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11.10.2018 Kurzinformation

Smart Information: Daten als Revoluzzer

Die Digitalisierung wirbelt ganze Branchen durcheinander. Im Zentrum stehen Daten. Wer sie in großen Mengen erfasst und intelligent analysiert, kann darauf neue Geschäftsmodelle bauen.

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Wir leben in einer Zeit, in der die Digitalisierung die Gesellschaft weltweit in beispielloser Weise verändert und sich nachhaltig darauf auswirkt, wie wir arbeiten und miteinander kommunizieren“, sagt Stefan Höchbauer, der bei SAP für die Leitung der Region Mittel- und Osteuropa zuständig ist. Technologische Innovationen wie das Internet der Dinge, Big Data, Blockchain, künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen revolutionierten ganze Branchen, so Höchbauer.

Welche Auswirkungen die Digitalisierung haben kann, haben einige von ihnen bereits erfahren. Man muss nur mal Einzelhändler nach Amazon, Hoteliers nach Airbnb oder Taxifahrer nach Uber fragen. Und selbst Großhändler spüren die Konkurrenz durch Webshops. Die Grundlage der Revolution sind Daten. Unternehmen, die ganze Industrien durcheinanderwirbeln, fertigen keine eigenen Produkte mehr. Ihr Schlüssel zum Erfolg sind die Informationen über die Kunden – oder auch über Dinge.

Diese Möglichkeiten nutzt zum Beispiel das Unternehmen Kaiserwetter. Zu dessen Kunden zählen Investmentfonds, private Investoren oder Banken. Diese holen sich von Kaiserwetter die notwendigen Informationen, um zu wissen, in welche Energieanlagen sie investieren sollten. Durch den Einsatz von Big-Data-Technologien hat Kaiserwetter technische und finanzielle Daten aus jeder Art von energieerzeugenden Anlagen sowie Klimafaktoren auf einer Plattform zusammengeführt. Mithilfe der daraus entstehenden Analyse können die Investoren nun fundierte Entscheidungen treffen.

Doch auch Unternehmen, die noch klassisch Dinge produzieren, können durch Daten ihren Weg in die digitale Transformation gehen. Ein Beispiel sind Maschinenbauer. Mit Daten, die diese von ihren beim Kunden installierten Maschinen erfassen, lassen sich nicht nur Wartungsprozesse verbessern. Sie können auch genutzt werden, um auf deren Basis neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. So können die Maschinenbauer zum Beispiel ihre Produkte vermieten und nutzungsbasiert abrechnen – statt sie wie bisher zu verkaufen. Der Maschinenproduzent wird zum Dienstleister.

Daten sind die neue Währung

„Im digitalen Zeitalter sind Daten die neue Währung in der Geschäftswelt“, sagt Höchbauer. Unternehmen, die das Potenzial ihrer Daten schneller und effektiver als ihre Mitbewerber nutzen könnten, würden von den Möglichkeiten der Digitalisierung profitieren. Die Unternehmensdaten bilden laut dem SAP-Manager den Ausgangspunkt für einen positiven Kreislauf: „Unternehmen kombinieren die Geschäftsdaten aus ihren internen Systemen mit externen Echtzeitinformationen, um intelligente Algorithmen zu trainieren. Diese wiederum sind in ihre zentralen Geschäftsprozesse eingebettet, sodass Unternehmen relevante Ereignisse besser erkennen und in Echtzeit darauf reagieren können.“

Diese Möglichkeiten sind nicht nur großen Organisationen vorbehalten. Mittelständische Firmen können ebenfalls von den Vorteilen moderner Technologien und einer intelligenten Datenanalyse profitieren. 40 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen arbeiten bereits an Digitalisierungsprojekten. Weitere 41 Prozent befinden sich in der Planungsphase. Das sind Ergebnisse einer Studie des Marktforschungshauses techconsult, für die 216 deutsche Firmen befragt wurden. „Der Mittelstand ist auf dem Weg in die digitale Zukunft“, so das Fazit der Autoren. Unternehmen dieser Größe sind sogar besonders gut geeignet, um zu digitalisieren. Sie sind flexibler als die großen Konzernschiffe und reagieren schneller auf neue Anforderungen. Flexibilität und Agilität gehören zur Ausrüstung, um den Weg in die digitale Transformation erfolgreich zu bestreiten. Zudem sollten Unternehmen Kreativität fördern und risikofreudig sein.

Auf dem Weg in die digitale Zukunft

„Digitalisierung ist eine Haltung: optimistisch, neugierig, mit gesunder Fehlerkultur, offen für Kooperationen“, sagt Oliver Tuszik, Geschäftsführer von Cisco Deutschland. „Das kann sich jedes Unternehmen leisten, egal wie groß es ist.“ Die notwendigen Technologien werden für Mittelständler ebenfalls zunehmend erschwinglich. Dank der Cloud können sie nun auf IT-Leistungen zurückgreifen, die früher nur den großen Unternehmen zur Verfügung standen.

Einzig wenn es um das passende Personal geht, ist der Mittelstand meist noch im Nachteil. Denn wer sein Unternehmen für die digitale Zukunft bereit machen möchte, braucht IT-Experten. Gefragt sind vor allem Datenspezialisten, Softwareentwickler und Spezialisten für IT-Sicherheit. Diese sind allerdings auch bei den Großunternehmen heiß begehrt. Und gegen die haben es die kleineren Firmen im Kampf um die besten Talente schwer, weil die Großen oft mit besseren Konditionen locken. Um in der digitalen Revolution einer der Anführer zu sein, heißt es jetzt anpacken. Das gilt für Mitarbeiter und Unternehmen ebenso wie für die Politik.

Der Beitrag ist im VDE dialog – Das Technologie-Magazin, Ausgabe 4/2018, erschienen. Der Autor Markus Strehlitz schreibt als freier Journalist hauptsächlich über Informationstechnologie.