TH Berlin-Charlottenburg (Heizkraftwerk)_02
2013 Norbert Gilson
26.01.2023

TH Berlin-Charlottenburg (Heizkraftwerk)

Fasanenstraße 1a, 10623 Berlin-Charlottenburg

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VDE Ausschuss Geschichte der Elektrotechnik

Das Heizkraftwerk der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg, das seit 1903 auch in die Elektrotechnik-Ausbildung einbezogen war, verdeutlicht die bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg andauernde Eigenversorgung mit verbrauchsnaher Kraft-Wärme-Kopplung der Technischen Hochschule - ein bereits in den 1880er Jahren zukunftsweisendes Energieversorgungskonzept .

Beschreibung

erbaut: 1882 / 1903, 1916 (Erweiterungen) / 1930er Jahre oder 1949 (Erweiterung) / 1978-83 (Umbau)
Architekten: Julis Carl Raschdorff / W. Hoffmann (1916)

Nachdem zum 1. April 1879 die Königliche Technische Hochschule offiziell gegründet worden war, stand die Auswahl eines Bauplatzes für die Errichtung der erforderlichen Bauten, zunächst eines Hauptgebäudes, zur Debatte. Die Entscheidung fiel zu Gunsten eines Baugrundstücks an der Berliner Straße (der heutigen Straße des 17. Juni) in der damals noch selbständigen Stadt Charlottenburg. 1878 begannen die Fundamentierungsarbeiten für das Hauptgebäude, im Winter 1881 folgte das Chemiegebäude. Zusammen mit dem Hauptgebäude sollte das Chemische Laboratorium zum Wintersemester 1884 seinen Betrieb aufnehmen.

Zur Wärme- und Energieversorgung der beiden Neubauten entstanden zeitgleich das Kessel- und Maschinenhaus samt Schornstein als das technische Herzstück der gesamten Charlottenburger Anlage. Der Bau wurde nach einem Entwurf von Julis Carl Raschdorff 1882 fertiggestellt. Er umfasste außer dem elfachsigen Kesselhaus einen Kopfbau, in dem eine Reparaturwerkstatt, Maschinenräume, eine Pumpstation und im Obergeschoss eine Wohnung für den Maschinisten untergebracht waren.

1903 wurde die Anlage als Lehrbestandteil in die Elektrotechnik-Ausbildung einbezogen und zu diesem Zweck erweitert. Dabei wurde unmittelbar neben dem originalen Schornstein ein zweiter errichtet. Beide sind heute noch vorhanden. Als 1916 die Bergakademie in die Technische Hochschule eingegliedert wurde, erfolgte eine erneute Erweiterung des Kesselhauses. Der Erweiterungsbau mit einer als Wasserspeicher genutzten Turmanlage, deren Ecken durch wuchtige, geböschte Pfeiler betont werden (Foto 3), unterscheidet sich im architektonischen Stil deutlich von der Ursprungsanlage.

Nicht ganz geklärt ist, wann der Neubau des Ostflügels des Heizkraftwerks mit in rotbraun changierenden Klinkern ausgeführter Fassade (Foto 5) erfolgte. Denkbar wäre der Neubau des Physikgebäudes zu Beginn der 1930er Jahre als unmittelbarer Anlass. Möglicherweise entstand der Bau aber erst 1949 mit der Aufstellung eines Hochdruckkessels und der Aufnahme der Versorgung der TH mit Fernwärme.

Nachdem in den 1970er Jahren die Bewag die gesamte Energie- und Wärmeversorgung der Hochschule übernommen hatte, wurde das Heizkraftwerk zwischen 1978 und 1983 zu einem Instituts- und Laborgebäude des Fachbereichs Technischer Umweltschutz umgebaut.

Informationsstand: 28.03.2017
Schlagworte: Elektrizitätserzeugung; Heizkraftwerke; Stromerzeugung; Energie; Energy
Stichworte: Königliche Technische Hochschule; TH Berlin-Charlottenburg; Julis Carl Raschdorff; W. Hoffmann; Berliner Kraft- und Licht (Bewag)-AG; Bewag; Charlottenburg; Hauptgebäude; Chemiegebäude; Wärmeversorgung; Energieversorgung; Kesselhaus; Maschinenhaus; Schornstein; Elektrotechnik-Ausbildung; Bergakademie; Wasserspeicher; Heizkraftwerk; Physikgebäude; Hochdruckkessel; Fernwärmeversorgung; Fachbereich Technischer Umweltschutz

Quelle(n)

  • Thorsten Dame, Elektropolis Berlin. Architektur- und Denkmalführer, Berlin 2014
  • Christoph Brachmann / Robert Suckale (Hrsg.), Die Technische Universität Berlin und ihre Bauten. Ein Rundgang durch zwei Jahrhunderte Architektur- und Hochschulgeschichte, Berlin 1999
  • Landesdenkmalamt Berlin, Denkmalliste Berlin (Stand: 16.11.2016), Nr. 09040623

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