Das Kraftwerk Offleben, Anfang der 1950er Jahre als Ersatz für das nach der deutschen Teilung auf dem Gebiet der DDR gelegene Kraftwerk Harbke, war ein Dokument für die Entwicklung der Elektrizitätsversorgung im deutsch-deutschen Grenzgebiet, ebenso wie für den inzwischen ausgelaufenen Braunkohlentagebau Helmstedt.
Beschreibung
erbaut: 1952-54
Bauherr: Braunschweigische Kohlen-Bergwerke AG
Die Grundsteinlegung für den Bau des Kraftwerks Offleben war 1952. Bauherr war die in Helmstedt ansässige Braunschweigische Kohlen-Bergwerke AG (BKB). Die nach Konstituierung der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik die beiden Territorien voneinander abgrenzende Demarkationslinie verlief mitten durch das Versorgungsgebiet der Gesellschaft. Ihr zentrales Kraftwerk, das Kraftwerk Harbke, lag östlich der Demarkationslinie auf dem Territorium der DDR. Nachdem seit Mai die bisherigen Verkehrsverbindungen durch die DDR weitgehend abgeriegelt und auch die Stromverbindungen gekappt wurden, waren das Kraftwerk und Teile der Tagebaubetriebe nicht mehr erreichbar. Als Ersatz wurde nun das neue Kraftwerk in Offleben, unmittelbar westlich der Demarkationslinie gelegen, errichtet.
Im März 1954 nahm die erste Turbine mit 33,5 MW Leistung den Betrieb auf. In den folgenden Jahren wurde es in fünf Ausbaustufen auf eine Leistung von insgesamt 770 MW erweitert. Die im ersten Bauabschnitt zunächst errichtete Sammelschienenanlage wurde anschließend um zwei Kraftwerksblöcke von jeweils 125 MW ergänzt. 1972 kam der Block C mit einer Leistung von 325 MW hinzu. 1987 wurde der Kraftwerksblock C gemeinsam mit dem benachbarten Braunkohlekraftwerk Buschhaus an eine innovative Rauchgasentschwefelungsanlage nach dem Wellman-Lord-Verfahren angeschlossen. Hierbei wird aus dem Schwefeldioxid der Rauchgase elementarer Schwefel für die chemische Industrie erzeugt. Für den Einsatz des Verfahrens erhielt die BKB damals den Deutschen Recyclingpreis.
Die Brennstoffbasis für das Kraftwerk Offleben waren die Tagebaue Treue, Alversdorf und zuletzt Helmstedt. Mit Auskohlung des Tagebaus Helmstedt im Jahr 2002 ging der letzte Block des Kraftwerks Offleben vom Netz. Der ehemalige Tagebau Helmstedt wird bis 2030 geflutet, aus ihm entsteht der Lappwaldsee. Im Kraftwerk Offleben wurde mit dem Rückbau begonnen, der zur Zeit der Entstehung der Fotos bereits weitgehend fortgeschritten war.
Informationsstand: 31.12.2013
Schlagworte: Braunkohlenkraftwerke; Stromerzeugung; Energie; Energy
Stichworte: Kraftwerk Offleben; Braunschweigische Kohlen-Bergwerke AG; BKB; Kraftwerk Harbke; Rauchgasentschwefelungsanlage; Wellman-Lord-Verfahren; Braunkohlekraftwerk Buschhaus; Tagebau Treue; Tagebau Alversdorf; Tagebau Helmstedt; Lappwaldsee
Quelle(n)
- Otto Seidler / u.a., Die Stromversorgung in den Zonenrandgebieten; in: Energiewirtschaftliche Tagesfragen 14(1964), Heft 124/125, S. 229-241