Fernmeldeturm Kulpenberg_Bild 1
2017 Norbert Gilson
23.12.2020

Fernmeldeturm Kulpenberg

B85 (Abzweig), 06567 Kyffhäuserland

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VDE Ausschuss Geschichte der Elektrotechnik
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Der als Relaisstation zwischen dem Fernmeldeturm Petersberg bei Halle und dem Sender Brocken dienende Fernmeldeturm auf dem Kulpenberg im Kyffhäusergebirge, der Mitte der 1960er Jahre in Betrieb ging, dokumentiert die Ausweitung des Richtfunkverkehrs zur Übermittlung von Bild- und Tonsignalen für Rundfunk und Fernsehen sowie für den Fernsprech-Weitverkehr.

Beschreibung


erbaut: 1959-64
Bauherr: Deutsche Post
Architekten: Kurt Nowotny, Hermann Rühle, Johannes Braune

Mit 473 m über NN ist der Kulpenberg die höchste Erhebung des Kyffhäusergebirges, Ende der 1950er Jahre idealer Standort zur Aufstellung eines Fernmeldeturms, der als Relaisstation zur Übermittlung von Bild- und Tonsignalen für Rundfunk und Fernsehen sowie von Richtfunksignalen für den Fernsprech-Weitverkehr dienen sollte. Der Turm wurde vom Amt für Projektierung der Deutschen Post Dresden geplant und in den Jahren von 1959 bis 1964 vom VEB Spezialbau Leipzig ausgeführt. Um den in einem landschaftlich reizvollen Naturschutz- und Erholungsgebiet gelegenen Turm auch den Feriengästen und Naturfreunden zugänglich zu machen, erhielt er das erste Fernsehturmrestaurant der DDR.

Da die Gestaltung des Turms in erster Linie von den Erfordernissen der Richtfunktechnik bestimmt wurde, ließen sich die architektonischen Gesichtspunkte für eine gute Gesamtproportion nur zum Teil erfüllen. Wie der Chefarchitekt, Kurt Nowotny, im Juli 1962 berichtete, „wirkte die schnelle Weiterentwicklung des Funkwesens ständig auf Planung und Baudurchführung ein”, so dass „die voranschreitenden Technik dem Bauwerk ihre markanten und spezifischen Eigenschaften unerbittlich aufprägte”.

Der Turm wurde auf einem 1,20 m hohen Ringfundament mit einem Außendurchmesser von 15 m gegründet. Der Fundamentring trägt eine 8 m hohe Kegelschale, die von einer 30 cm dicken Kreisringschale abgeschlossen wird und in den unteren Schaft überleitet. Der Schaft des 92 m hohen Turms besteht aus zwei ineinandergeschobenen Stahlbetonrohren von 6,50 m und 4 m Durchmesser, die in 61,50 m über Terrain durch einen 3,10 m hohen Kastenringträger zusammengefügt werden. Der obere Schaft trägt in 92 m Höhe den 50 m hohen Antennenträger. Der am Kastenringträger montierte Turmkopf wurde erstmals aus Stahlbetonfertigteilen aufgebaut. Für die Außenflächen des Turmkopfs wurden geschosshohe Leichtmetallelemente verwendet. Die vier unteren Geschosse des Turmkopfes dienten der Aufnahme der funktechnischen Anlagen, in dem darüber liegenden Cafégeschoss mit 70 Sitzplätzen waren alle notwendigen gastronomischen Einrichtungen untergebracht. Den Abschluss des Turmkopfes bildet eine über dem Café gelegene Aussichtsplattform. Die zur Aufnahme der Richtfunkantennen dienenden Ringplattformen sind ebenfalls aus Fertigteilen zusammengesetzt.

Der 1964 in Betrieb genommene Turm wurde zu DDR-Zeit jährlich von etwa 200.000 Touristen besucht. Heute gehört der Fernsehturm der Deutschen Funkturm GmbH, einer Tochtergesellschaft der Deutschen Telekom AG. Das Betriebsgelände und auch der Turm sind der Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich. Von hier aus werden die analogen Radioprogramme der »Landeswelle Thüringen« und von »Antenne Thüringen« sowie eine Reihe digitaler Radioprogramme ausgestrahlt.

Informationsstand: 10.02.2018
Schlagworte: Sendeanlagen; Informations- und Kommunikationstechnik (IKT); Nachrichten- und Kommunikationstechnik; Fernseh- / Fernmeldetürme
Stichworte: Fernsehturm; Deutsche Post; Kurt Nowotny; Hermann Rühle; Johannes Braune; Kulpenberg; Kyffhäusergebirge; Fernmeldeturm; Relaisstation; Richtfunksignal; Amt für Projektierung der Deutschen Post Dresden; VEB Spezialbau Leipzig; Fernsehturmrestaurant; Richtfunktechnik; Ringfundament; Kegelschale; Kreisringschale; Stahlbetonrohr; Kastenringträger; Antennenträger; Turmkopf; Stahlbetonfertigteile; Leichtmetallelemente; Aussichtsplattform; Cafégeschoss; Richtfunkantenne; Deutsche Funkturm GmbH; Deutsche Telekom AG; Landeswelle Thüringen; Antenne Thüringen
 

Quelle(n)

  • Kurt Nowotny [u.a.], Konstruktion und Ausführung des Richtfunkturmes Kulpenberg; in: Bauplanung - Bautechnik 16(1962), Heft 7, S. 355-359 und Heft 8, S. 375-377
  • Volker Rödel, Reclams Führer zu den Denkmalen der Industrie und Technik in Deutschland. Bd. 2. Neue Länder, Berlin / Stuttgart 1998

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