Der VDE versteht Künstliche Intelligenz als eine europäische Herausforderung: Auch im Fachgespräch „AI made in Europe“ ging es vor allem um die Herausforderung, im globalen Wettbewerb einen europäischen Ansatz für KI zu etablieren. Gast des Fachgesprächs war der Mathematiker und Autor der französischen KI-Strategie, Cédric Villani. Die aktuelle Entwicklung der KI fasste er polarisierend zusammen: Das europäische KI-Wissen lande monetär in den Taschen der Amerikaner. Erfahrungen der Spitzenforscher in der Privatwirtschaft seien zwar wichtig, doch endeten diese zu oft in einer Einbahnstraße bei Facebook, Amazon, Google & Co. Ein Grund seien die astronomischen Gehälter, die die amerikanischen Giga-Konzerne bereit seien zu zahlen. So werde der öffentlichen Forschung in Europa Wissen entzogen und auch die Wertschöpfung fände auf der anderen Seite des Atlantiks statt. Hier seien Forschungseinrichtungen in Europa gefordert, kreative Möglichkeiten zu finden, um die Experten in der Heimat zu halten.
Der KI-Koordinator des VDE, Sebastian Hallensleben, nutzte das Fachgespräch, um mit Cédric Villani und Bernhard Schölkopf vom Max-Planck-Institut für Intelligente System über die Möglichkeiten einer europäischen KI-Strategie zu sprechen. Dabei wurde deutlich, dass sich die deutschen und französischen Strategien ergänzen. Durch den Austausch von Wissenschaftlern lassen sich Synergien nutzen. Im Fokus steht dabei der globale Wettbewerb um bessere, vor allem auch datensparsame KI-Algorithmen sowie als Ziel der wirtschaftlich, sozial und ökologisch nachhaltiger Einsatz von KI.
Hier geht es auch um ethische Grundfragen. Dabei zeigt sich, dass nur ein Konsens den anspruchsvollen KI-Anwendungen zum Durchbruch verhilft. Diesen Gedanken verfolgt der VDE auch auf internationaler Ebene. So ist Sebastian Hallensleben Vorsitzender der neuen IEC-Kommission für die Ethik autonomer Systeme (IEC SEG10), in der Vertreter aus der ganzen Welt zusammenarbeiten. Auf Leitungsebene besteht dazu eine Kollaboration mit China. Ihr Ziel ist es, Gemeinsamkeiten auszuloten, grundsätzliche Unterschiede klar zu beschreiben und diese mit Normen und Standards für eine globalisierte Wirtschaft handhabbar zu machen.