Das in Mittelhessen an einem Nebenfluss der Dill errichtete Wasserkraftwerk Heiligenborn ist ein typisches Kleinkraftwerk. Es gehört zu der großen Zahl von Wasserkraftwerken unterschiedlicher Größenordnungen, die vorwiegend an den Flüssen der Mittelgebirge sowie Süddeutschlands (Donau, Lech, Iller, Inn, Main, Oberrhein oder Neckar) in den 1920er und 1930er Jahren errichtet wurden.
Beschreibung
erbaut: 1926
Bauherr: Hessen-Nassauische Überlandzentrale GmbH
Mit dem Bau des am Rehbach, einem Nebenfluss der Dill, gelegenen Kraftwerks Heiligenborn wurde ein Jahr nach der Errichtung der ersten Kraftanlage im benachbarten Guntersdorf begonnen. Das Kraftwerksgebäude wurde auf rechteckigem Grundriss als hell verputzter Backsteinbau gestaltet. Der Bau beinhaltet zwei Maschinensätze, die Schaltzentrale nebst Werk- und Aufenthaltsraum sowie die Sammelschienen und die Transformatorenanlage. Eine ursprünglich vorhandene kleine Freiluftumspannanlage wurde bei einer vor Kurzem durchgeführten Modernisierung beseitigt.
Laut der Beschreibung von 1977 war zu dieser Zeit die Originaleinrichtung noch vorhanden, einschließlich einer von der Siemens-Schuckertwerke GmbH (SSW) eingebauten Marmorschalttafel mit Messingarmaturen und Schaltern. Ob diese Einrichtung heute noch vorhanden ist, konnte bisher nicht überprüft werden. Jedenfalls bestand die ursprüngliche Einrichtung aus zwei Maschinensätzen. Die Turbinen - horizontal gelagerte Francis-Spiralturbinen mit einer Leistung von jeweils 410 PS - stammten von der Heidenheimer Maschinenfabrik J. M. Voith. Die eine Turbine war unmittelbar gekuppelt mit einem Drehstrom-Synchrongenerator der SSW (Nennleistung von 330 kVA bei einem Leistungsfaktor von 0,8; 5.000 V Spannung). Direkt gekuppelt war außerdem ein Gleichstromgenerator, ebenfalls von SSW, als Erregermaschine (110 V Spannung, 3,7 kW Leistung). Der elektrische Teil des zweiten Maschinensatzes bestand aus einem Asynchrongenerator von Brown, Boveri & Cie. (BBC), der bei einer Spannung von 380 V eine Leistung von 220 kW besaß.
Das Betriebswasser, mit dem die Kraftwerksturbinen beaufschlagt werden, gelangt aus dem Speicherbecken Driedorf über eine Hangrohrleitung zunächst in einen oberhalb des Kraftwerks gelegenen Wasserturm, der als Wasserschloss fungiert. Von hier wird es über eine 286 m lange Druckrohrleitung von 0,80 m Durchmesser bei einer Fallhöhe von 47 m den beiden Turbinen zugeleitet.
Informationsstand: 15.05.2015
Schlagworte: Elektrizitätserzeugung; Laufwasserkraftwerke; Stromerzeugung; Energie; Energy
Stichworte: Rehbach; Dill; Kraftwerk Heiligenborn; Siemens-Schuckertwerke GmbH; SSW; Marmorschalttafel; Francis-Spiralturbine; J. M. Voith; Drehstrom-Synchrongenerator; Gleichstromgenerator; Asynchrongenerator; Brown, Boveri & Cie.; BBC; Betriebswasser; Wasserturm; Druckrohrleitung; Hangrohrleitung; Speicherbecken Driedorf; Hessen-Nassauische Überlandzentrale GmbH
Quelle(n)
- Rainer Slotta, Technische Denkmäler in der Bundesrepublik Deutschland. Bd. 2. Elektrizitäts-, Gas- und Wasserversorgung, Entsorgung, Bochum 1977