durch einen abgewinkelten fünfgeschossigen Flügel erweitert wurde. Während des Zweiten Weltkrieges erhielt das Gebäude mehrere Bombentreffer, die in Teilen erhebliche Beschädigungen hervorriefen. Die Wiederherstellung des Gebäudes hat insgesamt fast dreißig Jahre in Anspruch genommen und wurde 1972 mit der Einweihung des wieder errichteten Vortragssaals im 11. Stock abgeschlossen.

In dem Gebäude waren im Wesentlichen die verschiedenen Zentralbüros für Vertrieb, Konstruktion und sonstige Verwaltungseinrichtungen der Firma untergebracht. Der Tiefkeller nahm außer der Heizzentrale und der Kalt- und Warmwasserversorgung die Lüftungszentrale, die Rohrpostzentrale und das Aktenlager auf. Das Erdgeschoss war für Kasino-Einrichtungen - ein großer Speisesaal und mehrere kleinere Speisesäle für Gäste und Angestellte mit den entsprechenden Kücheneinrichtungen - reserviert.
Im 10. Stock residierte die Direktion. Außer den eigentlichen Direktionsräumen lag zum Siemensdamm hin ein großes und ein kleines Sitzungszimmer. Im 11. Geschoss war ein großer Vortragssaal für bis zu 250 Personen eingerichtet worden. Außerdem war in dieser Etage wegen der erforderlichen Entlüftung die Lichtpauserei untergebracht.

In den 1980er Jahren musste das Gebäude in teilweise sehr komplizierten Arbeiten vollständig saniert werden, nachdem sich Rissbildungen an den Fassaden, größtenteils noch als Spätfolgen der Kriegsschäden, sowie Korrosionserscheinungen an den tragenden Stahlskelettteilen sowie an den Stahlkastenfenstern gezeigt hatten.
Seine Funktion als zentrales Verwaltungsgebäude hatte der Hochbau bereits mit dem Wegzug der Verwaltungsabteilungen aus Berlin nach dem Zweiten Weltkrieg eingebüßt. Seitdem wurden hier zunehmend leichte Fertigungsabteilungen oder fertigungsnahe Entwicklungsabteilungen, aber auch die gewerbliche Ausbildung untergebracht.

Informationsstand: 22.07.2015
Schlagworte: Elektroindustrie; Studium, Beruf, Gesellschaft; Aus- und Weiterbildung; Industry
Stichworte: Hans Hertlein; Verwaltungsgebäude; Siemens & Halske AG; Wernerwerk-Hochbau; Wernerwerk X; Siemens-Schuckertwerke GmbH; Siemens-Stil; Lichtpauserei; Neue Sachlichkeit

Quelle(n)

  • Wolfgang Schäche / Wolfgang Ribbe, Die Siemensstadt. Geschichte und Architektur eines Industriestandortes, Berlin 1985
  • Thorsten Dame, Elektropolis Berlin. Architektur- und Denkmalführer, Berlin 2014
  • Landesdenkmalamt Berlin, Denkmalliste Berlin (Stand: 16.04.2013), Nr. 09085804

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