Rundfunksendestelle Wilsdruff_Bild 1
2011 Norbert Gilson
08.02.2021

Rundfunksendestelle Wilsdruff

Birkenhainer Höhe, 01723 Wilsdruff

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VDE Ausschuss Geschichte der Elektrotechnik

Die Rundfunksendestelle in Wilsdruff ist ein Dokument des Wiederaufbaus des Rundfunks in der DDR am Beginn der 1950er Jahre. Die vermutlich auch in ihrer technischen Einrichtung noch in großen Teilen im Originalzustand erhaltene Anlage ist mittlerweile eines der seltenen noch erhaltenen Beispiele für Sendeanlagen der 1950er Jahre.

Beschreibung 


erbaut: 1952-53

Für die Rundfunkversorgung von Sachsen war seit 1925 in Dresden ein kleiner Mittelwellensender mit 700 W Leistung in Betrieb. Er wurde beim Bombenangriff auf Dresden am 13. Januar 1945 zerstört. Unmittelbar nach Kriegsende bemühte sich die SMAD (Sowjetische Militäradministration in Deutschland) im August 1945, einen noch vor Kriegsende von der ehemaligen Reichspostdirektion für Dresden beschafften Ersatzsender in Betrieb zu nehmen. 1946 waren diese Bemühungen erfolgreich. Nach zunächst provisorischer Aufstellung eines stärkeren Senders mit 3,5 kW Leistung, der seit August 1950 sein Programm auf der Frequenz 910 kHz ausstrahlte, wurde 1950 im ersten Fünfjahresplan der DDR die Errichtung von vier neuen, 250 kW starken Hochleistungs-Mittelwellensendern beschlossen, von denen einer im Raum Dresden zur Aufstellung kommen sollte.

Im Juni 1952 fiel die Entscheidung für ein 314 m hoch gelegenes Gelände zwischen Wilsdruff und Birkenhain an der Autobahn Dresden - Chemnitz als Senderstandort. Die Senderanlage wurde vom VEB Funkwerk Köpenick geliefert. Der VEB Stahlbau Leipzig lieferte den als Antenne dienenden 153 m hohen Stahlrohrmast, der mit einem Gewicht von 110 t auf einen speziellen Keramik-Fußpunktisolator aufgesetzt wurde. Zusätzlich wurde eine Ersatzantenne montiert. Der Sender nahm Anfang September 1953 mit der Sendefrequenz 1.043 kHz seinen Betrieb auf.

1976 wurde in der DDR ein Großversuch gestartet, die drei Mittelwellensender in Burg, Wachenbrunn und Wilsdruff im Gleichwellenbetrieb arbeiten zu lassen. Im Empfangsgebiet der Sendeanlagen kam es jedoch zu empfindlich störenden Schwunderscheinungen, so dass die Rückkehr zum Betrieb mit getrennten Frequenzen erfolgte. Über den Sender Wilsdruff wurde das Programm »Radio DDR I« abgestrahlt. Nach der Wende wurde von Wilsdruff eine Zeitlang das Programm von Radio »DT 64« gesendet. Heute (2010) wird von hier auf der Frequenz 1044 kHz das Programm von »MDR Info« verbreitet. Der hierfür verwendete, vollständig in Halbleitertechnik ausgeführte Sender stammt von 1997 und leistet nur noch 20 kW.

Seit 1997 steht die gesamte Anlage einschließlich der technischen Einrichtungen unter Denkmalschutz. Bemerkenswert sind auch die noch die letzte Zeit der Stalin-Ära dokumentierenden Sicherungseinrichtungen mit zweireihigem gekröpftem Stacheldrahtzaun, Hundelaufbahn und Wachtürmen. Das Heimatmuseum der Stadt Wilsdruff hat dem Sender einen besonderen Ausstellungsraum gewidmet. Zum 50. Jahrestag der Inbetriebnahme haben ehemalige Mitarbeiter der Sendestelle eine sehenswerte Ausstellung gestaltet.

Die Anlage ist nicht öffentlich zugänglich. Die Fotos zeigen Zufahrt und Eingangsportal (Foto 1), das Sendergebäude (Foto 2), die Siedlungshäuser für die Angestellten (Foto 3) sowie den Rohrmast, der auch von der Autobahn A4 aus gut zu sehen ist.
 
Informationsstand: 31.12.2014
Schlagworte: Sendeanlagen; Informations- und Kommunikationstechnik (IKT); Nachrichten- und Kommunikationstechnik
Stichworte:
 

Quelle(n)

  • Gerd Klawitter (Hrsg.), 100 Jahre Funktechnik in Deutschland. Funksendestellen rund um Berlin, Berlin 1997
  • Hajo Böhme, Mittelwelle, 1043/1044 Kilohertz. 60 Jahre Großsender Wilsdruff; in: Das Archiv. Magazin für Kommunikationsgeschichte, Jg. 2014, Heft 3, S. 82-86

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