Beschreibung
Wer weiß noch, dass in der landschaftlich beschaulichen Wetterau noch in den 1970er und 1980er Jahren in Tagebauen Braunkohle gefördert und im Wölfersheimer Braunkohlekraftwerk Strom erzeugt wurde? Mehr über diese Geschichte, aber auch über die Veränderungen und neuen Perspektiven in der Region nach der Stilllegung der Braunkohleförderung erzählt die Ausstellung im Wölfersheimer Energie Museum.
Nur noch wenig erinnert daran, dass Wölfersheim, inmitten der Wetterau gelegen, lange Zeit die Energiezentrale der Region war. Schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde hier Braunkohle gewonnen, am Ende des Jahrhunderts entstanden hier die brikettähnlichen Nasspresssteine, dann kam die Stromerzeugung hinzu und 1929 begann die Braunkohlen-Schwelkraftwerk Hessen-Frankfurt AG (Hefrag) mit der Erzeugung von Benzin, Heizöl und Schwelteer aus Braunkohle. Bis 1943 versorgte der 1927 aufgeschlossene Tagebau Wölfersheim die Fabrikanlagen mit Braunkohle.
In den 1970er Jahren zeichnete sich bereits ab, dass die Braunkohlevorräte in der Wetterau bald erschöpft sein würden. Ende September 1991 wurde, inzwischen unter der Regie der Preussenelektra, die letzte Wetterauer Tagebaukohle gefördert und anschließend die Stromerzeugung im Kraftwerk Wölfersheim eingestellt. Das Kraftwerk wurde abgerissen und die seit den 1960er Jahren aufgeschlossenen sieben Tagebaue rekultiviert.
Um die Erinnerung an das ehemalige Braunkohlerevier nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, baute der »Verein zur Pflege der Bergbau- und Kraftwerkstradition« gemeinsam mit der Gemeinde Wölfersheim das Energiemuseum auf. Es fand seinen Platz in der Nähe des Wölfersheimer Bahnhofs im ehemaligen Schalthaus des regionalen Elektrizitätsversorgers, der Oberhessischen Versorgungsbetriebe AG (OVAG). Die informative und umfangreiche Ausstellung zeigt nicht nur die historische Energiegewinnung, sondern schlägt auch eine Brücke zur heutigen und zukünftigen Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien. Ein heute kaum noch bekanntes Kapitel der Braunkohlegewinnung zeigt der unter Verwendung von originalem Grubenholz nachgebaute Stollen. Er erinnert an den Braunkohleabbau im Tiefbergbau, der in der Wetterau von 1804 bis 1949 in zehn Tiefbaugruben betrieben wurde.
Auf dem Freigelände in der Umgebung des Museums sind einige Fahrzeuge des ehemaligen Grubenbahnbetriebs aufgestellt. Die Elektrolokomotive 2 (Hersteller: Fried. Krupp AG / AEG, Leistung: 2 x 180 kW, Baujahr: 1954) steht mit dem zugehörigen Kohlenwagen, einem Sattelbodenentleerer mit 35 m3 Fassungsvermögen (Hersteller: Orenstein & Koppel AG) für den Kohletransport. Außerdem gab es spezielle Transportwagen, die früher im Abraumbetrieb eingesetzt waren und mit denen später die Verbrennungsrückstände aus dem Kraftwerk wieder in den Tagebau transportiert wurden. Diesen Betriebsteil repräsentiert Elektrolokomotive 5 (Hersteller: Henschel & Sohn, Leistung: 2 x 86 kW, Baujahr: 1924) mit dem Abraumwagen, einem Einseitenkastenkipper von 16 m3 Kapazität, der ebenfalls bei der Orenstein & Koppel AG gebaut wurde.
Informationsstand: 28.03.2017
Schlagworte: Elektrizitätserzeugung; Elektrizitätsübertragung / -verteilung; Stromerzeugung; Energie; Energy; Studium, Beruf, Gesellschaft; Schule; Energienetze; Geschichte der Elektro- und Informationstechnik
Stichworte: Wölfersheim; Wetterau; Wetterauer Revier; Braunkohle; Nasspresssteine; Stromerzeugung; Braunkohlen-Schwelkraftwerk Hessen-Frankfurt AG; Hefrag; Benzin; Heizöl; Schwelteer; Tagebau Wölfersheim; Preußenelektra; Kraftwerk Wölfersheim; Energiemuseum; Verein zur Pflege der Bergbau- und Kraftwerkstradition; Oberhessische Versorgungsbetriebe AG; OVAG; historische Energiegewinnung; erneuerbare Energien; Ausstellung; Museum; Tiefbergbau; Tiefbaugrube; Henschel & Sohn
Quelle(n)
- Andreas Matlé / Silke Rodemerk / Helmut Rieß, Unter Tage. Über Tage. Wetterauer Braunkohle - Energie der Vergangenheit, Gießen [um 2009]
- Hinweistafel an den Objekten