Das von 1910 bis 1913 errichtete Hauptverwaltungsgebäude der Siemens & Halske AG in Berlin-Siemensstadt entstand in der zweiten Phase des Aufbaus der Siemens-Produktionsstätten in Siemensstadt, parallel zum Aufstieg der Siemens-Unternehmen zur Weltgeltung. Bis 1945 wurden von hier aus die Geschicke des Unternehmens gesteuert.
Beschreibung
erbaut: 1910-13 / 1922, 1929-30 (Erweiterungen)
Architekten: Karl Janisch, Friedrich Blume / Hans Hertlein (Erweiterungen)
Kurz vor 1900 begann die 1897 in eine Aktiengesellschaft umgewandelte Siemens & Halske AG, ihre in der Berliner Innenstadt (in der damaligen Friedrichsstadt) und in Charlottenburg gelegenen Fabrikationseinrichtungen auf ein unbebautes Gelände im Bereich der »Nonnenwiesen« zwischen den damals noch selbständigen Städten Spandau und Charlottenburg (1920 im Zuge der Bildung von Groß-Berlin eingemeindet) zu verlagern. Nach und nach entstand hier der heute zum Bezirk Spandau gehörige Stadtteil Siemensstadt, der nicht nur Produktionsbauten, sondern auch Wohnbauten und zwei Großsiedlungen für die Beschäftigten des Unternehmens umfasste.
Nach der Errichtung der Bauten der ersten Ausbauphase (nicht erhalten geblieben) sowie des 1906 erbauten Dynamowerks entstand ab 1910 das Gebäude der Hauptverwaltung der Siemens & Halske AG.
Das Verwaltungsgebäude wurde von Karl Janisch und Friedrich Blume als viergeschossige, vielflügelige Anlage mit mehreren Innenhöfen entworfen. Das Sockelgeschoss wurde in Quadermauerwerk, die drei Obergeschosse in tragenden massiven Außenmauern in Rohziegelbauweise ausgeführt. Die Konstruktion der Innenräume besteht aus Stahlstützen mit Stahlsteindecken und Unterteilungen, die in leichter Prüßwandbauweise (Backsteinausmauerung zwischen den Stahlstützen) hergestellt sind. Abgeschlossen wird das Gebäude durch ein hohes Mansarddach, in dem ein weiteres Bürogeschoss untergebracht wurde.
Die Hauptzugänge wurden über einen Ehrenhof von der Nonnendammallee sowie über den Ostflügel vom Rohrdamm aus angelegt. Der Osteingangsbau für die Direktion und für Gäste ist monumental mit hohem Dreiecksgiebel und durch Kolossalpilaster gegliedertem Mittelrisalit gestaltet.
In zwei Bauabschnitten 1922 und 1929/30 wurde das Gebäude nach Norden hin erweitert. Den Entwurf dafür lieferte Hans Hertlein, der Nachfolger von Karl Janisch als leitendem Architekten des Unternehmens. Im äußeren Erscheinungsbild ist das Gebäude heute noch weitgehend unverändert erhalten. Lediglich die ursprünglich vorhandene Säulenhalle des Haupteingangs an der Nonnendammallee wurde am Ende der 1950er Jahre abgetragen und inzwischen durch ein leichtes Glasdach ersetzt. Die Gestaltung der Innenräume dagegen unterlag größeren Veränderungen, teils durch Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs bedingt, teils durch Anpassungen an die heutigen Erfordernisse der Bürotätigkeiten. Ein Highlight ist der im ersten Obergeschoss des Ostflügels erhalten gebliebene repräsentative Sitzungssaal des Vorstands mit eicherner Wandtäfelung, Pilastern, Säulen und Kassettendecke.
Das Verwaltungsgebäude war bis 1949 Sitz des Siemens-Konzerns. Während die angestammten Produktionsstätten in Siemensstadt weiterhin als solche erhalten blieben, wurde die Konzernzentrale nach München (Siemens & Halske AG) und nach Erlangen (Siemens-Schuckertwerke) verlegt.
Informationsstand: 31.12.2014
Schlagworte: Elektroindustrie; Industry
Stichworte: Siemens & Halske AG; Karl Janisch; Friedrich Blume; Hans Hertlein; Siemensstadt; München; Erlangen; Siemens-Schuckertwerke GmbH
Quelle(n)
- Wolfgang Schäche (Hrsg.) / Manfred Strielinsky / Dietrich Worbs (Redaktion), Denkmalschutzkonzeption. Siemensbauten in Siemensstadt. Teil 1: Industriegebäude, Berlin 1994
- Volker Rödel, Reclams Führer zu den Denkmalen der Industrie und Technik in Deutschland. Bd. 2. Neue Länder - Berlin, Stuttgart 1998
- Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, Denkmaldatenbank, Eintrag 09085700