Pumpspeicherkraftwerk Waldeck I_Bild1
2011 Norbert Gilson
26.02.2021

Pumpspeicherkraftwerk Waldeck I

Kraftwerkstraße, 34549 Edertal 

Kontakt
VDE Ausschuss Geschichte der Elektrotechnik
Downloads + Links

1930 fiel auch bei der 1927 durch Zusammenschluss der Vorläuferunternehmen entstandenen staatlichen Preußischen Elektrizitäts-AG (Preußenelektra) die Entscheidung zum Bau eines großen Pumpspeicherkraftwerks, nachdem die Aktiengesellschaft Sächsische Werke (ASW) und die  Rheinisch-Westfälische Elektrizitätswerk AG (RWE) bereits vorangegangen waren. Das Pumpspeicherkraftwerk Waldeck übernahm jetzt die Spitzendeckung im Hochspannungsnetz der  Preußenelektra, die bis dahin - wirtschaftlich ungünstig - aus dem Speicherkraftwerk an der Edertalsperre oder aus dem Braunkohlekraftwerk Borken erfolgen musste.

Beschreibung


erbaut: 1929-32
Bauherr: Preußische Elektrizitäts-AG (Preußenelektra)


In der Nähe der 1914 fertiggestellten Edertalsperre wurde 1932 das Pumpspeicherwerk Waldeck l in Betrieb genommen. Die Anlage wurde ursprünglich für eine Leistung von 119.000 kW gebaut. Es wurden vier Maschinensätze installiert, bestehend aus Francis-Spiralturbinen und Drehstrom-Synchrongeneratoren von jeweils 36.000 kVA Leistung. Die Planung des Pumpspeicherkraftwerks führte die Preußische Elektrizitäts-AG (Preußenenelektra) zusammen mit der Siemens-Schuckertwerke AG (SSW) durch. Die Firma J. W. Voith lieferte die Turbinen, während die Hochdruckpumpen von der Ravensburger Escher, Wyss & Cie. bezogen wurden.

Als unterer Speicher stand das Ausgleichsbecken Affoldern unterhalb der Edertalsperre zur Verfügung. Als Hochspeicherbecken wurde oberhalb des Kraftwerks in einer Mulde zwischen dem Peterskopf und Ermerod ein mit einer Betonwandung versehenes Speicherreservoir von 760.000 cbm Inhalt angelegt. Die Bruttofallhöhe beträgt rund 300 m. Durch zwei offen verlegte, teils genietete, teils geschweißte Rohrleitungen von mehr als 2 m Durchmesser war das Hochspeicherbecken mit dem Krafthaus verbunden. Bei plötzlich auftretenden Lastspitzen konnten die vier Maschinen, von der Schaltwarte aus gesteuert, vom Stillstand bis zur kompletten Parallelschaltung innerhalb von 10 Minuten hochgefahren werden.

Das alte, zu Beginn der 1930er Jahre errichtete Kraftwerk wurde 2006 in nordöstlicher Richtung um ein neues Kraftwerksgebäude mit einer modernen, vertikal stehenden Turbine von 70 MW Nennleistung erweitert. Außerdem wurden zwei der alten Turbinen modernisiert und können weiter benutzt werden, während die anderen beiden Maschinensätze stillgelegt wurden.

Aufgrund des ständig steigenden Bedarfs an elektrischer Energie entstand 1974 neben dem Pumpspeicherwerk Waldeck l das Pumpspeicherwerk Waldeck II. Es ist von außen nicht sichtbar, da es im Berginnern als Kavernenkraftwerk in einer künstlichen Höhle von mehr als 100 m Länge, 50 m Höhe und 34 m Breite angelegt wurde und 50 m unter dem Wasserspiegel des Affoldener Ausgleichbeckens liegt. Zu der Kaverne gelangt man über einen 800 m langen Zufahrtsstollen.
Eingebaut wurden zwei Maschinensätze von je 220 MW. Innerhalb von 60 Sekunden können die Maschinen vom Stillstand zur Energielieferung bereit gestellt werden.
 
Informationsstand: 10.02.2018
Schlagworte: Elektrizitätserzeugung; Pumpspeicherkraftwerke; Stromerzeugung; Energie; Energy
Stichworte: Preußenelektra; Edertalsperre; Preußische Elektrizitäts-AG; Pumpspeicherkraftwerk; Francis-Spiralturbine; Drehstrom-Synchrongenerator; J. M. Voith; Escher, Wyss & Cie.; Ausgleichsbecken Affoldern; Speicherreservoir; Rohrleitung; Pumpspeicherwerk Waldeck II; Kavernenkraftwerk

Quelle(n)

  • Pumpspeicherwerk Waldeck (Bringhausen) der Preußenelektra; in: Elektrotechnische Zeitschrift 54(1933), S. 235-236
  • Preußische Elektrizitäts-Aktiengesellschaft. Denkschrift anläßlich ihres 25jährigen Bestehens. 1927 - 1952, Hannover 1952
  • Informationszentrale der Elektrizitätswirtschaft e.V. (Hrsg.), Vom Edersee zum Fuldatal. Tips für Technik-Trips, (TechnikTouren, Nr. 33), Stuttgart o.J.

Bilder

Karte

Das könnte Sie auch interessieren