Beschreibung
Die Ausstellung im Industriedenkmal Zschornewitz erinnert an die Geschichte des zeitweise weltweit größten Braunkohlekraftwerks, das für die Stromversorgung eines benachbarten Kalkstickstoffwerks (für die Sprengstoffherstellung) in den ersten Monaten des Ersten Weltkriegs errichtet wurde.
Das ursprünglich 1915 im mitteldeutschen Braunkohlerevier errichtete Kraftwerk Zschornewitz wurde nach der Wende sukzessive stillgelegt. Nach Abschaltung der letzten Turbinen Ende der 1990er Jahre wurde der größte Teil der Anlagen abgerissen. Erhalten blieben ein kleiner Teil des Maschinenhauses, das historische Verwaltungsgebäude sowie das Schalthaus nebst Verbindungsbrücke zum Verwaltungsgebäude. Im Maschinenhaus wurde eine Ausstellung eingerichtet, die über die Geschichte des Kraftwerks informiert. Hier können auch noch zwei Maschinensätze aus der ehemaligen Kraftwerkseinrichtung besichtigt werden. Im Schalthaus blieben noch die historische Warte sowie Anlagenteile aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg erhalten.
Die Ausstellung ist aus Sicherheitsgründen heute nicht mehr zugänglich.
Einen Rundgang lohnt auch die in unmittelbarer Nachbarschaft des Kraftwerks von der Elektrowerke AG für die Arbeiter und Beamten des Kraftwerks errichtete Kolonie Zschornewitz. Ein Teil der Kolonie entstand seit 1916 im Auftrag der Elektro-Salpeterwerke AG, die eine neben dem Kraftwerk neu erbaute Produktionsanlage für die Salpeterherstellung betrieb. Nachdem für die ersten Bauten der Kolonie auch der Dresdner Architekturprofessor Gustav von Mayenburg verantwortlich gewesen war, lag die Planung später ausschließlich in den Händen des Architekturbüros von Walter Klingenberg und Werner Issel, denen auch die Gestaltung der Kraftwerksbauten übertragen wurde.
In mehreren Etappen entstanden zwischen 1915 und 1919 insgesamt 282 Wohnungen in 213 Häusern sowie zwei Direktorenvillen, zwei Kirchen, eine Schule, ein Bahnhof und ein Gasthof. Die Häuser wurden als Typenbauten ausgeführt, wobei jeweils ein Typ für Beamte, Werkmeister und Vorarbeiter sowie zwei Typen für Arbeiter bestimmt waren. Alle Wohnungen verfügten über Wasserzu- und -ableitung sowie elektrisches Licht, die höherwertigen auch über Zentralheizung sowie Bad und Wasserspülklosetts.
Bis in die Gegenwart stellt die Kolonie ein hervorragendes Beispiel für Wohnen in Arbeitsplatznähe aus der Gründerzeit des Kraftwerks dar. Die Bauten der Kolonie wurden in den Jahren 1999/2000 denkmalgerecht restauriert, wobei im Laufe der Jahrzehnte vorgenommene störende Veränderungen größtenteils wieder rückgebaut wurden.
Informationsstand: 02.05.2016
Schlagworte: Elektrizitätserzeugung; Braunkohlenkraftwerke; Stromerzeugung; Energie; Energy; Studium, Beruf, Gesellschaft; Schule; Geschichte der Elektro- und Informationstechnik
Stichworte: Maschinenhaus; Schalthaus; Verwaltungsgebäude; Maschinensatz; Kolonie Zschornewitz; Restaurierung; Gustav von Mayenburg; Elektro-Salpeterwerke AG; Waltar Klingenberg; Werner Issel