Die in den Jahren 1927/28 errichtete und vermutlich in den 1950er Jahren modernisierte 60-kV-Hochspannungsleitung zwischen dem inzwischen abgerissenen Kraftwerk Schulau und dem Umspannwerk Elmshorn dokumentiert den Aufschwung der Stromversorgung in dem damals noch stark ländlich geprägten Süden Schleswig-Holsteins.
Beschreibung
erbaut: 1927-28 / Erneuerung nach 1945
Bauherr: Elektricitätswerk Unterelbe AG
Ausführung: Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft (AEG)
Infolge des seit 1924 stark steigenden Stromverbrauchs entschloss sich die in Altona (damals zur preußischen Provinz Schleswig-Holstein gehörig) ansässige Elektricitätswerk Unterelbe AG zum Bau eines neuen Kraftwerks. Der in Schulau unmittelbar an der Elbe gelegene Kraftwerksneubau wurde für eine installierte Leistung von 45.000 kW geplant und sollte die bisherige Stromerzeugung der Gesellschaft im Kraftwerk Neumühlen (26.000 kW installierte Leistung) ergänzen. Der Bau des Kraftwerks begann im April 1927, die erste Stromabgabe ins Netz erfolgte im November 1928. Auf dem Gelände des Kraftwerks Schulau wurde Mitte der 1960er Jahre das Heizkraftwerk Wedel errichtet. Das alte Kraftwerk Schulau ging gleichzeitig außer Betrieb und wurde abgerissen.
Zum Versorgungsgebiet der Elektricitätswerk Unterelbe AG gehörten außer Altona auch größere Teile des Kreises Pinneberg. Parallel zum Bau des Kraftwerks Schulau wurde zur Verstärkung der Überlandversorgung eine 23 km lange Doppelfreileitung für eine Betriebsspannung von 60 kV zwischen Schulau und dem Umspannwerk Elmshorn errichtet. Die Leitung wurde ursprünglich mit sechs Kupferseilen von 70 qmm Querschnitt und einem Erdseil aus Bronze von 50 qmm Querschnitt belegt. Als Masten wurden Einebenenmaste gewählt. Eine Besonderheit war die damals noch unübliche Fundierung der Masten auf Einzelfundamenten statt auf einem Blockfundament. Die Einzelfundamente boten bei den ungünstigen Gründungsverhältnissen in den nassen Böden besondere Vorteile. Die jeweils vier Fundamentklötze aus Beton von rund 600 kg Gewicht wurden fertig angeliefert und in die ausgebohrten Mastlöcher eingesetzt.
Die Leitung wurde vermutlich in den 1950er Jahren erneuert, wobei jetzt Masten vom Typ der Donaumasten zur Aufstellung kamen. Westlich von Uetersen überquert die Leitung die Pinnau, die mit Hilfe von zwei extra hohen Tragmasten (Foto 3, rechter und zweiter Mast von rechts) gekreuzt wird.
Informationsstand: 09.08.2017
Schlagworte: Hochspannungsmast / -leitung; Energy; Energie; Energienetze
Stichworte: Elektricitätswerk Unterelbe AG; Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft; AEG; Altona; Provinz Schleswig-Holstein; Schulau; Kraftwerk Neumühlen; Kraftwerk Schulau; Heizkraftwerk Wedel; Kreis Pinneberg; Überlandversorgung; Doppelfreileitung; Umspannwerk Elmshorn; Kupferseil; Einebenenmast; Einzelfundament; Donaumast; Uetersen; Pinnau; Tragmast
Quelle(n)
- A. Milich / W. Petersen, Das neue Kraftwerk Schulau der Elektricitätswerk Unterelbe A.G.; in : Elektrotechnische Zeitschrift 50(1929), Heft 18, S. 633-643
- H. G. Schweppenhäuser, Die Elektrizitätswirtschaft in der Provinz Schleswig-Holstein; in: Elektrotechnische Zeitschrift 55(1934), Heft 28, S. 693-695