VARTA Accumulatoren-Gesellschaft mbH_01
2008/12 Norbert Gilson
25.01.2023

VARTA Accumulatoren-Gesellschaft mbH

Wilhelminenhofstraße 66-70, 12459 Berlin-Oberschöneweide

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VDE Ausschuss Geschichte der Elektrotechnik

Die als Tochtergesellschaft der Accumulatoren-Fabrik Aktiengesellschaft (AFA) 1904 gegründete  VARTA Accumulatoren-Gesellschaft mbH gehörte zu den Pionierunternehmen der Elektroindustrie, die für eine Produktinnovation - Fabrikation und Dienstleistungen - rund um kleine, transportable Akkumulatoren gegründet wurde und jahrzehntelang zu den Weltmarktführern auf dem Gebiet der Akkumulatoren- und Batterieproduktion gehörte.

Beschreibung

erbaut: 1906 / 1912-13 / 1913-14 / 1925-26
Architekten: Emil Schütze / Felix Lindhorst / A. Winkler / Jean Krämer

Die VARTA Accumulatoren-Gesellschaft mbH wurde 1904 als Tochtergesellschaft der 1887 in Hagen (Westfalen) ins Leben gerufenen Accumulatoren-Fabrik AG (AFA) gegründet, die damals bereits zum marktbeherrschenden Großunternehmen für die Fertigung von Elektrizitätsspeichern aller Art aufgestiegen war und seit 1897 seinen Verwaltungssitz in Berlin hatte, seit 1912 am Askanischen Platz 3. »VARTA« ist die Abkürzung für „Vertrieb, Aufladung, Reparatur transportabler Accumulatoren”. Auf dem Gelände der kurz nach 1900 von der AFA übernommenen Accumulatoren-Werke Oberspree in Oberschöneweide wurde nun die nach dem Fabrikgelände in Hagen zweite große Produktionsstätte der AFA aufgebaut. Damit wurde die Fabrikanlage in Oberschöneweide zu einem bedeutenden Standort der deutschen Elektroindustrie. In Oberschöneweide wurde nun die Produktion von tragbaren Akkumulatoren und Batterien konzentriert. Daneben wurden noch eine Reihe älterer Akkumulatorentypen hergestellt, die früher zum Produktkatalog der AFA oder anderer, von ihr übernommener Unternehmen gehört hatten, so dass die Anzahl der listenmäßig von der VARTA angebotenen Erzeugnisse lange Zeit ungewöhnlich groß war.

Auf der dem 1899 von den Accumulatoren-Werken Oberspree errichteten Verwaltungsgebäude gegenüberliegenden Seite der Werkseinfahrt entstand 1906 nach Plänen von Emil Schütze ein Beamtenwohnhaus (Foto 1) für die leitenden Angestellten der Firma. Auffällig ist der zur Wilhelminenhofstraße ausgerichtete Vorbau mit Balkonen und Loggien.
Das größte der im rückwärtigen Gelände gelegenen Produktionsgebäude ist die so genannte Einbauhalle (Fotos 2 und 3), die 1925/26 eigens für den Zusammenbau von Starter- und Rundfunk-Batterien errichtet wurde. Der Bau der Halle erfolgte im Zuge der Ausrüstung des Werks mit modernsten Maschinen und Wandertischen für die Fließfertigung nach den neuesten amerikanischen Methoden der Massenproduktion. Jean Krämer entwarf dafür eine große rechteckige, mit rotvioletten Klinkern verkleidete Halle, die von Stahlfachwerkbindern überspannt wird. Die Fachwerkbinder stützen sich auf den Wandpfeilern ab, die der Fassade eine strenge Gliederung verleihen. In den zurückspringenden Fassadenfeldern zwischen den Pfeilern befinden sich jeweils drei schmale Schlitzfenster. Die aus den Wandpfeilern und unteren Fassadenfelder vorkragenden Klinkerlagen betonen die Horizontale und überhöhen das Erscheinungsbild des an sich schon langgestreckten Bauwerks.
Kurz vor dem Ersten Weltkrieg ließ das Unternehmen an der Wilhelminenhofstraße ein Arbeiterwohlfahrtsgebäude (Foto 4) errichten. Der Architekt Felix Lindhorst schuf ein modernes zweigeschossiges Gebäude mit kurzen Seitenflügeln, das in seiner Fassadengliederung eine strenge, monumentale Wirkung ausstrahlt. Im unteren Stockwerk befanden sich Dusch- und Umkleideräume für die Beschäftigten der VARTA, ein großer Saal im Obergeschoss diente als Speise- und Festsaal.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Werksanlagen in Oberschöneweide enteignet. 1946 übernahm der neu gegründete VEB Berliner Akkumulatoren- und Elementefabrik (BAE) die Produktionsanlagen, um hier wieder Batterien für Gabelstapler und Schienenfahrzeuge zu produzieren. Unter dem Namen BAE Berliner Batteriefabrik GmbH wird die Herstellung von klassischen Industriebatterien heute weiter fortgeführt. Im Arbeiterwohlfahrtsgebäude richtete der damals in der benachbarten Ostendstraße ansässige VEB Werk für Fernsehelektronik ein werkseigenes Kulturhaus ein. Heute steht dieses Gebäude leer.

Informationsstand: 08.09.2016
Schlagworte: Elektroindustrie; Geschichte der Elektro- und Informationstechnik; Energie
Stichworte: Emil Schütze; Felix Lindhorst; A. Winkler; Jean Krämer; Accumulatoren-Fabrik AG; AFA; Akkumulator; Batterien; Starterbatterie; Rundfunk-Batterien; Varta; VEB Berliner Akkumulatoren- und Elementefabrik; BAE; BAE Berliner Batteriefabrik GmbH; VEB Werk für Fernsehelektronik; Varta Accumulatoren GmbH; Accumulatoren-Werke Oberspree AG

Quelle(n)

  • Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, Denkmaldatenbank, Eintrag 09020112,T
  • Thorsten Dame, Elektropolis Berlin. Architektur- und Denkmalführer, Berlin 2014
  • Oskar Clemens (Text), 50 Jahre Accumulatoren-Fabrik Aktiensgesellschaft. 1888 - 1938. Berlin - Hagen - Wien, o.O. 1938
  • Burkhard Nadolny / Wilhelm Treue, VARTA. Ein Unternehmen der Quandt-Gruppe. 1888 - 1963, München 1964

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