Die 1955 für Kurzwellenbetrieb errichtete Überseesendefunkstelle Usingen wurde Mitte der 1970er Jahre in eine Erdfunkstelle für die Satellitenkommunikation umgerüstet und dokumentiert damit die Ablösung der Kurwellensendetechnik durch die Satellitenfunktechnik für die weltweite Übertragung von Fernsprech- und sonstigen Datensignalen.
Beschreibung
erbaut: 1955 / 1970er Jahre
Bauherr: Deutsche Bundespost
Die Geschichte der heutigen Erdfunkstelle Usingen begann Mitte der 1950er Jahre. 1953 pachtete die Deutsche Bundespost von den rund um die heutige Grenze zwischen Usingen und Neu-Anspach gelegenen Gemeinden ein 140 ha großes Wald- und Wiesengelände, das während des Zweiten Weltkriegs als Munitionsdepot und Feldflughafen gedient hatte und auf dem als Außenstelle des KZ Hinzert bei Trier seit Juni 1944 politische Gefangene aus Luxemburg inhaftiert waren. Eine Informationstafel in der Nähe des heutigen Eingangs (Foto) erinnert an diese Zeit.
1955 begann die Deutsche Bundespost mit dem Bau der Sendegebäude, Stromversorgungsanlagen sowie der Antennenmasten für die »Überseesendefunkstelle Usingen«, eine mit leistungsfähigen Sendern von bis zu 100 kW Ausgangsleistung ausgestattete Kurzwellenstation für den internationalen Fernsprechverkehr. Die Kurzwellentechnik, die eine Verbreitung der Sendesignale rund um die gesamten Erdball erlaubte, erhielt seit Mitte der 1960er Jahre eine wegen höherer Übertragungskapazitäten und besserer Übertragungsqualität technisch weit überlegene Konkurrenz durch die Satellitenfunktechnik. 1965 wurde der erste kommerzielle, geostationäre Kommunikationssatellit »Intelsat 1« (mit dem Spitznamen »Early Bird«) in Betrieb genommen und läutete das Ende der Kurzwellenära ein. In den frühen 1970er Jahren fiel bei der Deutschen Bundespost die Entscheidung, die Kurzwellen-Überseefunkstelle in eine Erdfunkstelle umzurüsten, die 1977 ihren Betrieb aufnahm. Die erste, 1979 in Betrieb genommene Parabolantenne mit einem Durchmesser von 18,30 m diente für Bedienung und Kommunikation des ersten europäischen Kommunikationssatelliten (Orbital Test Satellite - OTS), mit dem die Europäische Weltraumorganisation ESA 1978 ihr Satellitenprogramm startete. In den 1980er und 1990er Jahren wurden von Usingen aus auch die vier nationalen Satellitensysteme »DFS Kopernikus 1«, »2« und »3« sowie »TV Sat 2« überwacht.
Auf dem Gelände befinden sich heute mehr als 60 Antennen unterschiedlicher Durchmesser, die als Sende- und Empfangsanlagen für Radio- und Fernsehprogramme sowie für den sonstigen Datenverkehr aller Art dienen. Die Anlage wurde bis 2008 von einer Tochtergesellschaft der Deutschen Telekom AG betrieben, die nach dem Verkauf an den französischen Konzern Télédiffusion de France (TDF) den Namen Media Broadcast GmbH erhielt. Unter dem Dach der freenet AG ist die Gesellschaft heute weiterhin Betreiber der Anlage.
Informationsstand: 09.08.2017
Schlagworte: Sendeanlagen; Informations- und Kommunikationstechnik (IKT); Nachrichten- und Kommunikationstechnik
Stichworte: Deutsche Bundespost; Erdfunkstelle; Usingen; Neu-Anspach; Zweiter Weltkrieg; Munitionsdepot; Feldflughafen; Sendegebäude; Stromversorgungsanlage; Antennenmast; Überseesendefunkstelle Usingen; Kurzwellenstation; Fernsprechverkehr; Kurzwellentechnik; Übertragungskapazität; Übertragungsqualität; Satellitenfunktechnik; Kommunikationssatellit; Intelsat 1; Early Bird; Parabolantenne; Orbital Test Satellite; OTS; Europäische Weltraumorganisation; ESA; Deutsche Telekom AG; Télédiffusion de France; TDF; Media Broadcast GmbH; freenet AG; DFS Kopernikus 1; DFS Kopernikus 2; DFS Kopernikus 3; TV Sat 2
Quelle(n)
- Informationszentrale der Elektrizitätswirtschaft e.V. (Hrsg.), An Rhein und Main. Tips für Technik-Trips. (TechnikTouren, Nr. 16), Frankfurt am Main 1993
- Hans A. Jack, Die Erdfunkstelle Usingen in Neu-Anspach; in: Ingrid Berg (Hrsg.), Heimat Hochtaunus, Frankfurt am Main 1988, S. 320-323
- de.wikipedia.org/wiki/ErdfunkstelleUsingen (abgerufen am 11.06.2017)